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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Otis kommt von ous, auris, Ohr: weil dieser Vogel so gar grosse Ohren hat.

Tarda, vel avis tarda, dieweil er langsam fleuget.

Tarda kommt von tardus, langsam: weil dieser Vogel so gar langsam und so ungeschickt ist, wann er auffliegen soll.

Ovis.

Ovis.

Pecus.

frantzösisch, Brebis.

teutsch, Schaf.

Ist des Widders Weib und des Lammes Mutter: oder ein Thier, das Wolle trägt, sehr zahm und furchtsam, auch iederman bekannt. Es lebet neun bis zehen Jahr, und bringt mehr nicht auf einmahl als ein Lamm. Es giebt allerley Arten. Alle Theile dieses Thieres führen viel flüchtiges und fixes Saltz.

Die Schmierwolle, lateinisch, Lana succida, zertheilet, wann man sie auflegt: sie wird auch zur Bereitung des Oesypi gebrauchet, gleichwie an seinem Orte ist gemeldet worden.

Die Milch ist der Brust gut, und lindert die Schmertzen, wird aber blos zu den Käsen gebrauchet.

Das Fett oder Unschlitt, eingenommen, dient wider die rothe Ruhr und Colica: es wird auch unter die Clystire gethan, und oftmahls unter die Pomade gemischet.

Der Mist zertreibet, zertheilet und eröffnet, er wird auf die Geschwulst der Miltz gelegt.

Reisende berichten, daß es in Peru und auf der Insel S. Laurentius Schafe gäbe, die um ein gut Theil grösser wären, als wie unsere; sie hätten auch eine etwas andere Gestalt. Die obere Leffze sey gespalten, und aus dieser Spalte spritzeten sie einen schleimigen Schaum, wann man sie zornig machte. Der Hals sey lang und rund. Sie wären mit einer langen und leichten, gleissenden, weissen oder schwartzen Wolle bedecket, welche weit höher gehalten würde, als wie die Wolle hiesiger Orten: daraus werde ein gläntzender Zeug gemacht, der unserm Camelote nicht unähnlich. Sie sollen ungemein geschwinde lauffen, wann sie gejaget werden. Es giebet zahme und wilde: und sie bringen iedesmahl drey oder auch vier Junge.

Oxyacantha.

Oxyacantha vulgaris, sive Spinus albus, J.B.

Oxyacanthus, sive Spina acuta, Dod.

Mespilus Apii folio sylvestris spinosa, sive Oxyacantha, C.B. Pit. Tournef.

frantzösisch, Epine blanche, Aubepin, Aubepine.

teutsch, Hagedorn, Weißdorn.

Ist eine Gattung Mispeln, oder ein Strauch, dessen Stamm nicht eben gar zu dicke ist, hingegen desto vester, ästig, mit starcken, spitzigen Stacheln gewaffnet, und mit einer röthlichten oder braun und schwärtzlichten Schale überzogen. Die Blätter sehen schier aus, als wie die am Apio, und haben einen schleimigen Geschmack. Die Blüten wachsen Büschelweise, gantz dicht auf einem Hauffen bey einander, hangen an Stielen, sehen weiß und riechen lieblich, gantz süsse und annehmlich. Eine iede ist formiret [Spaltenumbruch] wie ein Röslein, und bestehet aus fünff kleinen Blätterlein und röthlichten Fäslein. Die Früchte sind ein wenig grösser als die Myrtenbeeren, rund, und wann sie nun zeitig, röthlicht, stehen beysammen auf Art der Umbellen, und sitzen auf ihren Stielen, eine iede hat eine kleine Krone oder schwartzen Nabel oben auf. Diese Frucht ist innewendig mit weichen, schleimigen Fleische angefüllt, welches ein oder ein Paar Samenkörner, oder harte, weisse Steinlein in sich beschliesset. Die Wurtzel ist lang, und geht tieff in die Erde hinab. Der Strauch wächst in den Hecken, an den Wegen, und blühet in dem May, durchräuchert auch die Luft umher mit seiner Blüten gutem Geruche, welcher verursachen soll, daß die Fische abstehen. Dieweil nun solches die Fischhändler zu Paris in Acht genommen, so hüten sie sich, soviel als ihnen möglich, daß sie in dem Frühjahre auf keinen Weg nicht kommen, woselbst viel Hagedornen blühen. Die Frucht wird gar nicht, als in dem Herbste zeitig, und dienet den Vogeln zur Nahrung.

