Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Diese Frucht wird von den Indianern Amusa oder Musa genennet: sie ist länglicht und so dick wie unsre Gurcken, hat drey erhabene Ecken, und ist mit einer Haut, als wie mit einem Harnisch überzogen, welche sich gar leicht in drey Theil sondern läst und beschliesset das marckichte Fleisch, welches so weich wie Butter ist, sehr lieblich schmecket und gut zu essen ist. Seine Wurtzel ist lang und dick, rund und mit sehr vielen holtzigten Zasern besetzet, auswendig schwartz, inwendig fleischig und weiß, schmeckt gar wässerig, süßlich und etwas anziehend. Wann diese Wurtzel geschnitten wird, so giebet sie einen schmierigen und weissen Saft, der aber bald roth wird. Dieser Baum wächset in vielen ost- u. westindianischen Landschaften.

Seine Frucht giebt gute Nahrung, ist aber schwerlich zu verdauen. Die Egyptier kochen einen Tranck davon, dessen sie sich bedienen, die scharffen Flüsse davon zu mildern, dann diese Frucht erfrischet und, befeuchtet, und ist gut zu Entzündung auf der Brust.

Seine Wurtzel zerquetschet und mit Milch gesotten, ist gut den Schwindel zu benehmen. Der Saft, der aus den drein gemachten Rissen tringt, ist sehr anhaltend.

Musca.

Musca, frantzösisch, Mouche, teutsch, Fliege, ist ein kleines geflügeltes Gewürm und Ungeziefer, dessen es eine grosse Menge und allerhand Arten giebet: hier aber will ich nur von der zahmen und gantz bekannten Art handeln.

Am Kopfe hat sie zwey Hörnlein, die durch einander geflochten sind, einen kleinen Rüssel mit einem Stachel und ein Paar purperfarbene Augen. Ihre Flügel sind aus einem Häutlein gemacht; der gantze Leib ist rauch, schwärtzlicht grau von Farbe, und an dem Bauche hat sie wie zwey Ringe. Sie hat sechs rauche, in viel Theile zertheilte Beine: und iedes unter diesen ist mit zwey Klauen oder Zänglein gewaffnet, darzwischen kleine Haare zu ersehen: sie sind auch noch überdiß und unten überall herum mit einer gar grossen Anzahl Spitzen, den Wollkämmen gleich, besetzt. Dieser Klauen und Spitzen bedienen sie sich, wann sie sich an die allerglättesten Cörper häkeln oder an die Bodendecken hangen und ohne fallen drauf herum lauffen wollen, gleichwie mans alle Tage siehet. Dieses Geschmeisse komm im Sommer: den Rüssel und den Stachel brauchet es den Saft aus den Kräutern und das Blut aus den Thieren auszusaugen. Es leget weisse Eyer, die sind mit zwey Häuten überzogen; daraus schlieffen kleine Würmer, welche, nachdem ihnen die Flügel wachsen, zu Fliegen werden und davon fliegen. Die Fliegen führen viel phlegma bey sich, Oel und Sal essentiale.

Sie sind gut zum erweichen, zum zertheilen, die Haare wachsen zu machen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden. Auch wird ein Wasser daraus destilliret und gebrannt, das ist gut zu den Augengebrechen.

Muscari.

Muscari, Clusii, Ger.

Muscari majus obsoleto flore, Eyst. Pit. Tournef.

Muscari obsoletiore flore, Clus. Raji. Hist.

Hyacinthus odoratisimus dictus Tibcadi & Muscari, J. B.

Hyacinthus racemosus moschatus, C. B.

[Spaltenumbruch]

Hyacinthum botryoides Chalcedonicus moschatus, Lob.

Dipcadi Chalcedonicum & Italorum, Lob. Lugd.

teutsch, wolriechender oder bisamirter, moschirter Traubenhyacinth.

Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel fünff bis sechs Blätter treibt, die auf dem Boden herum liegen, viel länger als ein halber Fuß und schmal, streiffig, ziemlich dick und voller Saft sind. Zwischen denenselben erhebet sich ein Stengel, länger als eine Hand, der ist ziemlich dick und rund, ohne Blätter, hingegen von der Helffte an bis oben in die Spitze hinaus mit Blümlein besetzet, die als wie kleine Schellen formiret und an der Oeffnung in sechs Theil zertheilet sind, sehen anfangs purperfarbig oder grün, werden hernach weißlicht oder blaulicht grün, oder schwärtzlicht, oder dunckel purperfarbig, darauf blaß, gelblicht und endlich schwärtzlicht, wann sie beginnen zu vergehen. Ihr Geruch ist gar würtzhaftig, sehr lieblich und schier wie Muscus. Auf diese Blumen folgen ziemlich dicke Früchte, mit drey erhabenen Ecken und in drey Fächlein abgetheilt, in denen einige Samenkörner stecken, die so dicke sind als wie die Ervenkörner, rund und schwartz. Die Wurtzel ist ein dicker Bulben oder eine weißlichte Zwiebel, welche mit einem Hauffen Häutlein überzogen ist, bitter schmecket und untenher mit einigen langen und dicken Zasern besetzet ist. Dieses Gewächse wird in den Gärten der Blumisten gezogen. Es giebet sonst noch andere Gattungen Muscari mehr, welche durch die Farbe ihrer Blumen von einander unterschieden werden, oder durch die Blätter und deren Breite, oder auch, weil sie wilde sind. Der Hr. Tournefort hat dieses Gewächse von den Hyacinthen darum abgesondert und unterschieden, weil der Muscari ihre Blume wie eine kleine Schelle siehet, das ist, wie eine Glocke, die an der Oeffnung eingezogen und gantz ist, dahingegen der Hyacinthen ihre Blumen oben ausgeschweiffet oder ausgebreitet sind.

Die Wurtzel der Muscari erregt erbrechen, wann sie innerlich gebrauchet wird; sie dient auch zeitig und reiff, und dünne zu machen, auch zum zertheilen, wann sie aufgeleget oder äusserlich gebrauchet wird.

Muscari ist es genennet worden, dieweil es als wie Muscus reucht.

Muscipeta.

Muscipeta.

Muscicapa.

frantzösisch, Moucherole,

teutsch, Fliegenschnäpfer.

Ist ein kleiner Vogel, so groß wie eine Meise, sähet die Fliegen und frisset sie. Es giebet seiner mancherley Arten: er hält sich in Höltzern auf, fleugt aber sehr oft um das Vieh herum, damit er möge die Fliegen erhaschen, welche sich um dasselbige herum aufhalten.

Er eröffnet und zertheilet.

Muscipeta, quasi Muscaepeta, kommt von Musca, eine Fliege, und peto, ich begehre, verlange nach etwas, als ob es solte heissen, ein Vogel, der sehr begierig nach den Fliegen ist.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Diese Frucht wird von den Indianern Amusa oder Musa genennet: sie ist länglicht und so dick wie unsre Gurcken, hat drey erhabene Ecken, und ist mit einer Haut, als wie mit einem Harnisch überzogen, welche sich gar leicht in drey Theil sondern läst und beschliesset das marckichte Fleisch, welches so weich wie Butter ist, sehr lieblich schmecket und gut zu essen ist. Seine Wurtzel ist lang und dick, rund und mit sehr vielen holtzigten Zasern besetzet, auswendig schwartz, inwendig fleischig und weiß, schmeckt gar wässerig, süßlich und etwas anziehend. Wann diese Wurtzel geschnitten wird, so giebet sie einen schmierigen und weissen Saft, der aber bald roth wird. Dieser Baum wächset in vielen ost- u. westindianischen Landschaften.

Seine Frucht giebt gute Nahrung, ist aber schwerlich zu verdauen. Die Egyptier kochen einen Tranck davon, dessen sie sich bedienen, die scharffen Flüsse davon zu mildern, dann diese Frucht erfrischet und, befeuchtet, und ist gut zu Entzündung auf der Brust.

