Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Ein Räuber singt: "Wir sind so frey, "So selig, meine Brüder!" Am Jubeln seines Munds vorbei Schleicht eine Thräne nieder. Der Hauptmann sizt, auf seinen Arm Das braune Antlitz senkend, Er scheint entrückt dem lauten Schwarm, Wie an sein Schicksal denkend. Das Feuer seiner Augen bricht Hindurch die finstern Brauen, Wie Nachts im Wald der Flamme Licht Durch Büsche ist zu schauen. Wächst aber Sang und Sporngeklirr Nun kühner den Genossen, Seh' ich das leere Weingeschirr Ihn kräftig niederstoßen. Ein Mädel sizt an seiner Seit',
Scheint ihn als Kind zu ehren, Und gerne hier der Fröhlichkeit Des Tanzes zu entbehren. Ein Raͤuber ſingt: „Wir ſind ſo frey, „So ſelig, meine Bruͤder!“ Am Jubeln ſeines Munds vorbei Schleicht eine Thraͤne nieder. Der Hauptmann ſizt, auf ſeinen Arm Das braune Antlitz ſenkend, Er ſcheint entruͤckt dem lauten Schwarm, Wie an ſein Schickſal denkend. Das Feuer ſeiner Augen bricht Hindurch die finſtern Brauen, Wie Nachts im Wald der Flamme Licht Durch Buͤſche iſt zu ſchauen. Waͤchſt aber Sang und Sporngeklirr Nun kuͤhner den Genoſſen, Seh' ich das leere Weingeſchirr Ihn kraͤftig niederſtoßen. Ein Maͤdel ſizt an ſeiner Seit',
Scheint ihn als Kind zu ehren, Und gerne hier der Froͤhlichkeit Des Tanzes zu entbehren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0217" n="203"/> <lg n="20"> <l>Ein Raͤuber ſingt: „Wir ſind ſo frey,</l><lb/> <l>„So ſelig, meine Bruͤder!“</l><lb/> <l>Am Jubeln ſeines Munds vorbei</l><lb/> <l>Schleicht eine Thraͤne nieder.</l><lb/> </lg> <lg n="21"> <l>Der Hauptmann ſizt, auf ſeinen Arm</l><lb/> <l>Das braune Antlitz ſenkend,</l><lb/> <l>Er ſcheint entruͤckt dem lauten Schwarm,</l><lb/> <l>Wie an ſein Schickſal denkend.</l><lb/> </lg> <lg n="22"> <l>Das Feuer ſeiner Augen bricht</l><lb/> <l>Hindurch die finſtern Brauen,</l><lb/> <l>Wie Nachts im Wald der Flamme Licht</l><lb/> <l>Durch Buͤſche iſt zu ſchauen.</l><lb/> </lg> <lg n="23"> <l>Waͤchſt aber Sang und Sporngeklirr</l><lb/> <l>Nun kuͤhner den Genoſſen,</l><lb/> <l>Seh' ich das leere Weingeſchirr</l><lb/> <l>Ihn kraͤftig niederſtoßen.</l><lb/> </lg> <lg n="24"> <l>Ein Maͤdel ſizt an ſeiner Seit',</l><lb/> <l>Scheint ihn als Kind zu ehren,</l><lb/> <l>Und gerne hier der Froͤhlichkeit</l><lb/> <l>Des Tanzes zu entbehren.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0217]
Ein Raͤuber ſingt: „Wir ſind ſo frey,
„So ſelig, meine Bruͤder!“
Am Jubeln ſeines Munds vorbei
Schleicht eine Thraͤne nieder.
Der Hauptmann ſizt, auf ſeinen Arm
Das braune Antlitz ſenkend,
Er ſcheint entruͤckt dem lauten Schwarm,
Wie an ſein Schickſal denkend.
Das Feuer ſeiner Augen bricht
Hindurch die finſtern Brauen,
Wie Nachts im Wald der Flamme Licht
Durch Buͤſche iſt zu ſchauen.
Waͤchſt aber Sang und Sporngeklirr
Nun kuͤhner den Genoſſen,
Seh' ich das leere Weingeſchirr
Ihn kraͤftig niederſtoßen.
Ein Maͤdel ſizt an ſeiner Seit',
Scheint ihn als Kind zu ehren,
Und gerne hier der Froͤhlichkeit
Des Tanzes zu entbehren.
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