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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] schwärtzlichter Stein, zwar hart, löst sich iedennoch unter dem Hammer strecken.

Die Alten sponnen den Amiant, und machten unverbrennliches Tuch davon, welche unter andern auch zu den Todtencörpern gebrauchet wurden, welche solten verbrennet, die Asche aber davon aufbehalten werden: dann die Cörper verbrannten, das Tuch aber bliebe gantz. In den Pyrenäischen Gebürgen wird der Amiant in den Steinbrüchen gefunden.

Wann man aus Curiosität den Amiant ins Feuer legt, so lauffen wol die zärtesten Fäden zusammen und schmeltzen, allein, dem Uberreste thut das Feuer nichts; es gehöret eine viel stärckere Hitze darzu. Bringt man ihn aber in die Sonne, und unter einen Brennespiegel, so schmiltzt er augenblicks, und wird ein Glas daraus.

In dem Campanischen Thale, im Pyrenäischen Gebürge findet man auch eine Gattung Amiant, der wächst wie eine Pflantze, in den Marmorbrüchen, auf die zwey Schuhe hoch. Es ist eine silberweisse, gläntzende Materie, und läst sich, wie der Hanff, im Wasser rösten, davon bekommt man lange, lind und weiche Fäden, welche noch schöner und weisser werden, als zuvor, und widerstehen dem Feuer.

Es kan auch das gröbste und kürtzeste Theil, das nicht so gläntzend, noch gar schöne ist, und als wie Baumwolle stehet, davon gesondert werden: das läst sich spinnen, und man kan Leinwand daraus machen die unverbrennlich ist: sie wird aber besser, oder schlechter, nachdem die Materie gut und rein gewesen, die man darzu gebrauchet hat.

Der Amiant wird zu ein und andern Artzneyen genommen: man hält dafür, er widerstehe dem Gifte, vertreibe die Krätz und Raude; reiniget auch sonsten.

Amiantus, auf griechisch amiantos, kommt vom a privativo und miaino, contamino, ich beflecke, besudele: weil dieser Stein durchs Feuer nicht verändert werden kan.

Asbeston, Asbestes, das ist, soviel als inextinguibilis, unauslöschlich, kommt vom a privativo und sbennumi, extinguo, ich lösche aus, weil diese Materie im Feuer gleichsam wie erloschen bleibet, und entzündet sich nicht.

Ammi.

Ammi, vel semen Ameos, teutsch, Ammi, oder Ammeysamen, ist ein zarter, schier gantz runder Samen, stehet als wie Sandkörnlein, grau und braun, schmeckt und riecht gar würtzhaftig, fast wie Thymian oder Wohlgemuth. Der beste wird uns von Alexandria oder aus Candia überbracht, woselbst das Gewächse wächset, welches ziemlich hoch ist und ästig, Ammioselinum Tab. sive Ammi vulgare Dod. genannt. Die Aeste tragen auf ihren Spitzen Kronen mit kleinen weissen Blümlein besetzet, wornach die Samen folgen. Die Wurtzel ist dick. In Franckreich [Spaltenumbruch] wird es zwar auch gebauet, allein der Samen davon ist bey weiten nicht so gut, als wie der Candiotische.

Den Ammisamen soll man erwehlen, welcher recht frisch und vollkommen, gantz rein, soviel nur möglich, starck riechet, und etwas bitter schmecket. Er führt viel starckes Oel und flüchtiges Saltz.

Er zertheilet, eröffnet, ist gut wider die Mutterbeschwerung, Winde und Blehungen, und dienlich für den Kopf: er widerstehet dem Gifte: und gehöret unter die vier kleinen warmen Samen.

Ammi kommt vom griechischen ammos, Arena, Sand: welcher Name diesem Gewächse darum ist ertheilet worden, dieweil sein Samen wie Sandkörnlein siehet.

Ammites.

Ammites seu Ammonites, ist ein Sandstein, welcher in unterschiedlicher Grösse gefunden wird: inmassen es ihrer giebet, die zum wenigsten so groß sind, als eine welsche Nuß, andere sind wie Erbsen, andere wie Erven, und andere wie Mohn- oder Hirsenkörner. Diese kleinen Steine sehen als wie Fischrogen aus, und werden einige darunter Cenchrites, andere Meconites genennet. Die so groß sind als wie Erbsen, werden von etlichen Bezoar minerale genennet, dieweil sie eben als wie der Bezoarstein, aus eitel kleinen Schupen und Blättlein bestehen, auch gläntzend sind, und etwas röthlichter. Sie wachsen auf den Bergen, nahe bey Bern im Schweitzerlande. Sie lassen sich stracks zu Sande machen, woraus sie bestehen.