Seine Wurtzel zerquetschet und mit Milch gesotten, ist gut den Schwindel zu benehmen. Der Saft, der aus den drein gemachten Rissen tringt, ist sehr anhaltend.

Musca.

Musca, frantzösisch, Mouche, teutsch, Fliege, ist ein kleines geflügeltes Gewürm und Ungeziefer, dessen es eine grosse Menge und allerhand Arten giebet: hier aber will ich nur von der zahmen und gantz bekannten Art handeln.

Am Kopfe hat sie zwey Hörnlein, die durch einander geflochten sind, einen kleinen Rüssel mit einem Stachel und ein Paar purperfarbene Augen. Ihre Flügel sind aus einem Häutlein gemacht; der gantze Leib ist rauch, schwärtzlicht grau von Farbe, und an dem Bauche hat sie wie zwey Ringe. Sie hat sechs rauche, in viel Theile zertheilte Beine: und iedes unter diesen ist mit zwey Klauen oder Zänglein gewaffnet, darzwischen kleine Haare zu ersehen: sie sind auch noch überdiß und unten überall herum mit einer gar grossen Anzahl Spitzen, den Wollkämmen gleich, besetzt. Dieser Klauen und Spitzen bedienen sie sich, wann sie sich an die allerglättesten Cörper häkeln oder an die Bodendecken hangen und ohne fallen drauf herum lauffen wollen, gleichwie mans alle Tage siehet. Dieses Geschmeisse komm im Sommer: den Rüssel und den Stachel brauchet es den Saft aus den Kräutern und das Blut aus den Thieren auszusaugen. Es leget weisse Eyer, die sind mit zwey Häuten überzogen; daraus schlieffen kleine Würmer, welche, nachdem ihnen die Flügel wachsen, zu Fliegen werden und davon fliegen. Die Fliegen führen viel phlegma bey sich, Oel und Sal essentiale.

Sie sind gut zum erweichen, zum zertheilen, die Haare wachsen zu machen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden. Auch wird ein Wasser daraus destilliret und gebrannt, das ist gut zu den Augengebrechen.

Muscari.

Muscari, Clusii, Ger.

Muscari majus obsoleto flore, Eyst. Pit. Tournef.

Muscari obsoletiore flore, Clus. Raji. Hist.

Hyacinthus odoratisimus dictus Tibcadi & Muscari, J. B.

Hyacinthus racemosus moschatus, C. B.

[Spaltenumbruch]

Hyacinthum botryoides Chalcedonicus moschatus, Lob.

Dipcadi Chalcedonicum & Italorum, Lob. Lugd.

teutsch, wolriechender oder bisamirter, moschirter Traubenhyacinth.

Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel fünff bis sechs Blätter treibt, die auf dem Boden herum liegen, viel länger als ein halber Fuß und schmal, streiffig, ziemlich dick und voller Saft sind. Zwischen denenselben erhebet sich ein Stengel, länger als eine Hand, der ist ziemlich dick und rund, ohne Blätter, hingegen von der Helffte an bis oben in die Spitze hinaus mit Blümlein besetzet, die als wie kleine Schellen formiret und an der Oeffnung in sechs Theil zertheilet sind, sehen anfangs purperfarbig oder grün, werden hernach weißlicht oder blaulicht grün, oder schwärtzlicht, oder dunckel purperfarbig, darauf blaß, gelblicht und endlich schwärtzlicht, wann sie beginnen zu vergehen. Ihr Geruch ist gar würtzhaftig, sehr lieblich und schier wie Muscus. Auf diese Blumen folgen ziemlich dicke Früchte, mit drey erhabenen Ecken und in drey Fächlein abgetheilt, in denen einige Samenkörner stecken, die so dicke sind als wie die Ervenkörner, rund und schwartz. Die Wurtzel ist ein dicker Bulben oder eine weißlichte Zwiebel, welche mit einem Hauffen Häutlein überzogen ist, bitter schmecket und untenher mit einigen langen und dicken Zasern besetzet ist. Dieses Gewächse wird in den Gärten der Blumisten gezogen. Es giebet sonst noch andere Gattungen Muscari mehr, welche durch die Farbe ihrer Blumen von einander unterschieden werden, oder durch die Blätter und deren Breite, oder auch, weil sie wilde sind. Der Hr. Tournefort hat dieses Gewächse von den Hyacinthen darum abgesondert und unterschieden, weil der Muscari ihre Blume wie eine kleine Schelle siehet, das ist, wie eine Glocke, die an der Oeffnung eingezogen und gantz ist, dahingegen der Hyacinthen ihre Blumen oben ausgeschweiffet oder ausgebreitet sind.

