Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Gewisse kleine Schnecken, welche auf dem Seestrande zu finden, werden Pou de mer, Pisa marina, Seeerbsen genennet, dieweil sie fast so groß sind und aussehen wie die Erbsen. Es giebet allerley Farben drunter, graue, gelbe, schwartze. Lateinisch werden sie auch Conchulae marinae, kleine Seeschnecken genennet. Inwendig haben sie einen Perlenmutterschein, und werden zur Grottenarbeit gebrauchet.

Wann diese kleinen Schneckenhäuslein wol gewaschen und auf einem Reibesteine klein gerieben werden, so sind sie alkalinisch, und dämpfen die Säure, bey nahe wie die Perlenmutter, wann sie eines Scrupels bis auf ein Quintlein schwer genommen werden.

Pix.

Pix, frantzösisch, Poix, teutsch, Pech, ist ein Hartz, oder ein grober Terpentin, der aus den Fichten und viel andern solchen Bäumen, die entweder gerissen oder auch nicht gerissen sind, heraustringet. Es befindet sich dieses Hartz zuweilen so gar häuffig in den Bäumen, insonderheit in warmen Landen, wann sie alt werden, daß es dieselbigen erstickt, indem es ihre poros und Löchlein verstopfet, also verhindert, daß der Saft aus der Erde nicht in die Höhe kommen und sich in ihre Zäserlein austheilen kan, damit er ihnen Nahrung geben möge. Diesem Gebrechen wird abgeholffen, wann des Baumes Rinde an vielen Orten aufgerissen wird, absonderlich am Stamme unten, damit das flüßige Pech heraus rinnen möge. Dieses Mittel für die Fichten lässet sich mit der Aderlaß am Fusse nicht unrecht vergleichen, welche bey blutreichen Personen verrichtet wird, oder die vom Schlag getroffen werden.

Die Bauren hauen die alten abgestandenen Fichten um und machen lange, dünne Späne draus die auf lateinisch Taeda, teutsch, Schleissen, heissen. Dieselben legen sie aufs Feuer, in hole, bedeckte, ausdrücklich hierzu bereitete Orte, und lassen das Pech durch Rinnen heraus lauffen.

Das erste das heraus kommt, ist flüßig und wird lateinisch, Pisselaeum, frantzösisch, Huile de poix, genennet, das heisset auf teutsch, Pechöl.

Das darauf folgt, ist dicke und wird hart. Es heisset Resina pini, frantzösisch, Poix resine, das möchte im teutschen so viel heissen, als Hartzpech. Dieweil es noch geschmoltzen und weich ist, wird es in Mulden gegossen, und grosse Stücken daraus gemacht, damit es sich verführen lasse. Das schönste Pech von dieser Art wird uns von Bourdeaux und Bayonne zugeführet.

Man soll dasselbe nehmen, welches fein reine, gelblicht oder weißlicht und gläntzend ist.

Bey den frantzösischen Kauffleuten wird dasjenige Pech, welches aus den gerissenen Fichten getrungen und nicht durchs Feuer ausgezwungen ist, Barras genannt, und dessen zweyerley zu uns gebracht. Das eine heisset Galipot, oder insgemeine Encens blanc, und das andere Encens marbre. Die sind nur durch die Farbe von einander unterschieden: das weisse rinnt bey schönem Wetter aus dem Baume, und ist deshalben rein: das andere aber ist unrein, [Spaltenumbruch] weil allerhand Unrath und Stücklein Schale drein gerathen.

Den Galipot soll man aussuchen, der am reinsten, am weissesten und am trockensten ist.

Der weiche Galipot wird zerlassen und in Fässer geschüttet, damit er könne verführet werden: das heist hernachmahls grosse Terebinthine oder Terebinthine commune, grober und gemeiner Terpentin. Er dienet zur Druckerfarbe, kommt auch zum gemeinen Firnüß: und die Schmiede brauchen ihn zu den Schäden der Pferde.

