Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Heliotropium minus supinum, C.B. Pit. Tournef.

Heliotropium minus quorundam, sive supinum, J.B.

Heliotropium supinum, Clusii & Lobelii Ger. Dod. Raji Hist.

Heliotropium humi sparsum, Lugd.

Die treibet einen Hauffen Stengel, die fast der Hand lang und schwach, liegen auf dem Boden herum, sind ästig und ein wenig wollig. Ihre Blätter sind der ersten ihren gleich, jedoch viel kleiner: die Blüten sind gleichfalls gekrümmt als wie ein Scorpionsschwantz und stehen auf den Spitzen ihrer Stengel, sehen weiß. Die darauf folgenden Samen sind nicht, als wie die an der ersten, vier und viere an einander gefüget, sondern es wächst gemeiniglich ein ieder alleine, bisweilen doch auch zweye bey einander: sie sind viel dicker, braunroth, und in eine häutige Hülse gewickelt. Die Wurtzel ist klein, sieht schwärtzlicht aussenher.

Beyde Arten wachsen auf dem Felde, und an den Wegen, an steinigen Orten und an den Gebäuden: sie führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienen zum zertheilen und zur Vertreibung der Wartzen, wann sie im April gesammlet werden, in welchem Monat sie in ihrer besten Kraft stehen; sie widerstehen dem kalten Brande, reinigen die garstigen und faulen Schäden, sind gut zu den Kröpfen, zum Zipferlein, zu Stillung des Kopfwehes, wann sie aufgeleget werden. Sie werden auch innerlich gebraucht, den Harn und der Weiber monatliche Reinigung zu treiben.

Heliotropium kommt von elios, Sol, die Sonne, und trepo, verto, ich kehre, oder wende mich: dann das Wartzenkraut blühet im Sommer, wann Tag und Nacht gleich sind.

Heliotropius lapis.

Heliotropius, sive Jaspis orientalis, Boet. de Boot.

frantzösisch, Pierre d'Heliotrope.

Ist ein köstlicher Stein, grün von Farbe mit blutrothen Puncten oder Adern quer durchzogen. Er pfleget unter den Jaspissteinen, die eben nicht die schönsten sind, zu wachsen, desgleichen unter dem Stein Prasius. Ja oftmahls giebt er selbst die Mutter und Materie zum Prasius, Schmaragd und andern grünen Edelsteinen. Er findet sich in Indien, in Ethiopien, in Africa, in Cypren, und auch gar in Teutschland.

Er dienet, wie alle andere alkalische Materien, wann er subtil ist abgerieben worden, den Durchlauff und Blutstürtzungen zu verstellen: desgleichen die Säure zu dampfen und zu absorbiren. Uberdiß werden ihm noch sonderliche Haupt-Hertz und Magen stärckende Kräfte zugeschrieben: auch soll er dem Gifte widerstehen, wider das böse Wesen gut seyn, die Dauung befördern, und verwehren daß der Stein nicht wachsen kan. Allein, alle diese Tugenden will die Erfahrung nicht bestätigen.

Heliotropius kommt von elios, Sol, die Sonne, und trepo, verto, ich kehre mich, wende mich, als ob es heissen solte, ein Stein, der sich nach der Sonne kehrt. Plinius spricht, es sey ihm dieser Name deshalben gegeben worden, dieweil [Spaltenumbruch] er, in ein Faß voll Wasser gelegt und an die Sonne gestellet, eine blutrothe Farbe von sich strahlen soll. Allein, dieser Autor wird sich wol mit seiner Erfahrung geirret haben, oder es müsten diese Steine zu seiner Zeit eine gantz andere Natur gehabt haben, als wie die unsrigen: dann, die wir ietzund zu Gesichte bekommen, wollen uns dergleichen nichts nicht weisen.

Helleborine.

Helleborine, Dod. Ger. Raji Hist.

Helleborine montana laetifolia, C.B. Pit. Tournef.