Das Holtz und die Frucht vom Hagedorn halten an, und dienen den Durchfall und das Bluten zu verstellen.

Oxyacantha kommt von oxus, acutus, spitzig, und akantha, spina, Dorn, als ob es heissen solte, ein spitziger Dorn.

Aubepine: dieses frantzösische Wort kommt von dem lateinischen alba, weiß, und dem frantzösischen Epine, Dorn, und bedeutet so viel als Weißdorn.

Oxycoccum.

Oxycoccum, Cord. Hist.

Oxycoccus, sive Vaccinia palustria, J.B.

Acinaria palustris, Gesn. Hort.

Vaccinia palustria, Ger. Dod.

Vitis Idaea palustris, C.B. Raji Hist.

Serpillum acinarium, Gesn. Col.

frantzösisch, Coussinets des marais.

teutsch, Moosbeer.

Ist ein Kraut, das einen Hauffen lange schwache Stengel treibet, als wie Fasen, braunroth von Farbe die krümmen und beugen sich zur Erde, und breiten sich weit darauf aus, sind mit Blätterlein besetzt, die als wie Quendel sehen, doch noch ein wenig kleiner, hart und grün obenher, und grüngrau unten, sitzen auf sehr kurtzen Stielen, und stehen eins ums andre an den Stengeln. Die Blüten wachsen auf den Spitzen seiner Zweige, sitzen eine oder zwey auf einem Fingers langen und sehr dünnen Stiele. Eine iedwede ist viermahl zertheilet, und diese Theile sind spitzig, purperfarbig, und haben in der Mitten einen Hauffen gelbe Fäslein, die sich an den pistillum legen, und mit demselben einen spitzigen Cörper machen. Wann diese Blüten vergangen sind, so folgen darauf Beeren, die sind rund oder oval, von Farbe röthlicht oder grünröthlicht, und voll rother Tüpfel, auch mit einem [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Otis kommt von οὖς, auris, Ohr: weil dieser Vogel so gar grosse Ohren hat.

Tarda, vel avis tarda, dieweil er langsam fleuget.

Tarda kommt von tardus, langsam: weil dieser Vogel so gar langsam und so ungeschickt ist, wann er auffliegen soll.

Ovis.

Ovis.

Pecus.

frantzösisch, Brebis.

teutsch, Schaf.

Ist des Widders Weib und des Lammes Mutter: oder ein Thier, das Wolle trägt, sehr zahm und furchtsam, auch iederman bekannt. Es lebet neun bis zehen Jahr, und bringt mehr nicht auf einmahl als ein Lamm. Es giebt allerley Arten. Alle Theile dieses Thieres führen viel flüchtiges und fixes Saltz.

Die Schmierwolle, lateinisch, Lana succida, zertheilet, wann man sie auflegt: sie wird auch zur Bereitung des Oesypi gebrauchet, gleichwie an seinem Orte ist gemeldet worden.

Die Milch ist der Brust gut, und lindert die Schmertzen, wird aber blos zu den Käsen gebrauchet.

Das Fett oder Unschlitt, eingenommen, dient wider die rothe Ruhr und Colica: es wird auch unter die Clystire gethan, und oftmahls unter die Pomade gemischet.

Der Mist zertreibet, zertheilet und eröffnet, er wird auf die Geschwulst der Miltz gelegt.

Reisende berichten, daß es in Peru und auf der Insel S. Laurentius Schafe gäbe, die um ein gut Theil grösser wären, als wie unsere; sie hätten auch eine etwas andere Gestalt. Die obere Leffze sey gespalten, und aus dieser Spalte spritzeten sie einen schleimigen Schaum, wann man sie zornig machte. Der Hals sey lang und rund. Sie wären mit einer langen und leichten, gleissenden, weissen oder schwartzen Wolle bedecket, welche weit höher gehalten würde, als wie die Wolle hiesiger Orten: daraus werde ein gläntzender Zeug gemacht, der unserm Camelote nicht unähnlich. Sie sollen ungemein geschwinde lauffen, wann sie gejaget werden. Es giebet zahme und wilde: und sie bringen iedesmahl drey oder auch vier Junge.

Oxyacantha.

Oxyacantha vulgaris, sive Spinus albus, J.B.

Oxyacanthus, sive Spina acuta, Dod.

Mespilus Apii folio sylvestris spinosa, sive Oxyacantha, C.B. Pit. Tournef.

frantzösisch, Epine blanche, Aubepin, Aubepine.

teutsch, Hagedorn, Weißdorn.