Was auf frantzösisch Poix grasse, Poix blanche und Poix de Bourgogne genennet wird, das ist weisser Galipot, der übern Feuer zerlassen und mit schlechten Terpentin vermischet worden ist. Dieses Pech ist Pix Burgundiae, Burgundisches Pech, darum betitelt worden, dieweil man vorgegeben hat, das erste sey in Burgund zugerichtet worden. Anietzo aber kommt das beste, das wir haben, aus Holland und von Straßburg.

Es muß ziemlich harte seyn, rein und weißlicht, etwas gelblicht.

Alle Arten Pech führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienen zum erweichen, dünne und auch zeitig zu machen, zum zertheilen, zum heilen, zum reinigen und zum trocknen. Es wird nur äusserlich gebraucht und unter die Pflaster und Salben gemischet.

Pix kommt von Pinus, Fichte, dieweil das Pech aus diesem Baume gezogen wird.

Tarc, Goudran, Bray liquide, lateinisch, Pissa, teutsch, Laßpech, ist eine Sorte schwartz und flüßig Pech und wird aus Schweden und Norwegen uns gebracht. Man hat allzeit geglaubet, es würde von verbrannten Fichtenbäumen, an beschlossenen Orten gemachet, welche ausdrücklich zu Auffahung dessen zugerichtet. Allein, Pomet, ein neuer Scribent, ist einer gar andern Meinung; dann er giebt vor, es rinne so gantz schwartz aus den alten Fichtenstämmen, davon die Rinde abgeschälet und welche gerissen worden sind. Diese Fichten, spricht er, gehen hernachmahls ein und dienen weiter nicht, als zum verbrennen. Auch stehet er in den Gedancken, das falsche oder gemeine oleum de Cade oder Pisselaeon, Pechöl, sey das klare, das sich oben auf dem Tarc befindet.

Der Tarc oder Goudran wird gemeiniglich zum verpichen der Schiffe gebrauchet und dessentwegen auch Schiffpech, Pix navalis genannt. An dessen Statt gebrauchen wir, was wir Pix noire zu nennen pflegen.

Der Goudran reiniget, zertreibt und trocknet: er wird zu den Schäden der Pferde und für die Raude des Schafviehes gebrauchet.

Der Goudran, der von den Schiffen, die auf der See gewesen, abgekratzet wird, trocknet wegen des Saltzes, das darein gekommen, viel stärcker, als der andre: und wird Zopissa genannt, davon an seinem Ort zu reden ist.

Poix noire, welches gleichfals Pix navalis genennet wird, ist ein Gemenge von Arcancon und Goudran oder Tarc. Es wird uns aus Schweden und [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Gewisse kleine Schnecken, welche auf dem Seestrande zu finden, werden Pou de mer, Pisa marina, Seeerbsen genennet, dieweil sie fast so groß sind und aussehen wie die Erbsen. Es giebet allerley Farben drunter, graue, gelbe, schwartze. Lateinisch werden sie auch Conchulæ marinæ, kleine Seeschnecken genennet. Inwendig haben sie einen Perlenmutterschein, und werden zur Grottenarbeit gebrauchet.

Wann diese kleinen Schneckenhäuslein wol gewaschen und auf einem Reibesteine klein gerieben werden, so sind sie alkalinisch, und dämpfen die Säure, bey nahe wie die Perlenmutter, wann sie eines Scrupels bis auf ein Quintlein schwer genommen werden.

Pix.

Pix, frantzösisch, Poix, teutsch, Pech, ist ein Hartz, oder ein grober Terpentin, der aus den Fichten und viel andern solchen Bäumen, die entweder gerissen oder auch nicht gerissen sind, heraustringet. Es befindet sich dieses Hartz zuweilen so gar häuffig in den Bäumen, insonderheit in warmen Landen, wann sie alt werden, daß es dieselbigen erstickt, indem es ihre poros und Löchlein verstopfet, also verhindert, daß der Saft aus der Erde nicht in die Höhe kommen und sich in ihre Zäserlein austheilen kan, damit er ihnen Nahrung geben möge. Diesem Gebrechen wird abgeholffen, wann des Baumes Rinde an vielen Orten aufgerissen wird, absonderlich am Stamme unten, damit das flüßige Pech heraus rinnen möge. Dieses Mittel für die Fichten lässet sich mit der Aderlaß am Fusse nicht unrecht vergleichen, welche bey blutreichen Personen verrichtet wird, oder die vom Schlag getroffen werden.

