Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Die Geschlechte oder tauben Nessel wachsen an den Wegen, und an den Mauern, in den Hecken, auf den Feldern, in den Gärten, um den Morast, und andernjungeschlachten Orten. Zur Artzney werden ihre Blätter und Blüten gebrauchet. Sie führen viel Oel, nicht eben gar viel Saltz.

Sie reinigen und halten an, sind gut zu Stillung des Durchlauffs, zu Vertreibung des weissen Flusses, wann sie abgesotten gebrauchet werden. Sie werden auch zum zertheilen, als ein Umschlag, oder als eine Bähung gebraucht.

Lamium kommt von dem griechischen Worte lamia, das bedeutet einen Kobolt, der auf hebräisch Lilith, genennet wird, damit man die Kinder zu fürchten macht, als ob er sie fressen wolte. Es ist aber die taube Nessel darum Lamium genennet worden, weil ihre Blüte wie eine Larve eines solchen Gespensts aussehen soll: daß also der Ursprung des Namens dieses Krautes nur von einem kindischen Einsalle hergenommen worden.

Lampetra.

Lampetra,

Muraena fluviatilis.

frantzösisch, Lamproye.

teutsch, Lamprete.

Ist ein Flußfisch, einiger masser als wie ein starcker Aal gestalt, der bey der Fischerey gar wol bekannt. Er ist etwan auf drittehalben Fuß lang, und so dicke als eines Kindes Arm. Sein Kopf hat vier Zoll im Diameter, und ist ovalrund. Die Leffzen sind dick, hart und starck. Sein Rachen ist bis an den Schlund mit harten spitzigen und ziemlich scharffen Zähnen besetzet, die aber alle mit einander ohne Ordnung stehen, weiß, glatt und gleissend sehen. Die Schnautze ist vorne rund, graublaulicht, und unten gespalten. Der Hals ist recht und lincker Hand voll Löcher, die dienen dem Fische zum Gehöre. Der Leib ist dannoch nicht so rund, als wie des Aals, sondern auf den Seiten um ein gut Theil breiter, mit graubraunen schmierigen Leime überzogen. Sein Fleisch ist vester, als am Aale: die Leber ist vier Zoll lang und zwey Zoll breit, und in vier Stück zertheilet, die fleischig sind, voll Blut und purperfarbig. Sein Eingeweide oder Darm ist lang, gehet gantz gerade und ohne einige Krümme, durch den gantzen Leib hinweg, ist des kleinen Fingers lang und blaulicht. In dem Weiblein oder Rogner sitzet rund um dasselbige herum eine unzehlbare Anzahl sehr kleiner Eyerlein, wie Mohnsamen, die sind fleischig, grau und weißlicht, liegen schicht- und blätterweise auf einander. Dieser Fisch hält sich an steinigen Orten auf. Er ist fett und gut zu essen: führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

Sein Fett lindert gar sehr, erweichet und zertheilet. Es wird denenjenigen das Gesichte und die Hände damit bestrichen, welche die Pocken haben, damit keine Gruben im Gesichte bleiben mögen.

Es giebet auch Seelampreten, Lamproye de mer, die gleichfals gut zu essen sind.

Lampreta kommt von lambendis petris, weil dieser Fisch, der Sage nach, die Steine lecken soll.

Muraena kommt von muro, fluo, ich fliesse, weil dieser Fisch in vollen und grossen Wassern gerne schwimmet.

Lampsana.

Lampsana Dodonaei, J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Lampsana vulgaris, Park.

Soucho affinis Lampsana domestica, C.B.

Chrysolacanum Plinii, Rucl.

frantzösisch, Lampsane.

teutsch, Steinkohl, wilder Kohl.