Helleborine Dodonaei, J.B.

Epipactis, sive Elleborine, Cam. Ep.

Damasconium calliphyllon, Cam. Ep.

frantzösisch, Elleborine.

teutsch, Frauen Stuhl, wilde Nieserwurtz.

Ist ein Kraut, das einen oder mehr anderthalben Fuß hohe Stengel treibet, die sind rund, und ohne Zweige; sehen, als ob sie mit Mehle bestreuet wären. Seine Blätter sehen als wie die an der weissen Niesewurtzel, sind aber um ein gutes kleiner, ohne Stiel, voll Adern und bitter von Geschmack. Die Blüten sitzen an den Stengeln und zieren dieselbigen von der Mitten an bis in die Spitze hinauf, und stehen weit von einander, wechselweise dran. Jedwede bestehet aus sechs ungleichen, weissen und goldfarbigen Blättern: wann dann dieselbigen vergangen, so wird ihr Kelch zu einer Frucht, die bald wie eine dreyseitige Laterne siehet. Sie beschleust gar dünne Samen, den Sägespänen nicht ungleich: die Wurtzel bestehet aus einem Hauffen weisser und bitter schmeckender Zasern. Es wächst an bergichten und schattigen Orten: führet viel Oel und Sal essentiale.

Es reiniget und dienet zu den Wunden.

Helleborine ist das deminutivum von Helleborus, und dem Gewächse dieser Name um deswillen mitgetheilet worden, weil es das Ansehen hat, als ob desselben Blätter von den Blättern der weissen Niesewurtzel sonst gar nicht unterschieden wären, als daß sie kleiner.

Helleborus niger.

Helleborus niger, Adv. Lob.

Helleborus niger verus, Ger. Park. Raji Hist.

Helleborus niger legitimus, Clus. Hist.

Helleborum nigrum, Matth. Cast. Lugd. Cam.

Helleborus niger flore roseo, C.B.

Helleborus niger flore albo, interdumetiam valde rubente, J.B.

Helleborus niger angustioribus foliis, Pit. Tournef.

frantzösisch, Ellebore noir.

teutsch, schwartze Nieswurtz, Christwurtz.

Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, runde Stiele treibet, die voller Saft und wie die Serpentaria mit purperrothen Tüpfeln bezeichnet sind, träget iedes neun Blätter, die als wie eine offene Hand geordnet, und ziemlich starck und dicke sind, sehr grüne, glatt, und an dem Rande ausgezackt. Zwischen den Stengeln erhebet sich ein Stengel, einer Hand lang, der ist fleckigt, voll Saft, und träget ziemlich breite fünffblättrige Blumen in Rosenform, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Heliotropium minus supinum, C.B. Pit. Tournef.

Heliotropium minus quorundam, sive supinum, J.B.

Heliotropium supinum, Clusii & Lobelii Ger. Dod. Raji Hist.

Heliotropium humi sparsum, Lugd.

Die treibet einen Hauffen Stengel, die fast der Hand lang und schwach, liegen auf dem Boden herum, sind ästig und ein wenig wollig. Ihre Blätter sind der ersten ihren gleich, jedoch viel kleiner: die Blüten sind gleichfalls gekrümmt als wie ein Scorpionsschwantz und stehen auf den Spitzen ihrer Stengel, sehen weiß. Die darauf folgenden Samen sind nicht, als wie die an der ersten, vier und viere an einander gefüget, sondern es wächst gemeiniglich ein ieder alleine, bisweilen doch auch zweye bey einander: sie sind viel dicker, braunroth, und in eine häutige Hülse gewickelt. Die Wurtzel ist klein, sieht schwärtzlicht aussenher.