Die Bauren hauen die alten abgestandenen Fichten um und machen lange, dünne Späne draus die auf lateinisch Tæda, teutsch, Schleissen, heissen. Dieselben legen sie aufs Feuer, in hole, bedeckte, ausdrücklich hierzu bereitete Orte, und lassen das Pech durch Rinnen heraus lauffen.

Das erste das heraus kommt, ist flüßig und wird lateinisch, Pisselæum, frantzösisch, Huile de poix, genennet, das heisset auf teutsch, Pechöl.

Das darauf folgt, ist dicke und wird hart. Es heisset Resina pini, frantzösisch, Poix resine, das möchte im teutschen so viel heissen, als Hartzpech. Dieweil es noch geschmoltzen und weich ist, wird es in Mulden gegossen, und grosse Stücken daraus gemacht, damit es sich verführen lasse. Das schönste Pech von dieser Art wird uns von Bourdeaux und Bayonne zugeführet.

Man soll dasselbe nehmen, welches fein reine, gelblicht oder weißlicht und gläntzend ist.

Bey den frantzösischen Kauffleuten wird dasjenige Pech, welches aus den gerissenen Fichten getrungen und nicht durchs Feuer ausgezwungen ist, Barras genannt, und dessen zweyerley zu uns gebracht. Das eine heisset Galipot, oder insgemeine Encens blanc, und das andere Encens marbré. Die sind nur durch die Farbe von einander unterschieden: das weisse rinnt bey schönem Wetter aus dem Baume, und ist deshalben rein: das andere aber ist unrein, [Spaltenumbruch] weil allerhand Unrath und Stücklein Schale drein gerathen.

Den Galipot soll man aussuchen, der am reinsten, am weissesten und am trockensten ist.

Der weiche Galipot wird zerlassen und in Fässer geschüttet, damit er könne verführet werden: das heist hernachmahls grosse Terebinthine oder Terebinthine commune, grober und gemeiner Terpentin. Er dienet zur Druckerfarbe, kommt auch zum gemeinen Firnüß: und die Schmiede brauchen ihn zu den Schäden der Pferde.

Was auf frantzösisch Poix grasse, Poix blanche und Poix de Bourgogne genennet wird, das ist weisser Galipot, der übern Feuer zerlassen und mit schlechten Terpentin vermischet worden ist. Dieses Pech ist Pix Burgundiæ, Burgundisches Pech, darum betitelt worden, dieweil man vorgegeben hat, das erste sey in Burgund zugerichtet worden. Anietzo aber kommt das beste, das wir haben, aus Holland und von Straßburg.

Es muß ziemlich harte seyn, rein und weißlicht, etwas gelblicht.

Alle Arten Pech führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienen zum erweichen, dünne und auch zeitig zu machen, zum zertheilen, zum heilen, zum reinigen und zum trocknen. Es wird nur äusserlich gebraucht und unter die Pflaster und Salben gemischet.

Pix kommt von Pinus, Fichte, dieweil das Pech aus diesem Baume gezogen wird.

Tarc, Goudran, Bray liquide, lateinisch, Pissa, teutsch, Laßpech, ist eine Sorte schwartz und flüßig Pech und wird aus Schweden und Norwegen uns gebracht. Man hat allzeit geglaubet, es würde von verbrannten Fichtenbäumen, an beschlossenen Orten gemachet, welche ausdrücklich zu Auffahung dessen zugerichtet. Allein, Pomet, ein neuer Scribent, ist einer gar andern Meinung; dann er giebt vor, es rinne so gantz schwartz aus den alten Fichtenstämmen, davon die Rinde abgeschälet und welche gerissen worden sind. Diese Fichten, spricht er, gehen hernachmahls ein und dienen weiter nicht, als zum verbrennen. Auch stehet er in den Gedancken, das falsche oder gemeine oleum de Cade oder Pisselæon, Pechöl, sey das klare, das sich oben auf dem Tarc befindet.