Ist ein Kraut, das einen Stengel treibt auf drey Fuß hoch, der ist rund und streiffig, röthlicht, hol und ästig. Die untersten Blätter sind so groß und sehen fast wie die am Sonchus laevis aus, stehen eins ums andre an dem Stengel, sind etwas weich und rauch: die aber oben an den Stengeln und an den Zweigen stehen, sind länglicht, schmal und zugespitzt, und haben keinen Stiel. Die Blüten wachsen oben auf der Zweige Spitzen, und sind wie runde Büschel von gelben halben Blumen formiret: ein jeder Büschel steht in einem Kelche, der in viel Theil zertheilet ist. Wann diese Blüte vergangen, so folgen die Samen, in eine Hülse eingewickelt, die sind länglicht und gar dünne, gemeiniglich zugespitzt und schwärtzlicht. Die Wurtzel ist schlecht, zaserig und weiß. Dieses Kraut wächst auf dem Felde, an den Wegen und in den Gärten: führet viel Oel und Sal essentiale. Etliche wollen es unter die Küchenkräuter rechnen.

Es reiniget, trocknet, macht zeitig, und dienet zu den Wunden. Es macht einen gelinden Leib, wann es innerlich gebrauchet wird. Aeusserlich wird es zum bähen gebrauchet, zu Umschlägen; und wird auch unter die Salben genommen. Man hält dafür, daß es die aufgesprungenen oder rohe gewordenen Wartzen an der Brust gut heilen kan: deshalben es von vielen Papillaris herba ist genennet worden: dieweil Papilla auf lateinisch eine Wartze heist.

Lampsana kommt von lapazo, evacuo, ich führe aus; weil dieses Kraut, wann es gegessen wird, den Leib löset und in etwas ausführet.

Lana succida.

Lana succida, frantzösisch, Laine grasse, teutsch, Schmierwolle, ist die Wolle, dievon dem Halse, und zwischen den Beinen der Schafe nur kürtzlich abgeschoren, und ferner gar nicht zugerichtet worden. Von derselbigen wird der Oesypus gemacht, davon an seinem Orte soll gehandelt werden.

Diese Wolle erweichet, zertheilet, machet zeitig und lindert. Sie wird auf die Wangen und um den Hals gelegt, wann sie von Flüssen aufgeschwollen sind, und man dieselbigen zuvor mit Lilien- und Camillenöl geschmieret.

Lana kommt von lenos & lenon, quod leion, leve, non asperum, das glatt, und nicht rauch ist, dann die Wolle ist gantz linde, wann man sie anfühlet.

Lapathum.

Lapathum acutum, Lob. Ger.

Lapathum folio acuto plano, C.B. Pit. Tournef.

Lapathum acutum, sive Oxylapathum, J.B.

Oxylapathum, Dioscoridis & Plinii.

Lapathum acutum maius, Park.

frantzösisch, Patience und Perelle.

teutsch, Mangelwurtz, Grindwurtz.

Ist ein gantz gemeines Kraut, das auf anderthalben bis zwey Schuh hoch wird. Sein Stengel ist [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Die Geschlechte oder tauben Nessel wachsen an den Wegen, und an den Mauern, in den Hecken, auf den Feldern, in den Gärten, um den Morast, und andernjungeschlachten Orten. Zur Artzney werden ihre Blätter und Blüten gebrauchet. Sie führen viel Oel, nicht eben gar viel Saltz.

Sie reinigen und halten an, sind gut zu Stillung des Durchlauffs, zu Vertreibung des weissen Flusses, wann sie abgesotten gebrauchet werden. Sie werden auch zum zertheilen, als ein Umschlag, oder als eine Bähung gebraucht.

Lamium kommt von dem griechischen Worte λαμἵα, das bedeutet einen Kobolt, der auf hebräisch Lilith, genennet wird, damit man die Kinder zu fürchten macht, als ob er sie fressen wolte. Es ist aber die taube Nessel darum Lamium genennet worden, weil ihre Blüte wie eine Larve eines solchen Gespensts aussehen soll: daß also der Ursprung des Namens dieses Krautes nur von einem kindischen Einsalle hergenommen worden.

Lampetra.

Lampetra,

Muræna fluviatilis.

frantzösisch, Lamproye.

teutsch, Lamprete.