Ammites kommt von ammos, Arena, Sand; weil dieser Stein ein Sandstein ist.

Ammochrysus.

Ammochrysus ist ein Stein, der bisweilen ziemlich hart ist, gemeiniglich aber sich zwischen den Fingern wie Sand zerdrücken läst. Von Farbe ist er bald roth, bald gelbe, mit untermischten und wie Goldgläntzenden Talckflitterlein, so daß man sagen könte es wäre Goldsand drunter. Dieser Stein findet, sich in Böhmen und an andern Orten mehr. Er dienet nur zum Streusand.

Ammochrysus kommt vom griechischen ammos, Arena, Sand, und khrusos, Aurum, Gold, als ob man sprechen wolte Goldsand.

Gummi Ammoniacum.

Ammoniacum gummi, vel Gummi hammoniacum, sive Gutta Ammoniaca, frantzösisch, Gomme ammoniac, ist ein Gummi, welches aussenher gelbicht siehet, inwendig aber weiß, von widerlichen Geruch, bey nahe wie das Galbanum, und von bitterlichen Geschmack. Es rinnet, als wie weisse Tropfen, aus den aufgeritzten Aesten und Wurtzeln einer Sorte der Ferula oder des Gertenkrautes, Ferula galbarifera genannt, welche in Lybien, an sandigen Orten in grosser Menge wächst, vornehmlich aber um denjenigen [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] schwärtzlichter Stein, zwar hart, löst sich iedennoch unter dem Hammer strecken.

Die Alten sponnen den Amiant, und machten unverbreñliches Tuch davon, welche unter andern auch zu den Todtencörpern gebrauchet wurden, welche solten verbrennet, die Asche aber davon aufbehalten werden: dann die Cörper verbrannten, das Tuch aber bliebe gantz. In den Pyrenäischen Gebürgen wird der Amiant in den Steinbrüchen gefunden.

Wann man aus Curiosität den Amiant ins Feuer legt, so lauffen wol die zärtesten Fäden zusammen und schmeltzen, allein, dem Uberreste thut das Feuer nichts; es gehöret eine viel stärckere Hitze darzu. Bringt man ihn aber in die Sonne, und unter einen Brennespiegel, so schmiltzt er augenblicks, und wird ein Glas daraus.

In dem Campanischen Thale, im Pyrenäischen Gebürge findet man auch eine Gattung Amiant, der wächst wie eine Pflantze, in den Marmorbrüchen, auf die zwey Schuhe hoch. Es ist eine silberweisse, gläntzende Materie, und läst sich, wie der Hanff, im Wasser rösten, davon bekommt man lange, lind und weiche Fäden, welche noch schöner und weisser werden, als zuvor, und widerstehen dem Feuer.

Es kan auch das gröbste und kürtzeste Theil, das nicht so gläntzend, noch gar schöne ist, und als wie Baumwolle stehet, davon gesondert werden: das läst sich spinnen, und man kan Leinwand daraus machen die unverbrennlich ist: sie wird aber besser, oder schlechter, nachdem die Materie gut und rein gewesen, die man darzu gebrauchet hat.

Der Amiant wird zu ein und andern Artzneyen genommen: man hält dafür, er widerstehe dem Gifte, vertreibe die Krätz und Raude; reiniget auch sonsten.

Amiantus, auf griechisch ἀμίαντος, kommt vom α privativo und μιάινω, contamino, ich beflecke, besudele: weil dieser Stein durchs Feuer nicht verändert werden kan.

Asbeston, Asbestes, das ist, soviel als inextinguibilis, unauslöschlich, kommt vom α privativo und σβέννυμι, extinguo, ich lösche aus, weil diese Materie im Feuer gleichsam wie erloschen bleibet, und entzündet sich nicht.

Ammi.

Ammi, vel semen Ameos, teutsch, Ammi, oder Ammeysamen, ist ein zarter, schier gantz runder Samen, stehet als wie Sandkörnlein, grau und braun, schmeckt und riecht gar würtzhaftig, fast wie Thymian oder Wohlgemuth. Der beste wird uns von Alexandria oder aus Candia überbracht, woselbst das Gewächse wächset, welches ziemlich hoch ist und ästig, Ammioselinum Tab. sive Ammi vulgare Dod. genannt. Die Aeste tragen auf ihren Spitzen Kronen mit kleinen weissen Blümlein besetzet, wornach die Samen folgen. Die Wurtzel ist dick. In Franckreich [Spaltenumbruch] wird es zwar auch gebauet, allein der Samen davon ist bey weiten nicht so gut, als wie der Candiotische.

