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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Sonst könten noch ein gantzer Hauffen andere vegetabilia adstringentia an statt des Gallus zu der Tinte dienen, z.E. die Eicheln, das Eichenholtz, das indianische Holtz, die Grantenschalen und Blüten, der Sumach, die rothen Rosen: nun ists wol wahr, daß die meisten drunter keine solche schwartze Tinte geben, als wie die Galläpfel, doch kommt sie jener dannoch ziemlich nahe.

Der Drucker ihre Tinte oder die Druckerfarbe, lateinisch, Atramentum librarium, wird von Terpentin, Nußöl oder Leinöl und Kühnrus bereitet.

L'Encre de la Chine, Atramentum Indicum, die Indianische Tinte, wird uns in kleinen viereckigten oder langen Stücken zugeführet, die sind hart und glatt, schwartz und gläntzend, leichte, insgemein drey Querfinger lang, einen halben Zoll breit, und drey oder vier Linien dicke, auf beyden Seiten mit mancherley Characteren und Zeichen bezeichnet. Wie man sagt, so soll sie aus Fischleim, Ochsengalle und Kühnrus bereitet seyn; alleine, das ist nicht gewiß, und die meisten glauben, es sey ein geheimes Stücklein, welches die Chineser für sich behalten, und den Europäern noch nicht entdecket haben. Sie schütten diese Tinte in kleine höltzerne, wol ausgearbeite Formen, und lassen sie darinne harte werden. Die beste Chinesische Tinte wird zu Nanking bereitet, und zuweilen mit einigen Goldblättlein gezieret, auch wolriechend gemacht: alleine dieselbige bleibt schier alle mit einander in dem Lande, für die grossen Herren, und wird fast keine nicht verführet. Unterweilen wird die Figur eines Drachens drauf gedruckt.

Die Chineser brauchen diese Tinte zum schreiben, und lassen sie vorher in einem und dem andern liquor zergehen. Sie ist schwartz und gleissend, auch sehr bequem: in Franckreich braucht man die, welche heraus gebracht ist worden, zu den Rissen bey der Architectur.

Die rothe Tinte wird von der rothen Rosette gemacht, die man im Wasser zergehen lassen.

Die gelbe Tinte bereitet man von gelben Ocker, im Wasser zerlassen.

Auf eben diese Weise kan man auch sonst noch allerhand Arten Tinte von so und so gefärbter Erde und Thon bereiten.

Alle dergleichen Tinte könten auch wol einige medicinalische Kräfte haben, nachdem man nemlich diese oder jene Materie darzu genommen. Und aus der Erfahrung ist bekannt, daß die gemeine Tinte gut ist, wann man sich hat verbrannt, wie auch das Blut zu verstellen, wann man sie auf den Schaden legt.

Atriplex.

Atriplex, frantzösisch, Arroche, oder Bonnes-Dames, auch Prudes-Femmes, Follettes, teutsch, Melde, ist ein Gewächs, dessen es gar sehr viel Sorten giebt. Ich werde nur die beyden vornehmsten beschreiben.

Die erste heisset

Atriplex sativa alba, Lob.

Atriplex hortensis alba, sive

Atriplex domestica, Ang. Matth.

Atriplex alba hortensis, J.B. virens, C.B. Pit. Tournef.

teutsch, weisse Melde.

Diese wird so hoch als ein Mann, ist ästig, trägt breite spitzige Blätter, als wie der Meyer, doch sind [Spaltenumbruch] sie ein gut Theil kleiner und linder, wie mit Mehle bestreuet, bleichgrün oder weißlicht, ohne Geschmack. Die Spitzen der Aeste sind über und über mit einer grossen Menge kleiner Blümlein besetzet, die aus eitel kleinen gelblichten Fäslein bestehen: darauf folgt der Samen, der insgemein platt und rund, mit einer dünnen Schale überzogen. Tournefort meldet, daß man auf eben demselbigen und einem Stocke noch eine andere Frucht antreffen würde, die doch zuvor nicht hätte geblühet: dieselbige wäre gantz und gar breit, gemeiniglich rund, ausgeschweifft und bestünde aus zwey Blätterlein, deren eines über das andere geleget, und in ihrem Schose einen schier gantz rund und platten Samen beschlösse. Ihre Wurtzel ist gleich, etwa der Hand lang, und voll Fasern.

