Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
An die Wolke.

Zieh nicht so schnell vorüber
An dieser stillen Heide;
Zieh nicht so scheu vorüber
An meinem tiefen Leide;
Du Wolke in der Höh',
Steh still bei meinem Weh!
Und nimm auf deine Reise
Mit fort zu ihr die Kunde:
Mein Herz, die arme Waise,
Verblutet an der Wunde,
Die mir durch ihren Trug
Die Ungetreue schlug.
Und kommst auf deinen Wegen
Du an vor ihrem Hause,
So stürze dich als Regen
Herunter mit Gebrause,
Daß sie bei dunkler Nacht
Aus ihrem Traum erwacht.
An die Wolke.

Zieh nicht ſo ſchnell voruͤber
An dieſer ſtillen Heide;
Zieh nicht ſo ſcheu voruͤber
An meinem tiefen Leide;
Du Wolke in der Hoͤh',
Steh ſtill bei meinem Weh!
Und nimm auf deine Reiſe
Mit fort zu ihr die Kunde:
Mein Herz, die arme Waiſe,
Verblutet an der Wunde,
Die mir durch ihren Trug
Die Ungetreue ſchlug.
Und kommſt auf deinen Wegen
Du an vor ihrem Hauſe,
So ſtuͤrze dich als Regen
Herunter mit Gebrauſe,
Daß ſie bei dunkler Nacht
Aus ihrem Traum erwacht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0211" n="197"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">An die Wolke</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">Z</hi>ieh nicht &#x017F;o &#x017F;chnell voru&#x0364;ber</l><lb/>
              <l>An die&#x017F;er &#x017F;tillen Heide;</l><lb/>
              <l>Zieh nicht &#x017F;o &#x017F;cheu voru&#x0364;ber</l><lb/>
              <l>An meinem tiefen Leide;</l><lb/>
              <l>Du Wolke in der Ho&#x0364;h',</l><lb/>
              <l>Steh &#x017F;till bei meinem Weh!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Und nimm auf deine Rei&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Mit fort zu ihr die Kunde:</l><lb/>
              <l>Mein Herz, die arme Wai&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Verblutet an der Wunde,</l><lb/>
              <l>Die mir durch ihren Trug</l><lb/>
              <l>Die Ungetreue &#x017F;chlug.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Und komm&#x017F;t auf deinen Wegen</l><lb/>
              <l>Du an vor ihrem Hau&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;tu&#x0364;rze dich als Regen</l><lb/>
              <l>Herunter mit Gebrau&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie bei dunkler Nacht</l><lb/>
              <l>Aus ihrem Traum erwacht.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0211] An die Wolke. Zieh nicht ſo ſchnell voruͤber An dieſer ſtillen Heide; Zieh nicht ſo ſcheu voruͤber An meinem tiefen Leide; Du Wolke in der Hoͤh', Steh ſtill bei meinem Weh! Und nimm auf deine Reiſe Mit fort zu ihr die Kunde: Mein Herz, die arme Waiſe, Verblutet an der Wunde, Die mir durch ihren Trug Die Ungetreue ſchlug. Und kommſt auf deinen Wegen Du an vor ihrem Hauſe, So ſtuͤrze dich als Regen Herunter mit Gebrauſe, Daß ſie bei dunkler Nacht Aus ihrem Traum erwacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/211
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/211>, abgerufen am 21.11.2024.