Beyde Arten wachsen auf dem Felde, und an den Wegen, an steinigen Orten und an den Gebäuden: sie führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienen zum zertheilen und zur Vertreibung der Wartzen, wann sie im April gesammlet werden, in welchem Monat sie in ihrer besten Kraft stehen; sie widerstehen dem kalten Brande, reinigen die garstigen und faulen Schäden, sind gut zu den Kröpfen, zum Zipferlein, zu Stillung des Kopfwehes, wann sie aufgeleget werden. Sie werden auch innerlich gebraucht, den Harn und der Weiber monatliche Reinigung zu treiben.

Heliotropium kommt von ἥλιος, Sol, die Sonne, und τρέπω, verto, ich kehre, oder wende mich: dann das Wartzenkraut blühet im Sommer, wann Tag und Nacht gleich sind.

Heliotropius lapis.

Heliotropius, sive Jaspis orientalis, Boet. de Boot.

frantzösisch, Pierre d'Heliotrope.

Ist ein köstlicher Stein, grün von Farbe mit blutrothen Puncten oder Adern quer durchzogen. Er pfleget unter den Jaspissteinen, die eben nicht die schönsten sind, zu wachsen, desgleichen unter dem Stein Prasius. Ja oftmahls giebt er selbst die Mutter und Materie zum Prasius, Schmaragd und andern grünen Edelsteinen. Er findet sich in Indien, in Ethiopien, in Africa, in Cypren, und auch gar in Teutschland.

Er dienet, wie alle andere alkalische Materien, wann er subtil ist abgerieben worden, den Durchlauff und Blutstürtzungen zu verstellen: desgleichen die Säure zu dampfen und zu absorbiren. Uberdiß werden ihm noch sonderliche Haupt-Hertz und Magen stärckende Kräfte zugeschrieben: auch soll er dem Gifte widerstehen, wider das böse Wesen gut seyn, die Dauung befördern, und verwehren daß der Stein nicht wachsen kan. Allein, alle diese Tugenden will die Erfahrung nicht bestätigen.

Heliotropius kommt von ἥλιος, Sol, die Sonne, und τρέπω, verto, ich kehre mich, wende mich, als ob es heissen solte, ein Stein, der sich nach der Sonne kehrt. Plinius spricht, es sey ihm dieser Name deshalben gegeben worden, dieweil [Spaltenumbruch] er, in ein Faß voll Wasser gelegt und an die Sonne gestellet, eine blutrothe Farbe von sich strahlen soll. Allein, dieser Autor wird sich wol mit seiner Erfahrung geirret haben, oder es müsten diese Steine zu seiner Zeit eine gantz andere Natur gehabt haben, als wie die unsrigen: dann, die wir ietzund zu Gesichte bekommen, wollen uns dergleichen nichts nicht weisen.

Helleborine.

Helleborine, Dod. Ger. Raji Hist.

Helleborine montana lætifolia, C.B. Pit. Tournef.

Helleborine Dodonæi, J.B.

Epipactis, sive Elleborine, Cam. Ep.

Damasconium calliphyllon, Cam. Ep.

frantzösisch, Elleborine.

teutsch, Frauen Stuhl, wilde Nieserwurtz.

Ist ein Kraut, das einen oder mehr anderthalben Fuß hohe Stengel treibet, die sind rund, und ohne Zweige; sehen, als ob sie mit Mehle bestreuet wären. Seine Blätter sehen als wie die an der weissen Niesewurtzel, sind aber um ein gutes kleiner, ohne Stiel, voll Adern und bitter von Geschmack. Die Blüten sitzen an den Stengeln und zieren dieselbigen von der Mitten an bis in die Spitze hinauf, und stehen weit von einander, wechselweise dran. Jedwede bestehet aus sechs ungleichen, weissen und goldfarbigen Blättern: wann dann dieselbigen vergangen, so wird ihr Kelch zu einer Frucht, die bald wie eine dreyseitige Laterne siehet. Sie beschleust gar dünne Samen, den Sägespänen nicht ungleich: die Wurtzel bestehet aus einem Hauffen weisser und bitter schmeckender Zasern. Es wächst an bergichten und schattigen Orten: führet viel Oel und Sal essentiale.