Ist eine Gattung Mispeln, oder ein Strauch, dessen Stamm nicht eben gar zu dicke ist, hingegen desto vester, ästig, mit starcken, spitzigen Stacheln gewaffnet, und mit einer röthlichten oder braun und schwärtzlichten Schale überzogen. Die Blätter sehen schier aus, als wie die am Apio, und haben einen schleimigen Geschmack. Die Blüten wachsen Büschelweise, gantz dicht auf einem Hauffen bey einander, hangen an Stielen, sehen weiß und riechen lieblich, gantz süsse und annehmlich. Eine iede ist formiret [Spaltenumbruch] wie ein Röslein, und bestehet aus fünff kleinen Blätterlein und röthlichten Fäslein. Die Früchte sind ein wenig grösser als die Myrtenbeeren, rund, und wann sie nun zeitig, röthlicht, stehen beysammen auf Art der Umbellen, und sitzen auf ihren Stielen, eine iede hat eine kleine Krone oder schwartzen Nabel oben auf. Diese Frucht ist innewendig mit weichen, schleimigen Fleische angefüllt, welches ein oder ein Paar Samenkörner, oder harte, weisse Steinlein in sich beschliesset. Die Wurtzel ist lang, und geht tieff in die Erde hinab. Der Strauch wächst in den Hecken, an den Wegen, und blühet in dem May, durchräuchert auch die Luft umher mit seiner Blüten gutem Geruche, welcher verursachen soll, daß die Fische abstehen. Dieweil nun solches die Fischhändler zu Paris in Acht genommen, so hüten sie sich, soviel als ihnen möglich, daß sie in dem Frühjahre auf keinen Weg nicht kommen, woselbst viel Hagedornen blühen. Die Frucht wird gar nicht, als in dem Herbste zeitig, und dienet den Vogeln zur Nahrung.

Das Holtz und die Frucht vom Hagedorn halten an, und dienen den Durchfall und das Bluten zu verstellen.

Oxyacantha kommt von ὄξὺς, acutus, spitzig, und ἄκανϑα, spina, Dorn, als ob es heissen solte, ein spitziger Dorn.

Aubepine: dieses frantzösische Wort kommt von dem lateinischen alba, weiß, und dem frantzösischen Epine, Dorn, und bedeutet so viel als Weißdorn.

Oxycoccum.

Oxycoccum, Cord. Hist.

Oxycoccus, sive Vaccinia palustria, J.B.

Acinaria palustris, Gesn. Hort.

Vaccinia palustria, Ger. Dod.

Vitis Idæa palustris, C.B. Raji Hist.

Serpillum acinarium, Gesn. Col.

frantzösisch, Coussinets des marais.

teutsch, Moosbeer.

Ist ein Kraut, das einen Hauffen lange schwache Stengel treibet, als wie Fasen, braunroth von Farbe die krümmen und beugen sich zur Erde, und breiten sich weit darauf aus, sind mit Blätterlein besetzt, die als wie Quendel sehen, doch noch ein wenig kleiner, hart und grün obenher, und grüngrau unten, sitzen auf sehr kurtzen Stielen, und stehen eins ums andre an den Stengeln. Die Blüten wachsen auf den Spitzen seiner Zweige, sitzen eine oder zwey auf einem Fingers langen und sehr dünnen Stiele. Eine iedwede ist viermahl zertheilet, und diese Theile sind spitzig, purperfarbig, und haben in der Mitten einen Hauffen gelbe Fäslein, die sich an den pistillum legen, und mit demselben einen spitzigen Cörper machen. Wann diese Blüten vergangen sind, so folgen darauf Beeren, die sind rund oder oval, von Farbe röthlicht oder grünröthlicht, und voll rother Tüpfel, auch mit einem [Ende Spaltensatz]