Die andre heist

Atriplex hortensis rubra, C.B.

Atriplex sativa folio rubicundo, Trag.

teutsch, rothe Melde.

Die ist von der vorigen nichts unterschieden, ohne daß ihre Blüte und Kraut roth oder purpurfarbig ist.

Beyde wachsen in Küchen- und Krautgärten, und werden darinne gezogen. Sie haben viel Feuchtigkeit und Oel, wenig Saltz.

Sie befeuchten, und erfrischen: erweichen den Leib: sie werden zu Träncken und zu Clystiren gebrauchet.

Attelabus Arachnoides.

Attelabus arachnoides, Aldrov. Jonst. teutsch, Wasserspinne, ist ein Ungeziefer, das auf dem Wasser lebet, und etwas von der Spinnen und der Heuschrecken Art hat. Der Kopf sieht gleich wie eine Heuschrecke, und die Augen stehen heraus. Der übrige Theil sieht als wie eine Spinne, hat aber nicht mehr als sechs Füsse. Es schwimmet auf dem Wasser, oder kreucht auf der Erde herum. Seine Farbe ist aschgrau.

Er soll zertheilen, wann man es äusserlich auflegt.

Avaccari.

Avacccari, Garc. ist ein kleiner indianischer Baum, dessen Blätter, Blüten und Früchte, als wie die an den Myrten sehen, sind aber viel anziehender. In der Provintz Malabar wächst er auf den Bergen.

Im Lande wird er sehr hoch gehalten, und zu lang anhaltender rothen Ruhr, von Erkältung herrührend, dienlich erachtet.

Avanturine.

Ist ein röthlichter Stein, gantz als wie voller Goldflitterlein, gar schön und lieblich anzusehen. Es giebet zwey Gattungen, eine natürliche, und eine durch die Kunst gemacht. Die natürliche findet sich an vielen Orten in Franckreich, und wird gestossen und unter den Streusand gemengt.

Die gekünstelte ist ein Glas oder ein Gemenge von Kupferstaub, der unters Glas gemenget worden, dieweil es übern Feuer und im Fluß gestanden. Sein Name ist daher entstanden, dieweil es ungefehr erfunden worden, als Kupferstaub unversehens ins geschmoltzne Glas gefallen. Die Schmeltzkünstler brauchen es zu ihrer Arbeit.

Avena.

Avena, frantzösisch, Aveine oder Avoine, teutsch, Haber, ist ein Gewächs, dessen es zwey Sorten giebet; eine die gebauet wird, und eine wilde.

Avena, Dod.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Sonst könten noch ein gantzer Hauffen andere vegetabilia adstringentia an statt des Gallus zu der Tinte dienen, z.E. die Eicheln, das Eichenholtz, das indianische Holtz, die Grantenschalen und Blüten, der Sumach, die rothen Rosen: nun ists wol wahr, daß die meisten drunter keine solche schwartze Tinte geben, als wie die Galläpfel, doch kommt sie jener dannoch ziemlich nahe.

Der Drucker ihre Tinte oder die Druckerfarbe, lateinisch, Atramentum librarium, wird von Terpentin, Nußöl oder Leinöl und Kühnrus bereitet.

L'Encre de la Chine, Atramentum Indicum, die Indianische Tinte, wird uns in kleinen viereckigten oder langen Stücken zugeführet, die sind hart und glatt, schwartz und gläntzend, leichte, insgemein drey Querfinger lang, einen halben Zoll breit, und drey oder vier Linien dicke, auf beyden Seiten mit mancherley Characteren und Zeichen bezeichnet. Wie man sagt, so soll sie aus Fischleim, Ochsengalle und Kühnrus bereitet seyn; alleine, das ist nicht gewiß, und die meisten glauben, es sey ein geheimes Stücklein, welches die Chineser für sich behalten, und den Europäern noch nicht entdecket haben. Sie schütten diese Tinte in kleine höltzerne, wol ausgearbeite Formen, und lassen sie darinne harte werden. Die beste Chinesische Tinte wird zu Nanking bereitet, und zuweilen mit einigen Goldblättlein gezieret, auch wolriechend gemacht: alleine dieselbige bleibt schier alle mit einander in dem Lande, für die grossen Herren, und wird fast keine nicht verführet. Unterweilen wird die Figur eines Drachens drauf gedruckt.