Die Wurtzel der Muscari erregt erbrechen, wann sie innerlich gebrauchet wird; sie dient auch zeitig und reiff, und dünne zu machen, auch zum zertheilen, wann sie aufgeleget oder äusserlich gebrauchet wird.

Muscari ist es genennet worden, dieweil es als wie Muscus reucht.

Muscipeta.

Muscipeta.

Muscicapa.

frantzösisch, Moucherole,

teutsch, Fliegenschnäpfer.

Ist ein kleiner Vogel, so groß wie eine Meise, sähet die Fliegen und frisset sie. Es giebet seiner mancherley Arten: er hält sich in Höltzern auf, fleugt aber sehr oft um das Vieh herum, damit er möge die Fliegen erhaschen, welche sich um dasselbige herum aufhalten.

Er eröffnet und zertheilet.

Muscipeta, quasi Muscæpeta, kommt von Musca, eine Fliege, und peto, ich begehre, verlange nach etwas, als ob es solte heissen, ein Vogel, der sehr begierig nach den Fliegen ist.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0398"/><cb type="start"/>
Diese Frucht wird von den Indianern <hi rendition="#i">Amusa</hi> oder <hi rendition="#i">Musa</hi> genennet: sie ist länglicht und so dick wie unsre Gurcken, hat drey erhabene Ecken, und ist mit einer Haut, als wie mit einem Harnisch überzogen, welche sich gar leicht in drey Theil sondern läst und beschliesset das marckichte Fleisch, welches so weich wie Butter ist, sehr lieblich schmecket und gut zu essen ist. Seine Wurtzel ist lang und dick, rund und mit sehr vielen holtzigten Zasern besetzet, auswendig schwartz, inwendig fleischig und weiß, schmeckt gar wässerig, süßlich und etwas anziehend. Wann diese Wurtzel geschnitten wird, so giebet sie einen schmierigen und weissen Saft, der aber bald roth wird. Dieser Baum wächset in vielen ost- u. westindianischen Landschaften.</p><lb/>
          <p>Seine Frucht giebt gute Nahrung, ist aber schwerlich zu verdauen. Die Egyptier kochen einen Tranck davon, dessen sie sich bedienen, die scharffen Flüsse davon zu mildern, dann diese Frucht erfrischet und, befeuchtet, und ist gut zu Entzündung auf der Brust.</p><lb/>
          <p>Seine Wurtzel zerquetschet und mit Milch gesotten, ist gut den Schwindel zu benehmen. Der Saft, der aus den drein gemachten Rissen tringt, ist sehr anhaltend.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Musca.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Musca</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mouche</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Fliege,</hi> ist ein kleines geflügeltes Gewürm und Ungeziefer, dessen es eine grosse Menge und allerhand Arten giebet: hier aber will ich nur von der zahmen und gantz bekannten Art handeln.</p><lb/>
          <p>Am Kopfe hat sie zwey Hörnlein, die durch einander geflochten sind, einen kleinen Rüssel mit einem Stachel und ein Paar purperfarbene Augen. Ihre Flügel sind aus einem Häutlein gemacht; der gantze Leib ist rauch, schwärtzlicht grau von Farbe, und an dem Bauche hat sie wie zwey Ringe. Sie hat sechs rauche, in viel Theile zertheilte Beine: und iedes unter diesen ist mit zwey Klauen oder Zänglein gewaffnet, darzwischen kleine Haare zu ersehen: sie sind auch noch überdiß und unten überall herum mit einer gar grossen Anzahl Spitzen, den Wollkämmen gleich, besetzt. Dieser Klauen und Spitzen bedienen sie sich, wann sie sich an die allerglättesten Cörper häkeln oder an die Bodendecken hangen und ohne fallen drauf herum lauffen wollen, gleichwie mans alle Tage siehet. Dieses Geschmeisse komm im Sommer: den Rüssel und den Stachel brauchet es den Saft aus den Kräutern und das Blut aus den Thieren auszusaugen. Es leget