Den Ammisamen soll man erwehlen, welcher recht frisch und vollkommen, gantz rein, soviel nur möglich, starck riechet, und etwas bitter schmecket. Er führt viel starckes Oel und flüchtiges Saltz.

Er zertheilet, eröffnet, ist gut wider die Mutterbeschwerung, Winde und Blehungen, und dienlich für den Kopf: er widerstehet dem Gifte: und gehöret unter die vier kleinen warmen Samen.

Ammi kommt vom griechischen ἄμμος, Arena, Sand: welcher Name diesem Gewächse darum ist ertheilet worden, dieweil sein Samen wie Sandkörnlein siehet.

Ammites.

Ammites seu Ammonites, ist ein Sandstein, welcher in unterschiedlicher Grösse gefunden wird: inmassen es ihrer giebet, die zum wenigsten so groß sind, als eine welsche Nuß, andere sind wie Erbsen, andere wie Erven, und andere wie Mohn- oder Hirsenkörner. Diese kleinen Steine sehen als wie Fischrogen aus, und werden einige darunter Cenchrites, andere Meconites genennet. Die so groß sind als wie Erbsen, werden von etlichen Bezoar minerale genennet, dieweil sie eben als wie der Bezoarstein, aus eitel kleinen Schupen und Blättlein bestehen, auch gläntzend sind, und etwas röthlichter. Sie wachsen auf den Bergen, nahe bey Bern im Schweitzerlande. Sie lassen sich stracks zu Sande machen, woraus sie bestehen.

Ammites kommt von ἄμμος, Arena, Sand; weil dieser Stein ein Sandstein ist.

Ammochrysus.

Ammochrysus ist ein Stein, der bisweilen ziemlich hart ist, gemeiniglich aber sich zwischen den Fingern wie Sand zerdrücken läst. Von Farbe ist er bald roth, bald gelbe, mit untermischten und wie Goldgläntzenden Talckflitterlein, so daß man sagen könte es wäre Goldsand drunter. Dieser Stein findet, sich in Böhmen und an andern Orten mehr. Er dienet nur zum Streusand.

Ammochrysus kommt vom griechischen ἄμμος, Arena, Sand, und χρυσός, Aurum, Gold, als ob man sprechen wolte Goldsand.

Gummi Ammoniacum.

Ammoniacum gummi, vel Gummi hammoniacum, sive Gutta Ammoniaca, frantzösisch, Gomme ammoniac, ist ein Gummi, welches aussenher gelbicht siehet, inwendig aber weiß, von widerlichen Geruch, bey nahe wie das Galbanum, und von bitterlichen Geschmack. Es rinnet, als wie weisse Tropfen, aus den aufgeritzten Aesten und Wurtzeln einer Sorte der Ferula oder des Gertenkrautes, Ferula galbarifera genannt, welche in Lybien, an sandigen Orten in grosser Menge wächst, vornehmlich aber um denjenigen [Ende Spaltensatz]