Es reiniget und dienet zu den Wunden.

Helleborine ist das deminutivum von Helleborus, und dem Gewächse dieser Name um deswillen mitgetheilet worden, weil es das Ansehen hat, als ob desselben Blätter von den Blättern der weissen Niesewurtzel sonst gar nicht unterschieden wären, als daß sie kleiner.

Helleborus niger.

Helleborus niger, Adv. Lob.

Helleborus niger verus, Ger. Park. Raji Hist.

Helleborus niger legitimus, Clus. Hist.

Helleborum nigrum, Matth. Cast. Lugd. Cam.

Helleborus niger flore roseo, C.B.

Helleborus niger flore albo, interdumetiam valde rubente, J.B.

Helleborus niger angustioribus foliis, Pit. Tournef.

frantzösisch, Ellebore noir.

teutsch, schwartze Nieswurtz, Christwurtz.

Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, runde Stiele treibet, die voller Saft und wie die Serpentaria mit purperrothen Tüpfeln bezeichnet sind, träget iedes neun Blätter, die als wie eine offene Hand geordnet, und ziemlich starck und dicke sind, sehr grüne, glatt, und an dem Rande ausgezackt. Zwischen den Stengeln erhebet sich ein Stengel, einer Hand lang, der ist fleckigt, voll Saft, und träget ziemlich breite fünffblättrige Blumen in Rosenform, [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0282"/>
          <cb type="start"/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Heliotropium minus supinum,</hi> C.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Heliotropium minus quorundam, sive supinum,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Heliotropium supinum,</hi> Clusii &amp; Lobelii Ger. Dod. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Heliotropium humi sparsum,</hi> Lugd.</hi> </p><lb/>
          <p>Die treibet einen Hauffen Stengel, die fast der Hand lang und schwach, liegen auf dem Boden herum, sind ästig und ein wenig wollig. Ihre Blätter sind der ersten ihren gleich, jedoch viel kleiner: die Blüten sind gleichfalls gekrümmt als wie ein Scorpionsschwantz und stehen auf den Spitzen ihrer Stengel, sehen weiß. Die darauf folgenden Samen sind nicht, als wie die an der ersten, vier und viere an einander gefüget, sondern es wächst gemeiniglich ein ieder alleine, bisweilen doch auch zweye bey einander: sie sind viel dicker, braunroth, und in eine häutige Hülse gewickelt. Die Wurtzel ist klein, sieht schwärtzlicht aussenher.</p><lb/>
          <p>Beyde Arten wachsen auf dem <hi rendition="#fr">Felde,</hi> und an den <hi rendition="#fr">Wegen,</hi> an <hi rendition="#fr">steinigen Orten</hi> und an den <hi rendition="#fr">Gebäuden:</hi> sie führen viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie dienen zum zertheilen und zur Vertreibung der Wartzen, wann sie im April gesammlet werden, in welchem Monat sie in ihrer besten Kraft stehen; sie widerstehen dem kalten Brande, reinigen die garstigen und faulen Schäden, sind gut zu den Kröpfen, zum Zipferlein, zu Stillung des Kopfwehes, wann sie aufgeleget werden. Sie werden auch innerlich gebraucht, den Harn und der Weiber monatliche Reinigung zu treiben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Heliotropium</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F25;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2;, Sol,</hi> die <hi rendition="#fr">Sonne,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03C4;&#x03C1;&#x1F73;&#x03C0;&#x03C9;, verto,</hi> <hi rendition="#fr">ich kehre,</hi> oder <hi rendition="#fr">wende mich:</hi> dann das Wartzenkraut blühet im Sommer, wann Tag und Nacht gleich sind.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Heliotropius lapis.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Heliotropius, sive Jaspis orientalis,</hi> Boet. de Boot.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pierre d'Heliotrope.</hi></hi></p><lb/>