Ist ein Flußfisch, einiger masser als wie ein starcker Aal gestalt, der bey der Fischerey gar wol bekannt. Er ist etwan auf drittehalben Fuß lang, und so dicke als eines Kindes Arm. Sein Kopf hat vier Zoll im Diameter, und ist ovalrund. Die Leffzen sind dick, hart und starck. Sein Rachen ist bis an den Schlund mit harten spitzigen und ziemlich scharffen Zähnen besetzet, die aber alle mit einander ohne Ordnung stehen, weiß, glatt und gleissend sehen. Die Schnautze ist vorne rund, graublaulicht, und unten gespalten. Der Hals ist recht und lincker Hand voll Löcher, die dienen dem Fische zum Gehöre. Der Leib ist dannoch nicht so rund, als wie des Aals, sondern auf den Seiten um ein gut Theil breiter, mit graubraunen schmierigen Leime überzogen. Sein Fleisch ist vester, als am Aale: die Leber ist vier Zoll lang und zwey Zoll breit, und in vier Stück zertheilet, die fleischig sind, voll Blut und purperfarbig. Sein Eingeweide oder Darm ist lang, gehet gantz gerade und ohne einige Krümme, durch den gantzen Leib hinweg, ist des kleinen Fingers lang und blaulicht. In dem Weiblein oder Rogner sitzet rund um dasselbige herum eine unzehlbare Anzahl sehr kleiner Eyerlein, wie Mohnsamen, die sind fleischig, grau und weißlicht, liegen schicht- und blätterweise auf einander. Dieser Fisch hält sich an steinigen Orten auf. Er ist fett und gut zu essen: führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

Sein Fett lindert gar sehr, erweichet und zertheilet. Es wird denenjenigen das Gesichte und die Hände damit bestrichen, welche die Pocken haben, damit keine Gruben im Gesichte bleiben mögen.

Es giebet auch Seelampreten, Lamproye de mer, die gleichfals gut zu essen sind.

Lampreta kommt von lambendis petris, weil dieser Fisch, der Sage nach, die Steine lecken soll.

Muræna kommt von μύρω, fluo, ich fliesse, weil dieser Fisch in vollen und grossen Wassern gerne schwimmet.

Lampsana.

Lampsana Dodonæi, J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Lampsana vulgaris, Park.

Soucho affinis Lampsana domestica, C.B.

Chrysolacanum Plinii, Rucl.

frantzösisch, Lampsane.

teutsch, Steinkohl, wilder Kohl.

Ist ein Kraut, das einen Stengel treibt auf drey Fuß hoch, der ist rund und streiffig, röthlicht, hol und ästig. Die untersten Blätter sind so groß und sehen fast wie die am Sonchus lævis aus, stehen eins ums andre an dem Stengel, sind etwas weich und rauch: die aber oben an den Stengeln und an den Zweigen stehen, sind länglicht, schmal und zugespitzt, und haben keinen Stiel. Die Blüten wachsen oben auf der Zweige Spitzen, und sind wie runde Büschel von gelben halben Blumen formiret: ein jeder Büschel steht in einem Kelche, der in viel Theil zertheilet ist. Wann diese Blüte vergangen, so folgen die Samen, in eine Hülse eingewickelt, die sind länglicht und gar dünne, gemeiniglich zugespitzt und schwärtzlicht. Die Wurtzel ist schlecht, zaserig und weiß. Dieses Kraut wächst auf dem Felde, an den Wegen und in den Gärten: führet viel Oel und Sal essentiale. Etliche wollen es unter die Küchenkräuter rechnen.

Es reiniget, trocknet, macht zeitig, und dienet zu den Wunden. Es macht einen gelinden Leib, wann es innerlich gebrauchet wird. Aeusserlich wird es zum bähen gebrauchet, zu Umschlägen; und wird auch unter die Salben genommen. Man hält dafür, daß es die aufgesprungenen oder rohe gewordenen Wartzen an der Brust gut heilen kan: deshalben es von vielen Papillaris herba ist genennet worden: dieweil Papilla auf lateinisch eine Wartze heist.

Lampsana kommt von λαπάζω, evacuo, ich führe aus; weil dieses Kraut, wann es gegessen wird, den Leib löset und in etwas ausführet.