Die Chineser brauchen diese Tinte zum schreiben, und lassen sie vorher in einem und dem andern liquor zergehen. Sie ist schwartz und gleissend, auch sehr bequem: in Franckreich braucht man die, welche heraus gebracht ist worden, zu den Rissen bey der Architectur.

Die rothe Tinte wird von der rothen Rosette gemacht, die man im Wasser zergehen lassen.

Die gelbe Tinte bereitet man von gelben Ocker, im Wasser zerlassen.

Auf eben diese Weise kan man auch sonst noch allerhand Arten Tinte von so und so gefärbter Erde und Thon bereiten.

Alle dergleichen Tinte könten auch wol einige medicinalische Kräfte haben, nachdem man nemlich diese oder jene Materie darzu genommen. Und aus der Erfahrung ist bekannt, daß die gemeine Tinte gut ist, wann man sich hat verbrannt, wie auch das Blut zu verstellen, wann man sie auf den Schaden legt.

Atriplex.

Atriplex, frantzösisch, Arroche, oder Bonnes-Dames, auch Prudes-Femmes, Follettes, teutsch, Melde, ist ein Gewächs, dessen es gar sehr viel Sorten giebt. Ich werde nur die beyden vornehmsten beschreiben.

Die erste heisset

Atriplex sativa alba, Lob.

Atriplex hortensis alba, sive

Atriplex domestica, Ang. Matth.

Atriplex alba hortensis, J.B. virens, C.B. Pit. Tournef.

teutsch, weisse Melde.

Diese wird so hoch als ein Mann, ist ästig, trägt breite spitzige Blätter, als wie der Meyer, doch sind [Spaltenumbruch] sie ein gut Theil kleiner und linder, wie mit Mehle bestreuet, bleichgrün oder weißlicht, ohne Geschmack. Die Spitzen der Aeste sind über und über mit einer grossen Menge kleiner Blümlein besetzet, die aus eitel kleinen gelblichten Fäslein bestehen: darauf folgt der Samen, der insgemein platt und rund, mit einer dünnen Schale überzogen. Tournefort meldet, daß man auf eben demselbigen und einem Stocke noch eine andere Frucht antreffen würde, die doch zuvor nicht hätte geblühet: dieselbige wäre gantz und gar breit, gemeiniglich rund, ausgeschweifft und bestünde aus zwey Blätterlein, deren eines über das andere geleget, und in ihrem Schose einen schier gantz rund und platten Samen beschlösse. Ihre Wurtzel ist gleich, etwa der Hand lang, und voll Fasern.

Die andre heist

Atriplex hortensis rubra, C.B.

Atriplex sativa folio rubicundo, Trag.

teutsch, rothe Melde.

Die ist von der vorigen nichts unterschieden, ohne daß ihre Blüte und Kraut roth oder purpurfarbig ist.

Beyde wachsen in Küchen- und Krautgärten, und werden darinne gezogen. Sie haben viel Feuchtigkeit und Oel, wenig Saltz.

Sie befeuchten, und erfrischen: erweichen den Leib: sie werden zu Träncken und zu Clystiren gebrauchet.

Attelabus Arachnoides.

Attelabus arachnoides, Aldrov. Jonst. teutsch, Wasserspinne, ist ein Ungeziefer, das auf dem Wasser lebet, und etwas von der Spinnen und der Heuschrecken Art hat. Der Kopf sieht gleich wie eine Heuschrecke, und die Augen stehen heraus. Der übrige Theil sieht als wie eine Spinne, hat aber nicht mehr als sechs Füsse. Es schwimmet auf dem Wasser, oder kreucht auf der Erde herum. Seine Farbe ist aschgrau.

Er soll zertheilen, wann man es äusserlich auflegt.

Avaccari.

Avacccari, Garc. ist ein kleiner indianischer Baum, dessen Blätter, Blüten und Früchte, als wie die an den Myrten sehen, sind aber viel anziehender. In der Provintz Malabar wächst er auf den Bergen.

Im Lande wird er sehr hoch gehalten, und zu lang anhaltender rothen Ruhr, von Erkältung herrührend, dienlich erachtet.

Avanturine.