weisse Eyer, die sind mit zwey Häuten überzogen; daraus schlieffen kleine Würmer, welche, nachdem ihnen die Flügel wachsen, zu Fliegen werden und davon fliegen. Die Fliegen führen viel <hi rendition="#i">phlegma</hi> bey sich, Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie sind gut zum erweichen, zum zertheilen, die Haare wachsen zu machen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden. Auch wird ein Wasser daraus destilliret und gebrannt, das ist gut zu den Augengebrechen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Muscari.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Muscari</hi>, Clusii, Ger</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Muscari majus obsoleto flore</hi>, Eyst. Pit. Tournef</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Muscari obsoletiore flore</hi>, Clus. Raji. Hist</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hyacinthus odoratisimus dictus Tibcadi &amp; Muscari</hi>, J. B</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hyacinthus racemosus moschatus</hi>, C. B</hi>.</p>
          <cb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hyacinthum botryoides Chalcedonicus moschatus</hi>, Lob</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Dipcadi Chalcedonicum &amp; Italorum</hi>, Lob. Lugd</hi>.</p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">wolriechender</hi> oder <hi rendition="#fr">bisamirter, moschirter Traubenhyacinth.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel fünff bis sechs Blätter treibt, die auf dem Boden herum liegen, viel länger als ein halber Fuß und schmal, streiffig, ziemlich dick und voller Saft sind. Zwischen denenselben erhebet sich ein Stengel, länger als eine Hand, der ist ziemlich dick und rund, ohne Blätter, hingegen von der Helffte an bis oben in die Spitze hinaus mit Blümlein besetzet, die als wie kleine Schellen formiret und an der Oeffnung in sechs Theil zertheilet sind, sehen anfangs purperfarbig oder grün, werden hernach weißlicht oder blaulicht grün, oder schwärtzlicht, oder dunckel purperfarbig, darauf blaß, gelblicht und endlich schwärtzlicht, wann sie beginnen zu vergehen. Ihr Geruch ist gar würtzhaftig, sehr lieblich und schier wie Muscus. Auf diese Blumen folgen ziemlich dicke Früchte, mit drey erhabenen Ecken und in drey Fächlein abgetheilt, in denen einige Samenkörner stecken, die so dicke sind als wie die Ervenkörner, rund und schwartz. Die Wurtzel ist ein dicker Bulben oder eine weißlichte Zwiebel, welche mit einem Hauffen Häutlein überzogen ist, bitter schmecket und untenher mit einigen langen und dicken Zasern besetzet ist. Dieses Gewächse wird in den Gärten der Blumisten gezogen. Es giebet sonst noch andere Gattungen <hi rendition="#i">Muscari</hi> mehr, welche durch die Farbe ihrer Blumen von einander unterschieden werden, oder durch die Blätter und deren Breite, oder auch, weil sie wilde sind. Der Hr. Tournefort hat dieses Gewächse von den Hyacinthen darum abgesondert und unterschieden, weil der <hi rendition="#i">Muscari</hi> ihre Blume wie eine kleine Schelle siehet, das ist, wie eine Glocke, die an der Oeffnung eingezogen und gantz ist, dahingegen der Hyacinthen ihre Blumen oben ausgeschweiffet oder ausgebreitet sind.</p><lb/>