Der Tarc oder Goudran wird gemeiniglich zum verpichen der Schiffe gebrauchet und dessentwegen auch Schiffpech, Pix navalis genannt. An dessen Statt gebrauchen wir, was wir Pix noire zu nennen pflegen.

Der Goudran reiniget, zertreibt und trocknet: er wird zu den Schäden der Pferde und für die Raude des Schafviehes gebrauchet.

Der Goudran, der von den Schiffen, die auf der See gewesen, abgekratzet wird, trocknet wegen des Saltzes, das darein gekommen, viel stärcker, als der andre: und wird Zopissa genannt, davon an seinem Ort zu reden ist.

Poix noire, welches gleichfals Pix navalis genennet wird, ist ein Gemenge von Arcançon und Goudran oder Tarc. Es wird uns aus Schweden und [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0464"/>
          <cb type="start"/>
          <p>Gewisse kleine Schnecken, welche auf dem Seestrande zu finden, werden <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pou de mer, Pisa marina</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Seeerbsen</hi> genennet, dieweil sie fast so groß sind und aussehen wie die Erbsen. Es giebet allerley Farben drunter, graue, gelbe, schwartze. Lateinisch werden sie auch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Conchulæ marinæ</hi></hi>, <hi rendition="#fr">kleine Seeschnecken</hi> genennet. Inwendig haben sie einen Perlenmutterschein, und werden zur Grottenarbeit gebrauchet.</p><lb/>
          <p>Wann diese kleinen Schneckenhäuslein wol gewaschen und auf einem Reibesteine klein gerieben werden, so sind sie alkalinisch, und dämpfen die Säure, bey nahe wie die Perlenmutter, wann sie eines Scrupels bis auf ein Quintlein schwer genommen werden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Pix.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pix</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Poix</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Pech,</hi> ist ein Hartz, oder ein grober Terpentin, der aus den Fichten und viel andern solchen Bäumen, die entweder gerissen oder auch nicht gerissen sind, heraustringet. Es befindet sich dieses Hartz zuweilen so gar häuffig in den Bäumen, insonderheit in warmen Landen, wann sie alt werden, daß es dieselbigen erstickt, indem es ihre <hi rendition="#i">poros</hi> und Löchlein verstopfet, also verhindert, daß der Saft aus der Erde nicht in die Höhe kommen und sich in ihre Zäserlein austheilen kan, damit er ihnen Nahrung geben möge. Diesem Gebrechen wird abgeholffen, wann des Baumes Rinde an vielen Orten aufgerissen wird, absonderlich am Stamme unten, damit das flüßige Pech heraus rinnen möge. Dieses Mittel für die Fichten lässet sich mit der Aderlaß am Fusse nicht unrecht vergleichen, welche bey blutreichen Personen verrichtet wird, oder die vom Schlag getroffen werden.</p><lb/>
          <p>Die Bauren hauen die alten abgestandenen Fichten um und machen lange, dünne Späne draus die auf lateinisch <hi rendition="#i">Tæda,</hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Schleissen,</hi> heissen. Dieselben legen sie aufs Feuer, in hole, bedeckte, ausdrücklich hierzu bereitete Orte, und lassen das Pech durch Rinnen heraus lauffen.</p><lb/>
          <p>Das erste das heraus kommt, ist flüßig und wird lateinisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pisselæum</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Huile de poix</hi></hi>, genennet, das heisset auf teutsch, <hi rendition="#fr">Pechöl.</hi></p><lb/>
          <p>Das darauf folgt, ist dicke und wird hart. Es heisset <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Resina pini</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Poix resine</hi></hi>, das möchte im teutschen so viel heissen, als <hi rendition="#fr">Hartzpech.</hi> Dieweil es noch geschmoltzen und weich ist, wird es in Mulden gegossen, und grosse Stücken daraus gemacht, damit es sich verführen lasse. Das schönste Pech von dieser Art wird uns von Bourdeaux und Bayonne zugeführet.</p><lb/>
