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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Am Grabe eines Ministers.

Du fuhrst im goldnen Glückeswagen
Dahin den raschen Trott,
Von keuchenden Lüsten fortgetragen,
Und dünktest dir ein Gott!
Wie flogen des Pöbels Rabenschwärme
Dir aus dem Weg' so bang,
Da sie hörten der Geißel wild Gelärme,
Der Räder Donnerklang!
Ein weinender Bettler, stand am Wege
Das arme Vaterland,
Und flehte dich an um milde Pflege
Mit aufgehobner Hand;
Doch wie auch klagte die bittre Klage,
Wie auch die Thräne rann:
Du triebst mit gellendem Geißelschlage
Vorüber dein Gespann! --
Am Grabe eines Ministers.

Du fuhrſt im goldnen Gluͤckeswagen
Dahin den raſchen Trott,
Von keuchenden Luͤſten fortgetragen,
Und duͤnkteſt dir ein Gott!
Wie flogen des Poͤbels Rabenſchwaͤrme
Dir aus dem Weg' ſo bang,
Da ſie hoͤrten der Geißel wild Gelaͤrme,
Der Raͤder Donnerklang!
Ein weinender Bettler, ſtand am Wege
Das arme Vaterland,
Und flehte dich an um milde Pflege
Mit aufgehobner Hand;
Doch wie auch klagte die bittre Klage,
Wie auch die Thraͤne rann:
Du triebſt mit gellendem Geißelſchlage
Voruͤber dein Geſpann! —
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[119/0133] Am Grabe eines Ministers. Du fuhrſt im goldnen Gluͤckeswagen Dahin den raſchen Trott, Von keuchenden Luͤſten fortgetragen, Und duͤnkteſt dir ein Gott! Wie flogen des Poͤbels Rabenſchwaͤrme Dir aus dem Weg' ſo bang, Da ſie hoͤrten der Geißel wild Gelaͤrme, Der Raͤder Donnerklang! Ein weinender Bettler, ſtand am Wege Das arme Vaterland, Und flehte dich an um milde Pflege Mit aufgehobner Hand; Doch wie auch klagte die bittre Klage, Wie auch die Thraͤne rann: Du triebſt mit gellendem Geißelſchlage Voruͤber dein Geſpann! —

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/133>, abgerufen am 21.11.2024.