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[0044] schwärtzlichter Stein, zwar hart, löst sich iedennoch unter dem Hammer strecken. Die Alten sponnen den Amiant, und machten unverbreñliches Tuch davon, welche unter andern auch zu den Todtencörpern gebrauchet wurden, welche solten verbrennet, die Asche aber davon aufbehalten werden: dann die Cörper verbrannten, das Tuch aber bliebe gantz. In den Pyrenäischen Gebürgen wird der Amiant in den Steinbrüchen gefunden. Wann man aus Curiosität den Amiant ins Feuer legt, so lauffen wol die zärtesten Fäden zusammen und schmeltzen, allein, dem Uberreste thut das Feuer nichts; es gehöret eine viel stärckere Hitze darzu. Bringt man ihn aber in die Sonne, und unter einen Brennespiegel, so schmiltzt er augenblicks, und wird ein Glas daraus. In dem Campanischen Thale, im Pyrenäischen Gebürge findet man auch eine Gattung Amiant, der wächst wie eine Pflantze, in den Marmorbrüchen, auf die zwey Schuhe hoch. Es ist eine silberweisse, gläntzende Materie, und läst sich, wie der Hanff, im Wasser rösten, davon bekommt man lange, lind und weiche Fäden, welche noch schöner und weisser werden, als zuvor, und widerstehen dem Feuer. Es kan auch das gröbste und kürtzeste Theil, das nicht so gläntzend, noch gar schöne ist, und als wie Baumwolle stehet, davon gesondert werden: das läst sich spinnen, und man kan Leinwand daraus machen die unverbrennlich ist: sie wird aber besser, oder schlechter, nachdem die Materie gut und rein gewesen, die man darzu gebrauchet hat. Der Amiant wird zu ein und andern Artzneyen genommen: man hält dafür, er widerstehe dem Gifte, vertreibe die Krätz und Raude; reiniget auch sonsten. Amiantus, auf griechisch ἀμίαντος, kommt vom α privativo und μιάινω, contamino, ich beflecke, besudele: weil dieser Stein durchs Feuer nicht verändert werden kan. Asbeston, Asbestes, das ist, soviel als inextinguibilis, unauslöschlich, kommt vom α privativo und σβέννυμι, extinguo, ich lösche aus, weil diese Materie im Feuer gleichsam wie erloschen bleibet, und entzündet sich nicht. Ammi. Ammi, vel semen Ameos, teutsch, Ammi, oder Ammeysamen, ist ein zarter, schier gantz runder Samen, stehet als wie Sandkörnlein, grau und braun, schmeckt und riecht gar würtzhaftig, fast wie Thymian oder Wohlgemuth. Der beste wird uns von Alexandria oder aus Candia überbracht, woselbst das Gewächse wächset, welches ziemlich hoch ist und ästig, Ammioselinum Tab. sive Ammi vulgare Dod. genannt. Die Aeste tragen auf ihren Spitzen Kronen mit kleinen weissen Blümlein besetzet, wornach die Samen folgen. Die Wurtzel ist dick. In Franckreich wird es zwar auch gebauet, allein der Samen davon ist bey weiten nicht so gut, als wie der Candiotische. Den Ammisamen soll man erwehlen, welcher recht frisch und vollkommen, gantz rein, soviel nur möglich, starck riechet, und etwas bitter schmecket. Er führt viel starckes Oel und flüchtiges Saltz. Er zertheilet, eröffnet, ist gut wider die Mutterbeschwerung, Winde und Blehungen, und dienlich für den Kopf: er widerstehet dem Gifte: und gehöret unter die vier kleinen warmen Samen. Ammi kommt vom griechischen ἄμμος, Arena, Sand: welcher Name diesem Gewächse darum ist ertheilet worden, dieweil sein Samen wie Sandkörnlein siehet. Ammites. Ammites seu Ammonites, ist ein Sandstein, welcher in unterschiedlicher Grösse gefunden wird: inmassen es ihrer giebet, die zum wenigsten so groß sind, als eine welsche Nuß, andere sind wie Erbsen, andere wie Erven, und andere wie Mohn- oder Hirsenkörner. Diese kleinen Steine sehen als wie Fischrogen aus, und werden einige darunter Cenchrites, andere Meconites genennet. Die so groß sind als wie Erbsen, werden von etlichen Bezoar minerale genennet, dieweil sie eben als wie der Bezoarstein, aus eitel kleinen Schupen und Blättlein bestehen, auch gläntzend sind, und etwas röthlichter. Sie wachsen auf den Bergen, nahe bey Bern im Schweitzerlande. Sie lassen sich stracks zu Sande machen, woraus sie bestehen. Ammites kommt von ἄμμος, Arena, Sand; weil dieser Stein ein Sandstein ist. Ammochrysus. Ammochrysus ist ein Stein, der bisweilen ziemlich hart ist, gemeiniglich aber sich zwischen den Fingern wie Sand zerdrücken läst. Von Farbe ist er bald roth, bald gelbe, mit untermischten und wie Goldgläntzenden Talckflitterlein, so daß man sagen könte es wäre Goldsand drunter. Dieser Stein findet, sich in Böhmen und an andern Orten mehr. Er dienet nur zum Streusand. Ammochrysus kommt vom griechischen ἄμμος, Arena, Sand, und χρυσός, Aurum, Gold, als ob man sprechen wolte Goldsand. Gummi Ammoniacum. Ammoniacum gummi, vel Gummi hammoniacum, sive Gutta Ammoniaca, frantzösisch, Gomme ammoniac, ist ein Gummi, welches aussenher gelbicht siehet, inwendig aber weiß, von widerlichen Geruch, bey nahe wie das Galbanum, und von bitterlichen Geschmack. Es rinnet, als wie weisse Tropfen, aus den aufgeritzten Aesten und Wurtzeln einer Sorte der Ferula oder des Gertenkrautes, Ferula galbarifera genannt, welche in Lybien, an sandigen Orten in grosser Menge wächst, vornehmlich aber um denjenigen

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/44>, abgerufen am 24.11.2024.