          <p>Man soll dasselbe nehmen, welches fein reine, gelblicht oder weißlicht und gläntzend ist.</p><lb/>
          <p>Bey den frantzösischen Kauffleuten wird dasjenige <hi rendition="#fr">Pech,</hi> welches aus den gerissenen Fichten getrungen und nicht durchs Feuer ausgezwungen ist, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Barras</hi></hi> genannt, und dessen zweyerley zu uns gebracht. Das eine heisset <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Galipot</hi></hi>, oder insgemeine <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Encens blanc</hi></hi>, und das andere <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Encens marbré.</hi></hi> Die sind nur durch die Farbe von einander unterschieden: das weisse rinnt bey schönem Wetter aus dem Baume, und ist deshalben rein: das andere aber ist unrein, <cb/>
weil allerhand Unrath und Stücklein Schale drein gerathen.</p><lb/>
          <p>Den <hi rendition="#i">Galipot</hi> soll man aussuchen, der am reinsten, am weissesten und am trockensten ist.</p><lb/>
          <p>Der weiche <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Galipot</hi></hi> wird zerlassen und in Fässer geschüttet, damit er könne verführet werden: das heist hernachmahls <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">grosse Terebinthine</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Terebinthine commune</hi></hi>, <hi rendition="#fr">grober</hi> und <hi rendition="#fr">gemeiner Terpentin.</hi> Er dienet zur Druckerfarbe, kommt auch zum gemeinen Firnüß: und die Schmiede brauchen ihn zu den Schäden der Pferde.</p><lb/>
          <p>Was auf frantzösisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Poix grasse, Poix blanche</hi></hi> und <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Poix de Bourgogne</hi></hi> genennet wird, das ist weisser <hi rendition="#i">Galipot,</hi> der übern Feuer zerlassen und mit schlechten Terpentin vermischet worden ist. Dieses Pech ist <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pix Burgundiæ</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Burgundisches Pech,</hi> darum betitelt worden, dieweil man vorgegeben hat, das erste sey in Burgund zugerichtet worden. Anietzo aber kommt das beste, das wir haben, aus Holland und von Straßburg.</p><lb/>
          <p>Es muß ziemlich harte seyn, rein und weißlicht, etwas gelblicht.</p><lb/>
          <p>Alle Arten Pech führen viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie dienen zum erweichen, dünne und auch zeitig zu machen, zum zertheilen, zum heilen, zum reinigen und zum trocknen. Es wird nur äusserlich gebraucht und unter die Pflaster und Salben gemischet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Pix</hi> kommt von <hi rendition="#i">Pinus,</hi> <hi rendition="#fr">Fichte,</hi> dieweil das Pech aus diesem Baume gezogen wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Tarc, Goudran, Bray liquide</hi></hi>, lateinisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pissa</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Laßpech,</hi> ist eine Sorte schwartz und flüßig Pech und wird aus Schweden und Norwegen uns gebracht. Man hat allzeit geglaubet, es würde von verbrannten Fichtenbäumen, an beschlossenen Orten gemachet, welche ausdrücklich zu Auffahung dessen zugerichtet. Allein, <hi rendition="#fr">Pomet,</hi> ein neuer Scribent, ist einer gar andern Meinung; dann er giebt vor, es rinne so gantz schwartz aus den alten Fichtenstämmen, davon die Rinde abgeschälet und welche gerissen worden sind. <hi rendition="#fr">Diese Fichten,</hi> spricht er, <hi rendition="#fr">gehen hernachmahls ein und dienen</hi> weiter <hi rendition="#fr">nicht, als zum verbrennen.