          <p>Ist ein köstlicher Stein, grün von Farbe mit blutrothen Puncten oder Adern quer durchzogen. Er pfleget unter den Jaspissteinen, die eben nicht die schönsten sind, zu wachsen, desgleichen unter dem Stein <hi rendition="#i">Prasius.</hi> Ja oftmahls giebt er selbst die Mutter und Materie zum <hi rendition="#i">Prasius,</hi> Schmaragd und andern grünen Edelsteinen. Er findet sich in <hi rendition="#fr">Indien,</hi> in <hi rendition="#fr">Ethiopien,</hi> in <hi rendition="#fr">Africa,</hi> in <hi rendition="#fr">Cypren,</hi> und auch gar in <hi rendition="#fr">Teutschland.</hi></p><lb/>
          <p>Er dienet, wie alle andere alkalische Materien, wann er subtil ist abgerieben worden, den Durchlauff und Blutstürtzungen zu verstellen: desgleichen die Säure zu dampfen und zu <hi rendition="#i">absorbi</hi>ren. Uberdiß werden ihm noch sonderliche Haupt-Hertz und Magen stärckende Kräfte zugeschrieben: auch soll er dem Gifte widerstehen, wider das böse Wesen gut seyn, die Dauung befördern, und verwehren daß der Stein nicht wachsen kan. Allein, alle diese Tugenden will die Erfahrung nicht bestätigen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Heliotropius</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F25;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2;, Sol,</hi> die <hi rendition="#fr">Sonne,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03C4;&#x03C1;&#x1F73;&#x03C0;&#x03C9;, verto,</hi> <hi rendition="#fr">ich kehre mich, wende mich,</hi> als ob es heissen solte, ein <hi rendition="#fr">Stein, der sich nach der Sonne kehrt.</hi> <hi rendition="#i">Plinius</hi> spricht, es sey ihm dieser Name deshalben gegeben worden, dieweil <cb/>
er, in ein Faß voll Wasser gelegt und an die Sonne gestellet, eine blutrothe Farbe von sich strahlen soll. Allein, dieser Autor wird sich wol mit seiner Erfahrung geirret haben, oder es müsten diese Steine zu seiner Zeit eine gantz andere Natur gehabt haben, als wie die unsrigen: dann, die wir ietzund zu Gesichte bekommen, wollen uns dergleichen nichts nicht weisen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Helleborine.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborine,</hi> Dod. Ger. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborine montana lætifolia,</hi> C.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborine Dodonæi,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Epipactis, sive Elleborine,</hi> Cam. Ep.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Damasconium calliphyllon,</hi> Cam. Ep.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Elleborine.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Frauen Stuhl, wilde Nieserwurtz.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das einen oder mehr anderthalben Fuß hohe Stengel treibet, die sind rund, und ohne Zweige; sehen, als ob sie mit Mehle bestreuet wären. Seine Blätter sehen als wie die an der weissen Niesewurtzel, sind aber um ein gutes kleiner, ohne Stiel, voll Adern und bitter von Geschmack. Die Blüten sitzen an den Stengeln und zieren dieselbigen von der Mitten an bis in die Spitze hinauf, und stehen weit von einander, wechselweise dran. Jedwede bestehet aus sechs ungleichen, weissen und goldfarbigen Blättern: wann dann dieselbigen vergangen, so wird ihr Kelch zu einer Frucht, die bald wie eine dreyseitige Laterne siehet. Sie beschleust gar dünne Samen, den Sägespänen nicht ungleich: die Wurtzel bestehet aus einem Hauffen weisser und bitter schmeckender Zasern. Es wächst an <hi rendition="#fr">bergichten</hi> und <hi rendition="#fr">schattigen Orten:</hi> führet viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Es reiniget und dienet zu den Wunden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Helleborine</hi> ist das <hi rendition="#i">deminutivum</hi> von <hi rendition="#i">Helleborus,</hi> und dem Gewächse dieser Name um deswillen mitgetheilet worden, weil es das Ansehen hat, als ob desselben Blätter von den Blättern der weissen Niesewurtzel sonst gar nicht unterschieden wären, als daß sie kleiner.