Ist ein röthlichter Stein, gantz als wie voller Goldflitterlein, gar schön und lieblich anzusehen. Es giebet zwey Gattungen, eine natürliche, und eine durch die Kunst gemacht. Die natürliche findet sich an vielen Orten in Franckreich, und wird gestossen und unter den Streusand gemengt.

Die gekünstelte ist ein Glas oder ein Gemenge von Kupferstaub, der unters Glas gemenget worden, dieweil es übern Feuer und im Fluß gestanden. Sein Name ist daher entstanden, dieweil es ungefehr erfunden worden, als Kupferstaub unversehens ins geschmoltzne Glas gefallen. Die Schmeltzkünstler brauchen es zu ihrer Arbeit.

Avena.

Avena, frantzösisch, Aveine oder Avoine, teutsch, Haber, ist ein Gewächs, dessen es zwey Sorten giebet; eine die gebauet wird, und eine wilde.

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[Ende Spaltensatz]
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[0082] Sonst könten noch ein gantzer Hauffen andere vegetabilia adstringentia an statt des Gallus zu der Tinte dienen, z.E. die Eicheln, das Eichenholtz, das indianische Holtz, die Grantenschalen und Blüten, der Sumach, die rothen Rosen: nun ists wol wahr, daß die meisten drunter keine solche schwartze Tinte geben, als wie die Galläpfel, doch kommt sie jener dannoch ziemlich nahe. Der Drucker ihre Tinte oder die Druckerfarbe, lateinisch, Atramentum librarium, wird von Terpentin, Nußöl oder Leinöl und Kühnrus bereitet. L'Encre de la Chine, Atramentum Indicum, die Indianische Tinte, wird uns in kleinen viereckigten oder langen Stücken zugeführet, die sind hart und glatt, schwartz und gläntzend, leichte, insgemein drey Querfinger lang, einen halben Zoll breit, und drey oder vier Linien dicke, auf beyden Seiten mit mancherley Characteren und Zeichen bezeichnet. 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Die rothe Tinte wird von der rothen Rosette gemacht, die man im Wasser zergehen lassen. Die gelbe Tinte bereitet man von gelben Ocker, im Wasser zerlassen. Auf eben diese Weise kan man auch sonst noch allerhand Arten Tinte von so und so gefärbter Erde und Thon bereiten. Alle dergleichen Tinte könten auch wol einige medicinalische Kräfte haben, nachdem man nemlich diese oder jene Materie darzu genommen. Und aus der Erfahrung ist bekannt, daß die gemeine Tinte gut ist, wann man sich hat verbrannt, wie auch das Blut zu verstellen, wann man sie auf den Schaden legt. Atriplex. Atriplex, frantzösisch, Arroche, oder Bonnes-Dames, auch Prudes-Femmes, Follettes, teutsch, Melde, ist ein Gewächs, dessen es gar sehr viel Sorten giebt. Ich werde nur die beyden vornehmsten beschreiben. Die erste heisset Atriplex sativa alba, Lob. Atriplex hortensis alba, sive Atriplex domestica, Ang. Matth. Atriplex alba hortensis, J.B. virens, C.B. Pit. Tournef. teutsch, weisse Melde. 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In der Provintz Malabar wächst er auf den Bergen. Im Lande wird er sehr hoch gehalten, und zu lang anhaltender rothen Ruhr, von Erkältung herrührend, dienlich erachtet. Avanturine. Ist ein röthlichter Stein, gantz als wie voller Goldflitterlein, gar schön und lieblich anzusehen. Es giebet zwey Gattungen, eine natürliche, und eine durch die Kunst gemacht. Die natürliche findet sich an vielen Orten in Franckreich, und wird gestossen und unter den Streusand gemengt. Die gekünstelte ist ein Glas oder ein Gemenge von Kupferstaub, der unters Glas gemenget worden, dieweil es übern Feuer und im Fluß gestanden. Sein Name ist daher entstanden, dieweil es ungefehr erfunden worden, als Kupferstaub unversehens ins geschmoltzne Glas gefallen. Die Schmeltzkünstler brauchen es zu ihrer Arbeit. Avena. Avena, frantzösisch, Aveine oder Avoine, teutsch, Haber, ist ein Gewächs, dessen es zwey Sorten giebet; eine die gebauet wird, und eine wilde. Avena, Dod.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/82>, abgerufen am 24.11.2024.