</hi> Auch stehet er in den Gedancken, das falsche oder gemeine <hi rendition="#i">oleum de Cade</hi> oder <hi rendition="#i">Pisselæon,</hi> <hi rendition="#fr">Pechöl,</hi> sey das klare, das sich oben auf dem <hi rendition="#i">Tarc</hi> befindet.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#i">Tarc</hi> oder <hi rendition="#i">Goudran</hi> wird gemeiniglich zum verpichen der Schiffe gebrauchet und dessentwegen auch <hi rendition="#fr">Schiffpech,</hi> <hi rendition="#i">Pix navalis</hi> genannt. An dessen Statt gebrauchen wir, was wir <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pix noire</hi></hi> zu nennen pflegen.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#i">Goudran</hi> reiniget, zertreibt und trocknet: er wird zu den Schäden der Pferde und für die Raude des Schafviehes gebrauchet.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#i">Goudran,</hi> der von den Schiffen, die auf der See gewesen, abgekratzet wird, trocknet wegen des Saltzes, das darein gekommen, viel stärcker, als der andre: und wird <hi rendition="#i">Zopissa</hi> genannt, davon an seinem Ort zu reden ist.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Poix noire</hi></hi>, welches gleichfals <hi rendition="#i">Pix navalis</hi> genennet wird, ist ein Gemenge von <hi rendition="#i">Arcançon</hi> und <hi rendition="#i">Goudran</hi> oder <hi rendition="#i">Tarc.</hi> Es wird uns aus Schweden und <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0464] Gewisse kleine Schnecken, welche auf dem Seestrande zu finden, werden Pou de mer, Pisa marina, Seeerbsen genennet, dieweil sie fast so groß sind und aussehen wie die Erbsen. Es giebet allerley Farben drunter, graue, gelbe, schwartze. Lateinisch werden sie auch Conchulæ marinæ, kleine Seeschnecken genennet. Inwendig haben sie einen Perlenmutterschein, und werden zur Grottenarbeit gebrauchet. Wann diese kleinen Schneckenhäuslein wol gewaschen und auf einem Reibesteine klein gerieben werden, so sind sie alkalinisch, und dämpfen die Säure, bey nahe wie die Perlenmutter, wann sie eines Scrupels bis auf ein Quintlein schwer genommen werden. Pix. Pix, frantzösisch, Poix, teutsch, Pech, ist ein Hartz, oder ein grober Terpentin, der aus den Fichten und viel andern solchen Bäumen, die entweder gerissen oder auch nicht gerissen sind, heraustringet. Es befindet sich dieses Hartz zuweilen so gar häuffig in den Bäumen, insonderheit in warmen Landen, wann sie alt werden, daß es dieselbigen erstickt, indem es ihre poros und Löchlein verstopfet, also verhindert, daß der Saft aus der Erde nicht in die Höhe kommen und sich in ihre Zäserlein austheilen kan, damit er ihnen Nahrung geben möge. Diesem Gebrechen wird abgeholffen, wann des Baumes Rinde an vielen Orten aufgerissen wird, absonderlich am Stamme unten, damit das flüßige Pech heraus rinnen möge. Dieses Mittel für die Fichten lässet sich mit der Aderlaß am Fusse nicht unrecht vergleichen, welche bey blutreichen Personen verrichtet wird, oder die vom Schlag getroffen werden. Die Bauren hauen die alten abgestandenen Fichten um und machen lange, dünne Späne draus die auf lateinisch Tæda, teutsch, Schleissen, heissen. Dieselben legen sie aufs Feuer, in hole, bedeckte, ausdrücklich hierzu bereitete Orte, und lassen das Pech durch Rinnen heraus lauffen. Das erste das heraus kommt, ist flüßig und wird lateinisch, Pisselæum, frantzösisch, Huile de poix, genennet, das heisset auf teutsch, Pechöl. Das darauf folgt, ist