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Helleborus niger.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborus niger,</hi> Adv. Lob.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborus niger verus,</hi> Ger. Park. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborus niger legitimus,</hi> Clus. Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborum nigrum,</hi> Matth. Cast. Lugd. Cam.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborus niger flore roseo,</hi> C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborus niger flore albo, interdumetiam valde rubente,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helleborus niger angustioribus foliis,</hi> Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ellebore noir.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">schwartze Nieswurtz, Christwurtz.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, runde Stiele treibet, die voller Saft und wie die <hi rendition="#i">Serpentaria</hi> mit purperrothen Tüpfeln bezeichnet sind, träget iedes neun Blätter, die als wie eine offene Hand geordnet, und ziemlich starck und dicke sind, sehr grüne, glatt, und an dem Rande ausgezackt. Zwischen den Stengeln erhebet sich ein Stengel, einer Hand lang, der ist fleckigt, voll Saft, und träget ziemlich breite fünffblättrige Blumen in Rosenform, <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0282] Heliotropium minus supinum, C.B. Pit. Tournef. Heliotropium minus quorundam, sive supinum, J.B. Heliotropium supinum, Clusii & Lobelii Ger. Dod. Raji Hist. Heliotropium humi sparsum, Lugd. Die treibet einen Hauffen Stengel, die fast der Hand lang und schwach, liegen auf dem Boden herum, sind ästig und ein wenig wollig. Ihre Blätter sind der ersten ihren gleich, jedoch viel kleiner: die Blüten sind gleichfalls gekrümmt als wie ein Scorpionsschwantz und stehen auf den Spitzen ihrer Stengel, sehen weiß. Die darauf folgenden Samen sind nicht, als wie die an der ersten, vier und viere an einander gefüget, sondern es wächst gemeiniglich ein ieder alleine, bisweilen doch auch zweye bey einander: sie sind viel dicker, braunroth, und in eine häutige Hülse gewickelt. Die Wurtzel ist klein, sieht schwärtzlicht aussenher. Beyde Arten wachsen auf dem Felde, und an den Wegen, an steinigen Orten und an den Gebäuden: sie führen viel Oel und Sal essentiale. Sie dienen zum zertheilen und zur Vertreibung der Wartzen, wann sie im April gesammlet werden, in welchem Monat sie in ihrer besten Kraft stehen; sie widerstehen dem kalten Brande, reinigen die garstigen und faulen Schäden, sind gut zu den Kröpfen, zum Zipferlein, zu Stillung des Kopfwehes, wann sie aufgeleget werden. Sie werden auch innerlich gebraucht, den Harn und der Weiber monatliche Reinigung zu treiben. Heliotropium kommt von ἥλιος, Sol, die Sonne, und τρέπω, verto, ich kehre, oder wende mich: dann das Wartzenkraut blühet im Sommer, wann Tag und Nacht gleich sind. Heliotropius lapis. Heliotropius, sive Jaspis orientalis, Boet. de Boot. frantzösisch, Pierre d'Heliotrope. Ist ein köstlicher Stein, grün von Farbe mit blutrothen Puncten oder Adern quer durchzogen. Er pfleget unter den Jaspissteinen, die eben nicht die schönsten sind, zu wachsen, desgleichen unter dem Stein Prasius. Ja