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[0433] Otis kommt von οὖς, auris, Ohr: weil dieser Vogel so gar grosse Ohren hat. Tarda, vel avis tarda, dieweil er langsam fleuget. Tarda kommt von tardus, langsam: weil dieser Vogel so gar langsam und so ungeschickt ist, wann er auffliegen soll. Ovis. Ovis. Pecus. frantzösisch, Brebis. teutsch, Schaf. Ist des Widders Weib und des Lammes Mutter: oder ein Thier, das Wolle trägt, sehr zahm und furchtsam, auch iederman bekannt. Es lebet neun bis zehen Jahr, und bringt mehr nicht auf einmahl als ein Lamm. Es giebt allerley Arten. Alle Theile dieses Thieres führen viel flüchtiges und fixes Saltz. Die Schmierwolle, lateinisch, Lana succida, zertheilet, wann man sie auflegt: sie wird auch zur Bereitung des Oesypi gebrauchet, gleichwie an seinem Orte ist gemeldet worden. Die Milch ist der Brust gut, und lindert die Schmertzen, wird aber blos zu den Käsen gebrauchet. Das Fett oder Unschlitt, eingenommen, dient wider die rothe Ruhr und Colica: es wird auch unter die Clystire gethan, und oftmahls unter die Pomade gemischet. Der Mist zertreibet, zertheilet und eröffnet, er wird auf die Geschwulst der Miltz gelegt. Reisende berichten, daß es in Peru und auf der Insel S. Laurentius Schafe gäbe, die um ein gut Theil grösser wären, als wie unsere; sie hätten auch eine etwas andere Gestalt. Die obere Leffze sey gespalten, und aus dieser Spalte spritzeten sie einen schleimigen Schaum, wann man sie zornig machte. Der Hals sey lang und rund. Sie wären mit einer langen und leichten, gleissenden, weissen oder schwartzen Wolle bedecket, welche weit höher gehalten würde, als wie die Wolle hiesiger Orten: daraus werde ein gläntzender Zeug gemacht, der unserm Camelote nicht unähnlich. Sie sollen ungemein geschwinde lauffen, wann sie gejaget werden. Es giebet zahme und wilde: und sie bringen iedesmahl drey oder auch vier Junge. Oxyacantha. Oxyacantha vulgaris, sive Spinus albus, J.B. Oxyacanthus, sive Spina acuta, Dod. Mespilus Apii folio sylvestris spinosa, sive Oxyacantha, C.B. Pit. Tournef. frantzösisch, Epine blanche, Aubepin, Aubepine. teutsch, Hagedorn, Weißdorn. Ist eine Gattung Mispeln, oder ein Strauch, dessen Stamm nicht eben gar zu dicke ist, hingegen desto vester, ästig, mit starcken, spitzigen Stacheln gewaffnet, und mit einer röthlichten oder braun und schwärtzlichten Schale überzogen. Die Blätter sehen schier aus, als wie die am Apio, und haben einen schleimigen Geschmack. Die Blüten wachsen Büschelweise, gantz dicht auf einem Hauffen bey einander, hangen an Stielen, sehen weiß und riechen lieblich, gantz süsse und annehmlich. Eine iede ist formiret wie ein Röslein, und bestehet aus fünff kleinen Blätterlein und röthlichten Fäslein. 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Das Holtz und die Frucht vom Hagedorn halten an, und dienen den Durchfall und das Bluten zu verstellen. Oxyacantha kommt von ὄξὺς, acutus, spitzig, und ἄκανϑα, spina, Dorn, als ob es heissen solte, ein spitziger Dorn. Aubepine: dieses frantzösische Wort kommt von dem lateinischen alba, weiß, und dem frantzösischen Epine, Dorn, und bedeutet so viel als Weißdorn. Oxycoccum. Oxycoccum, Cord. Hist. Oxycoccus, sive Vaccinia palustria, J.B. Acinaria palustris, Gesn. Hort. Vaccinia palustria, Ger. Dod. Vitis Idæa palustris, C.B. Raji Hist. Serpillum acinarium, Gesn. Col. frantzösisch, Coussinets des marais. teutsch, Moosbeer. Ist ein Kraut, das einen Hauffen lange schwache Stengel treibet, als wie Fasen, braunroth von Farbe die krümmen und beugen sich zur Erde, und breiten sich weit darauf aus, sind mit Blätterlein besetzt, die als wie Quendel sehen, doch noch ein wenig kleiner, hart und grün obenher, und grüngrau unten, sitzen auf sehr kurtzen Stielen, und stehen eins ums andre an den Stengeln. Die Blüten wachsen auf den Spitzen seiner Zweige, sitzen eine oder zwey auf einem Fingers langen und sehr dünnen Stiele. Eine iedwede ist viermahl zertheilet, und diese Theile sind spitzig, purperfarbig, und haben in der Mitten einen Hauffen gelbe Fäslein, die sich an den pistillum legen, und mit demselben einen spitzigen Cörper machen. Wann diese Blüten vergangen sind, so folgen darauf Beeren, die sind rund oder oval, von Farbe röthlicht oder grünröthlicht, und voll rother Tüpfel, auch mit einem

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/433>, abgerufen am 22.11.2024.