Lana succida.

Lana succida, frantzösisch, Laine grasse, teutsch, Schmierwolle, ist die Wolle, dievon dem Halse, und zwischen den Beinen der Schafe nur kürtzlich abgeschoren, und ferner gar nicht zugerichtet worden. Von derselbigen wird der Oesypus gemacht, davon an seinem Orte soll gehandelt werden.

Diese Wolle erweichet, zertheilet, machet zeitig und lindert. Sie wird auf die Wangen und um den Hals gelegt, wann sie von Flüssen aufgeschwollen sind, und man dieselbigen zuvor mit Lilien- und Camillenöl geschmieret.

Lana kommt von λῆνος & λῆνον, quod λείον, leve, non asperum, das glatt, und nicht rauch ist, dann die Wolle ist gantz linde, wann man sie anfühlet.

Lapathum.

Lapathum acutum, Lob. Ger.

Lapathum folio acuto plano, C.B. Pit. Tournef.

Lapathum acutum, sive Oxylapathum, J.B.

Oxylapathum, Dioscoridis & Plinii.

Lapathum acutum maius, Park.

frantzösisch, Patience und Perelle.

teutsch, Mangelwurtz, Grindwurtz.

Ist ein gantz gemeines Kraut, das auf anderthalben bis zwey Schuh hoch wird. Sein Stengel ist [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0323"/>
          <cb type="start"/>
          <p>Die Geschlechte oder tauben Nessel wachsen an den <hi rendition="#fr">Wegen,</hi> und an den <hi rendition="#fr">Mauern,</hi> in den <hi rendition="#fr">Hecken,</hi> auf den <hi rendition="#fr">Feldern,</hi> in den <hi rendition="#fr">Gärten,</hi> um den <hi rendition="#fr">Morast,</hi> und andernjungeschlachten Orten. Zur Artzney werden ihre Blätter und Blüten gebrauchet. Sie führen viel Oel, nicht eben gar viel Saltz.</p><lb/>
          <p>Sie reinigen und halten an, sind gut zu Stillung des Durchlauffs, zu Vertreibung des weissen Flusses, wann sie abgesotten gebrauchet werden. Sie werden auch zum zertheilen, als ein Umschlag, oder als eine Bähung gebraucht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Lamium</hi> kommt von dem griechischen Worte <hi rendition="#i">&#x03BB;&#x03B1;&#x03BC;&#x1F35;&#x03B1;,</hi> das bedeutet einen Kobolt, der auf hebräisch <hi rendition="#i">Lilith,</hi> genennet wird, damit man die Kinder zu fürchten macht, als ob er sie fressen wolte. Es ist aber die taube Nessel darum <hi rendition="#i">Lamium</hi> genennet worden, weil ihre Blüte wie eine Larve eines solchen Gespensts aussehen soll: daß also der Ursprung des Namens dieses Krautes nur von einem kindischen Einsalle hergenommen worden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Lampetra.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Lampetra,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Muræna fluviatilis.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Lamproye.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Lamprete.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Flußfisch, einiger masser als wie ein starcker Aal gestalt, der bey der Fischerey gar wol bekannt. Er ist etwan auf drittehalben Fuß lang, und so dicke als eines Kindes Arm. Sein Kopf hat vier Zoll im Diameter, und ist ovalrund. Die Leffzen sind dick, hart und starck. Sein Rachen ist bis an den Schlund mit harten spitzigen und ziemlich scharffen Zähnen besetzet, die aber alle mit einander ohne Ordnung stehen, weiß, glatt und gleissend sehen. Die Schnautze ist vorne rund, graublaulicht, und unten gespalten. Der Hals ist recht und lincker Hand voll Löcher, die dienen dem Fische zum Gehöre. Der Leib ist dannoch nicht so rund, als wie des Aals, sondern auf den Seiten um ein gut Theil breiter, mit graubraunen schmierigen Leime überzogen. Sein Fleisch ist vester, als am Aale: die Leber ist vier Zoll lang und zwey Zoll breit, und in vier Stück zertheilet, die fleischig sind, voll Blut und purperfarbig. Sein Eingeweide oder Darm ist lang, gehet gantz gerade und ohne einige Krümme, durch den gantzen Leib hinweg, ist des kleinen Fingers lang und blaulicht. In dem Weiblein oder Rogner sitzet rund um dasselbige herum eine unzehlbare Anzahl sehr kleiner Eyerlein, wie Mohnsamen, die sind fleischig, grau und weißlicht, liegen schicht- und blätterweise auf einander. Dieser Fisch hält sich an <hi rendition="#fr">steinigen Orten</hi> auf. Er ist fett und gut zu essen: führet viel Oel und flüchtiges Saltz.</p><lb/>