          <p>Die Wurtzel der <hi rendition="#i">Muscari</hi> erregt erbrechen, wann sie innerlich gebrauchet wird; sie dient auch zeitig und reiff, und dünne zu machen, auch zum zertheilen, wann sie aufgeleget oder äusserlich gebrauchet wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Muscari</hi> ist es genennet worden, dieweil es als wie Muscus reucht.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Muscipeta.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Muscipeta.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Muscicapa.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Moucherole</hi></hi>,</p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Fliegenschnäpfer.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein kleiner Vogel, so groß wie eine Meise, sähet die Fliegen und frisset sie. Es giebet seiner mancherley Arten: er hält sich in Höltzern auf, fleugt aber sehr oft um das Vieh herum, damit er möge die Fliegen erhaschen, welche sich um dasselbige herum aufhalten.</p><lb/>
          <p>Er eröffnet und zertheilet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Muscipeta, quasi Muscæpeta,</hi> kommt von <hi rendition="#i">Musca,</hi> eine <hi rendition="#fr">Fliege,</hi> und <hi rendition="#i">peto,</hi> <hi rendition="#fr">ich begehre, verlange nach etwas,</hi> als ob es solte heissen, ein <hi rendition="#fr">Vogel, der sehr begierig nach den Fliegen ist.</hi></p>
        </div><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0398] Diese Frucht wird von den Indianern Amusa oder Musa genennet: sie ist länglicht und so dick wie unsre Gurcken, hat drey erhabene Ecken, und ist mit einer Haut, als wie mit einem Harnisch überzogen, welche sich gar leicht in drey Theil sondern läst und beschliesset das marckichte Fleisch, welches so weich wie Butter ist, sehr lieblich schmecket und gut zu essen ist. Seine Wurtzel ist lang und dick, rund und mit sehr vielen holtzigten Zasern besetzet, auswendig schwartz, inwendig fleischig und weiß, schmeckt gar wässerig, süßlich und etwas anziehend. Wann diese Wurtzel geschnitten wird, so giebet sie einen schmierigen und weissen Saft, der aber bald roth wird. Dieser Baum wächset in vielen ost- u. westindianischen Landschaften. Seine Frucht giebt gute Nahrung, ist aber schwerlich zu verdauen. Die Egyptier kochen einen Tranck davon, dessen sie sich bedienen, die scharffen Flüsse davon zu mildern, dann diese Frucht erfrischet und, befeuchtet, und ist gut zu Entzündung auf der Brust. Seine Wurtzel zerquetschet und mit Milch gesotten, ist gut den Schwindel zu benehmen. Der Saft, der aus den drein gemachten Rissen tringt, ist sehr anhaltend. Musca. Musca, frantzösisch, Mouche, teutsch, Fliege, ist ein kleines geflügeltes Gewürm und Ungeziefer, dessen es eine grosse Menge und allerhand Arten giebet: hier aber will ich nur von der zahmen und gantz bekannten Art handeln. Am Kopfe hat sie zwey Hörnlein, die durch einander geflochten sind, einen kleinen Rüssel mit einem Stachel und ein Paar purperfarbene Augen. Ihre Flügel sind aus einem Häutlein gemacht; der gantze Leib ist rauch, schwärtzlicht grau von Farbe, und an dem Bauche hat sie wie zwey Ringe. Sie hat sechs rauche, in viel Theile zertheilte Beine: und iedes unter diesen ist mit zwey Klauen oder Zänglein gewaffnet, darzwischen kleine Haare zu ersehen: sie sind auch noch überdiß und unten überall herum mit einer gar grossen Anzahl Spitzen, den Wollkämmen gleich, besetzt. Dieser Klauen und Spitzen bedienen sie sich, wann sie sich an die allerglättesten Cörper häkeln oder an die Bodendecken hangen und ohne fallen drauf herum lauffen wollen, gleichwie mans alle Tage siehet. Dieses Geschmeisse komm im Sommer: den Rüssel und den Stachel brauchet es den Saft aus den Kräutern und das Blut aus den Thieren auszusaugen. Es leget weisse