oftmahls giebt er selbst die Mutter und Materie zum Prasius, Schmaragd und andern grünen Edelsteinen. Er findet sich in Indien, in Ethiopien, in Africa, in Cypren, und auch gar in Teutschland. Er dienet, wie alle andere alkalische Materien, wann er subtil ist abgerieben worden, den Durchlauff und Blutstürtzungen zu verstellen: desgleichen die Säure zu dampfen und zu absorbiren. Uberdiß werden ihm noch sonderliche Haupt-Hertz und Magen stärckende Kräfte zugeschrieben: auch soll er dem Gifte widerstehen, wider das böse Wesen gut seyn, die Dauung befördern, und verwehren daß der Stein nicht wachsen kan. Allein, alle diese Tugenden will die Erfahrung nicht bestätigen. Heliotropius kommt von ἥλιος, Sol, die Sonne, und τρέπω, verto, ich kehre mich, wende mich, als ob es heissen solte, ein Stein, der sich nach der Sonne kehrt. Plinius spricht, es sey ihm dieser Name deshalben gegeben worden, dieweil er, in ein Faß voll Wasser gelegt und an die Sonne gestellet, eine blutrothe Farbe von sich strahlen soll. Allein, dieser Autor wird sich wol mit seiner Erfahrung geirret haben, oder es müsten diese Steine zu seiner Zeit eine gantz andere Natur gehabt haben, als wie die unsrigen: dann, die wir ietzund zu Gesichte bekommen, wollen uns dergleichen nichts nicht weisen. Helleborine. Helleborine, Dod. Ger. Raji Hist. Helleborine montana lætifolia, C.B. Pit. Tournef. Helleborine Dodonæi, J.B. Epipactis, sive Elleborine, Cam. Ep. Damasconium calliphyllon, Cam. Ep. frantzösisch, Elleborine. teutsch, Frauen Stuhl, wilde Nieserwurtz. Ist ein Kraut, das einen oder mehr anderthalben Fuß hohe Stengel treibet, die sind rund, und ohne Zweige; sehen, als ob sie mit Mehle bestreuet wären. Seine Blätter sehen als wie die an der weissen Niesewurtzel, sind aber um ein gutes kleiner, ohne Stiel, voll Adern und bitter von Geschmack. Die Blüten sitzen an den Stengeln und zieren dieselbigen von der Mitten an bis in die Spitze hinauf, und stehen weit von einander, wechselweise dran. Jedwede bestehet aus sechs ungleichen, weissen und goldfarbigen Blättern: wann dann dieselbigen vergangen, so wird ihr Kelch zu einer Frucht, die bald wie eine dreyseitige Laterne siehet. Sie beschleust gar dünne Samen, den Sägespänen nicht ungleich: die Wurtzel bestehet aus einem Hauffen weisser und bitter schmeckender Zasern. Es wächst an bergichten und schattigen Orten: führet viel Oel und Sal essentiale. Es reiniget und dienet zu den Wunden. Helleborine ist das deminutivum von Helleborus, und dem Gewächse dieser Name um deswillen mitgetheilet worden, weil es das Ansehen hat, als ob desselben Blätter von den Blättern der weissen Niesewurtzel sonst gar nicht unterschieden wären, als daß sie kleiner. Helleborus niger. Helleborus niger, Adv. Lob. Helleborus niger verus, Ger. Park. Raji Hist. Helleborus niger legitimus, Clus. Hist. Helleborum nigrum, Matth. Cast. Lugd. Cam. Helleborus niger flore roseo, C.B. Helleborus niger flore albo, interdumetiam valde rubente, J.B. Helleborus niger angustioribus foliis, Pit. Tournef. frantzösisch, Ellebore noir. teutsch, schwartze Nieswurtz, Christwurtz. Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, runde Stiele treibet, die voller Saft und wie die Serpentaria mit purperrothen Tüpfeln bezeichnet sind, träget iedes neun Blätter, die als wie eine offene Hand geordnet, und ziemlich starck und dicke sind, sehr grüne, glatt, und an dem Rande ausgezackt. Zwischen den Stengeln erhebet sich ein Stengel, einer Hand lang, der ist fleckigt, voll Saft, und träget ziemlich breite fünffblättrige Blumen in Rosenform,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/282
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/282>, abgerufen am 24.11.2024.