          <p>Sein Fett lindert gar sehr, erweichet und zertheilet. Es wird denenjenigen das Gesichte und die Hände damit bestrichen, welche die Pocken haben, damit keine Gruben im Gesichte bleiben mögen.</p><lb/>
          <p>Es giebet auch <hi rendition="#fr">Seelampreten,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Lamproye de mer,</hi></hi> die gleichfals gut zu essen sind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Lampreta</hi> kommt von <hi rendition="#i">lambendis petris,</hi> weil dieser Fisch, der Sage nach, die Steine lecken soll.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Muræna</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BC;&#x1F7B;&#x03C1;&#x03C9;, fluo,</hi> ich <hi rendition="#fr">fliesse,</hi> weil dieser Fisch in vollen und grossen Wassern gerne schwimmet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Lampsana.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lampsana Dodonæi,</hi> J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lampsana vulgaris,</hi> Park.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Soucho affinis Lampsana domestica,</hi> C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Chrysolacanum</hi> Plinii, Rucl.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Lampsane.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Steinkohl, wilder Kohl.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das einen Stengel treibt auf drey Fuß hoch, der ist rund und streiffig, röthlicht, hol und ästig. Die untersten Blätter sind so groß und sehen fast wie die am <hi rendition="#i">Sonchus lævis</hi> aus, stehen eins ums andre an dem Stengel, sind etwas weich und rauch: die aber oben an den Stengeln und an den Zweigen stehen, sind länglicht, schmal und zugespitzt, und haben keinen Stiel. Die Blüten wachsen oben auf der Zweige Spitzen, und sind wie runde Büschel von gelben halben Blumen formiret: ein jeder Büschel steht in einem Kelche, der in viel Theil zertheilet ist. Wann diese Blüte vergangen, so folgen die Samen, in eine Hülse eingewickelt, die sind länglicht und gar dünne, gemeiniglich zugespitzt und schwärtzlicht. Die Wurtzel ist schlecht, zaserig und weiß. Dieses Kraut wächst auf dem <hi rendition="#fr">Felde,</hi> an den <hi rendition="#fr">Wegen</hi> und in den <hi rendition="#fr">Gärten:</hi> führet viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi> Etliche wollen es unter die Küchenkräuter rechnen.</p><lb/>
          <p>Es reiniget, trocknet, macht zeitig, und dienet zu den Wunden. Es macht einen gelinden Leib, wann es innerlich gebrauchet wird. Aeusserlich wird es zum bähen gebrauchet, zu Umschlägen; und wird auch unter die Salben genommen. Man hält dafür, daß es die aufgesprungenen oder rohe gewordenen Wartzen an der Brust gut heilen kan: deshalben es von vielen <hi rendition="#i">Papillaris herba</hi> ist genennet worden: dieweil <hi rendition="#i">Papilla</hi> auf lateinisch eine Wartze heist.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Lampsana</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BB;&#x03B1;&#x03C0;&#x1F71;&#x03B6;&#x03C9;, evacuo,</hi> ich <hi rendition="#fr">führe aus;</hi> weil dieses Kraut, wann es gegessen wird, den Leib löset und in etwas ausführet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Lana succida.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Lana succida,</hi></hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Laine grasse,</hi></hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Schmierwolle,</hi> ist die Wolle, dievon dem Halse, und zwischen den Beinen der Schafe nur kürtzlich abgeschoren, und ferner gar nicht zugerichtet worden. Von derselbigen wird der <hi rendition="#i">Oesypus</hi> gemacht, davon an seinem Orte soll gehandelt werden.</p><lb/>