Eyer, die sind mit zwey Häuten überzogen; daraus schlieffen kleine Würmer, welche, nachdem ihnen die Flügel wachsen, zu Fliegen werden und davon fliegen. Die Fliegen führen viel phlegma bey sich, Oel und Sal essentiale. Sie sind gut zum erweichen, zum zertheilen, die Haare wachsen zu machen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden. Auch wird ein Wasser daraus destilliret und gebrannt, das ist gut zu den Augengebrechen. Muscari. Muscari, Clusii, Ger. Muscari majus obsoleto flore, Eyst. Pit. Tournef. Muscari obsoletiore flore, Clus. Raji. Hist. Hyacinthus odoratisimus dictus Tibcadi & Muscari, J. B. Hyacinthus racemosus moschatus, C. B. Hyacinthum botryoides Chalcedonicus moschatus, Lob. Dipcadi Chalcedonicum & Italorum, Lob. Lugd. teutsch, wolriechender oder bisamirter, moschirter Traubenhyacinth. Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel fünff bis sechs Blätter treibt, die auf dem Boden herum liegen, viel länger als ein halber Fuß und schmal, streiffig, ziemlich dick und voller Saft sind. Zwischen denenselben erhebet sich ein Stengel, länger als eine Hand, der ist ziemlich dick und rund, ohne Blätter, hingegen von der Helffte an bis oben in die Spitze hinaus mit Blümlein besetzet, die als wie kleine Schellen formiret und an der Oeffnung in sechs Theil zertheilet sind, sehen anfangs purperfarbig oder grün, werden hernach weißlicht oder blaulicht grün, oder schwärtzlicht, oder dunckel purperfarbig, darauf blaß, gelblicht und endlich schwärtzlicht, wann sie beginnen zu vergehen. Ihr Geruch ist gar würtzhaftig, sehr lieblich und schier wie Muscus. Auf diese Blumen folgen ziemlich dicke Früchte, mit drey erhabenen Ecken und in drey Fächlein abgetheilt, in denen einige Samenkörner stecken, die so dicke sind als wie die Ervenkörner, rund und schwartz. Die Wurtzel ist ein dicker Bulben oder eine weißlichte Zwiebel, welche mit einem Hauffen Häutlein überzogen ist, bitter schmecket und untenher mit einigen langen und dicken Zasern besetzet ist. Dieses Gewächse wird in den Gärten der Blumisten gezogen. Es giebet sonst noch andere Gattungen Muscari mehr, welche durch die Farbe ihrer Blumen von einander unterschieden werden, oder durch die Blätter und deren Breite, oder auch, weil sie wilde sind. Der Hr. Tournefort hat dieses Gewächse von den Hyacinthen darum abgesondert und unterschieden, weil der Muscari ihre Blume wie eine kleine Schelle siehet, das ist, wie eine Glocke, die an der Oeffnung eingezogen und gantz ist, dahingegen der Hyacinthen ihre Blumen oben ausgeschweiffet oder ausgebreitet sind. Die Wurtzel der Muscari erregt erbrechen, wann sie innerlich gebrauchet wird; sie dient auch zeitig und reiff, und dünne zu machen, auch zum zertheilen, wann sie aufgeleget oder äusserlich gebrauchet wird. Muscari ist es genennet worden, dieweil es als wie Muscus reucht. Muscipeta. Muscipeta. Muscicapa. frantzösisch, Moucherole, teutsch, Fliegenschnäpfer. Ist ein kleiner Vogel, so groß wie eine Meise, sähet die Fliegen und frisset sie. Es giebet seiner mancherley Arten: er hält sich in Höltzern auf, fleugt aber sehr oft um das Vieh herum, damit er möge die Fliegen erhaschen, welche sich um dasselbige herum aufhalten. Er eröffnet und zertheilet. Muscipeta, quasi Muscæpeta, kommt von Musca, eine Fliege, und peto, ich begehre, verlange nach etwas, als ob es solte heissen, ein Vogel, der sehr begierig nach den Fliegen ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/398
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/398>, abgerufen am 22.11.2024.