dicke und wird hart. Es heisset Resina pini, frantzösisch, Poix resine, das möchte im teutschen so viel heissen, als Hartzpech. Dieweil es noch geschmoltzen und weich ist, wird es in Mulden gegossen, und grosse Stücken daraus gemacht, damit es sich verführen lasse. Das schönste Pech von dieser Art wird uns von Bourdeaux und Bayonne zugeführet. Man soll dasselbe nehmen, welches fein reine, gelblicht oder weißlicht und gläntzend ist. Bey den frantzösischen Kauffleuten wird dasjenige Pech, welches aus den gerissenen Fichten getrungen und nicht durchs Feuer ausgezwungen ist, Barras genannt, und dessen zweyerley zu uns gebracht. Das eine heisset Galipot, oder insgemeine Encens blanc, und das andere Encens marbré. Die sind nur durch die Farbe von einander unterschieden: das weisse rinnt bey schönem Wetter aus dem Baume, und ist deshalben rein: das andere aber ist unrein, weil allerhand Unrath und Stücklein Schale drein gerathen. Den Galipot soll man aussuchen, der am reinsten, am weissesten und am trockensten ist. Der weiche Galipot wird zerlassen und in Fässer geschüttet, damit er könne verführet werden: das heist hernachmahls grosse Terebinthine oder Terebinthine commune, grober und gemeiner Terpentin. Er dienet zur Druckerfarbe, kommt auch zum gemeinen Firnüß: und die Schmiede brauchen ihn zu den Schäden der Pferde. Was auf frantzösisch Poix grasse, Poix blanche und Poix de Bourgogne genennet wird, das ist weisser Galipot, der übern Feuer zerlassen und mit schlechten Terpentin vermischet worden ist. Dieses Pech ist Pix Burgundiæ, Burgundisches Pech, darum betitelt worden, dieweil man vorgegeben hat, das erste sey in Burgund zugerichtet worden. Anietzo aber kommt das beste, das wir haben, aus Holland und von Straßburg. Es muß ziemlich harte seyn, rein und weißlicht, etwas gelblicht. Alle Arten Pech führen viel Oel und Sal essentiale. Sie dienen zum erweichen, dünne und auch zeitig zu machen, zum zertheilen, zum heilen, zum reinigen und zum trocknen. Es wird nur äusserlich gebraucht und unter die Pflaster und Salben gemischet. Pix kommt von Pinus, Fichte, dieweil das Pech aus diesem Baume gezogen wird. Tarc, Goudran, Bray liquide, lateinisch, Pissa, teutsch, Laßpech, ist eine Sorte schwartz und flüßig Pech und wird aus Schweden und Norwegen uns gebracht. Man hat allzeit geglaubet, es würde von verbrannten Fichtenbäumen, an beschlossenen Orten gemachet, welche ausdrücklich zu Auffahung dessen zugerichtet. Allein, Pomet, ein neuer Scribent, ist einer gar andern Meinung; dann er giebt vor, es rinne so gantz schwartz aus den alten Fichtenstämmen, davon die Rinde abgeschälet und welche gerissen worden sind. Diese Fichten, spricht er, gehen hernachmahls ein und dienen weiter nicht, als zum verbrennen. Auch stehet er in den Gedancken, das falsche oder gemeine oleum de Cade oder Pisselæon, Pechöl, sey das klare, das sich oben auf dem Tarc befindet. Der Tarc oder Goudran wird gemeiniglich zum verpichen der Schiffe gebrauchet und dessentwegen auch Schiffpech, Pix navalis genannt. An dessen Statt gebrauchen wir, was wir Pix noire zu nennen pflegen. Der Goudran reiniget, zertreibt und trocknet: er wird zu den Schäden der Pferde und für die Raude des Schafviehes gebrauchet. Der Goudran, der von den Schiffen, die auf der See gewesen, abgekratzet wird, trocknet wegen des Saltzes, das darein gekommen, viel stärcker, als der andre: und wird Zopissa genannt, davon an seinem Ort zu reden ist. Poix noire, welches gleichfals Pix navalis genennet wird, ist ein Gemenge von Arcançon und Goudran oder Tarc. Es wird uns aus Schweden und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/464
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/464>, abgerufen am 22.11.2024.