          <p>Diese Wolle erweichet, zertheilet, machet zeitig und lindert. Sie wird auf die Wangen und um den Hals gelegt, wann sie von Flüssen aufgeschwollen sind, und man dieselbigen zuvor mit Lilien- und Camillenöl geschmieret.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Lana</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BB;&#x1FC6;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2; &amp; &#x03BB;&#x1FC6;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;, quod &#x03BB;&#x03B5;&#x1F77;&#x03BF;&#x03BD;, leve, non asperum,</hi> das <hi rendition="#fr">glatt, und nicht rauch ist,</hi> dann die Wolle ist gantz linde, wann man sie anfühlet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Lapathum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lapathum acutum,</hi> Lob. Ger.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lapathum folio acuto plano,</hi> C.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lapathum acutum, sive Oxylapathum,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Oxylapathum,</hi> Dioscoridis &amp; Plinii.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lapathum acutum maius,</hi> Park.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Patience</hi></hi> und <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Perelle.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Mangelwurtz, Grindwurtz.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein gantz gemeines Kraut, das auf anderthalben bis zwey Schuh hoch wird. Sein Stengel ist <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0323] Die Geschlechte oder tauben Nessel wachsen an den Wegen, und an den Mauern, in den Hecken, auf den Feldern, in den Gärten, um den Morast, und andernjungeschlachten Orten. Zur Artzney werden ihre Blätter und Blüten gebrauchet. Sie führen viel Oel, nicht eben gar viel Saltz. Sie reinigen und halten an, sind gut zu Stillung des Durchlauffs, zu Vertreibung des weissen Flusses, wann sie abgesotten gebrauchet werden. Sie werden auch zum zertheilen, als ein Umschlag, oder als eine Bähung gebraucht. Lamium kommt von dem griechischen Worte λαμἵα, das bedeutet einen Kobolt, der auf hebräisch Lilith, genennet wird, damit man die Kinder zu fürchten macht, als ob er sie fressen wolte. Es ist aber die taube Nessel darum Lamium genennet worden, weil ihre Blüte wie eine Larve eines solchen Gespensts aussehen soll: daß also der Ursprung des Namens dieses Krautes nur von einem kindischen Einsalle hergenommen worden. Lampetra. Lampetra, Muræna fluviatilis. frantzösisch, Lamproye. teutsch, Lamprete. Ist ein Flußfisch, einiger masser als wie ein starcker Aal gestalt, der bey der Fischerey gar wol bekannt. Er ist etwan auf drittehalben Fuß lang, und so dicke als eines Kindes Arm. Sein Kopf hat vier Zoll im Diameter, und ist ovalrund. Die Leffzen sind dick, hart und starck. Sein Rachen ist bis an den Schlund mit harten spitzigen und ziemlich scharffen Zähnen besetzet, die aber alle mit einander ohne Ordnung stehen, weiß, glatt und gleissend sehen. Die Schnautze ist vorne rund, graublaulicht, und unten gespalten. Der Hals ist recht und lincker Hand voll Löcher, die dienen dem Fische zum Gehöre. Der Leib ist dannoch nicht so rund, als wie des Aals, sondern auf den Seiten um ein gut Theil breiter, mit graubraunen schmierigen Leime überzogen. Sein Fleisch ist vester, als am Aale: die Leber ist vier Zoll lang und zwey Zoll breit, und in vier Stück zertheilet, die fleischig sind, voll Blut und purperfarbig. Sein Eingeweide oder Darm ist lang, gehet gantz gerade und ohne einige Krümme, durch den gantzen Leib hinweg, ist des kleinen Fingers lang und blaulicht. In dem Weiblein oder Rogner sitzet rund um dasselbige herum eine unzehlbare Anzahl sehr kleiner Eyerlein, wie Mohnsamen, die sind fleischig, grau und weißlicht, liegen schicht- und blätterweise auf einander. Dieser Fisch hält sich an steinigen Orten auf. Er ist fett und gut zu essen: führet viel Oel und flüchtiges Saltz. Sein Fett lindert gar sehr, erweichet und zertheilet. Es wird denenjenigen das Gesichte und die Hände damit bestrichen, welche die Pocken haben, damit keine Gruben im Gesichte bleiben mögen. Es giebet auch Seelampreten, Lamproye de mer, die gleichfals gut zu essen sind. Lampreta kommt von lambendis petris, weil dieser Fisch, der Sage nach, die Steine lecken soll. Muræna kommt von μύρω, fluo, ich fliesse, weil dieser Fisch in vollen und grossen Wassern gerne schwimmet. Lampsana. Lampsana Dodonæi, J.B. Raji Hist. Pit. Tournef. Lampsana vulgaris, Park. Soucho affinis Lampsana domestica, C.B. Chrysolacanum Plinii, Rucl. frantzösisch, Lampsane. teutsch, Steinkohl, wilder Kohl. Ist ein Kraut, das einen Stengel treibt auf drey Fuß hoch, der ist rund und streiffig, röthlicht, hol und ästig. Die untersten Blätter sind so groß und sehen fast wie die am Sonchus lævis aus, stehen eins ums andre an dem Stengel, sind etwas weich und rauch: die aber oben an den Stengeln und an den Zweigen stehen, sind länglicht, schmal und zugespitzt, und haben keinen Stiel. Die Blüten wachsen oben auf der Zweige Spitzen, und sind wie runde Büschel von gelben halben Blumen formiret: ein jeder Büschel steht in einem Kelche, der in viel Theil zertheilet ist. Wann diese Blüte vergangen, so folgen die Samen, in eine Hülse eingewickelt, die sind länglicht und gar dünne, gemeiniglich zugespitzt und schwärtzlicht. Die Wurtzel ist schlecht, zaserig und weiß. Dieses Kraut wächst auf dem Felde, an den Wegen und in den Gärten: führet viel Oel und Sal essentiale. Etliche wollen es unter die Küchenkräuter rechnen. Es reiniget, trocknet, macht zeitig, und dienet zu den Wunden. Es macht einen gelinden Leib, wann es innerlich gebrauchet wird. Aeusserlich wird es zum bähen gebrauchet, zu Umschlägen; und wird auch unter die Salben genommen. Man hält dafür, daß es die aufgesprungenen oder rohe gewordenen Wartzen an der Brust gut heilen kan: deshalben es von vielen Papillaris herba ist genennet worden: dieweil Papilla auf lateinisch eine Wartze heist. Lampsana kommt von λαπάζω, evacuo, ich führe aus; weil dieses Kraut, wann es gegessen wird, den Leib löset und in etwas ausführet. Lana succida. Lana succida, frantzösisch, Laine grasse, teutsch, Schmierwolle, ist die Wolle, dievon dem Halse, und zwischen den Beinen der Schafe nur kürtzlich abgeschoren, und ferner gar nicht zugerichtet worden. Von derselbigen wird der Oesypus gemacht, davon an seinem Orte soll gehandelt werden. Diese Wolle erweichet, zertheilet, machet zeitig und lindert. Sie wird auf die Wangen und um den Hals gelegt, wann sie von Flüssen aufgeschwollen sind, und man dieselbigen zuvor mit Lilien- und Camillenöl geschmieret. Lana kommt von λῆνος & λῆνον, quod λείον, leve, non asperum, das glatt, und nicht rauch ist, dann die Wolle ist gantz linde, wann man sie anfühlet. Lapathum. Lapathum acutum, Lob. Ger. Lapathum folio acuto plano, C.B. Pit. Tournef. Lapathum acutum, sive Oxylapathum, J.B. Oxylapathum, Dioscoridis & Plinii. Lapathum acutum maius, Park. frantzösisch, Patience und Perelle. teutsch, Mangelwurtz, Grindwurtz. Ist ein gantz gemeines Kraut, das auf anderthalben bis zwey Schuh hoch wird. Sein Stengel ist

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/323
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/323>, abgerufen am 26.11.2024.