Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Er gedenket eines Abends, Eines seligen vor allen, Als in Martigues er gelandet Mit den Freunden und Vasallen. Ruhig lag die sturmerprobte Genuesische Galeere, Lustig flogen ihre Wimpel, Und der Tag versank im Meere; Scheidend warf er seine Strahlen In der Wellen bunt Gedränge, Wie ein König, goldverstreuend, Scheidet von der frohen Menge. Nach dem Sturme lag die See nun Schön in ihrer stillen Größe, Nur noch manchmal an das Ufer Tönten bange Wellenstöße: Ist auch schon das Auge heiter,
Und verstummt des Mundes Klage; Doch es zuckt nach starkem Weinen Noch das Herz im bangen Schlage. Er gedenket eines Abends, Eines ſeligen vor allen, Als in Martigues er gelandet Mit den Freunden und Vaſallen. Ruhig lag die ſturmerprobte Genueſiſche Galeere, Luſtig flogen ihre Wimpel, Und der Tag verſank im Meere; Scheidend warf er ſeine Strahlen In der Wellen bunt Gedraͤnge, Wie ein Koͤnig, goldverſtreuend, Scheidet von der frohen Menge. Nach dem Sturme lag die See nun Schoͤn in ihrer ſtillen Groͤße, Nur noch manchmal an das Ufer Toͤnten bange Wellenſtoͤße: Iſt auch ſchon das Auge heiter,
Und verſtummt des Mundes Klage; Doch es zuckt nach ſtarkem Weinen Noch das Herz im bangen Schlage. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0250" n="236"/> <lg n="5"> <l>Er gedenket eines Abends,</l><lb/> <l>Eines ſeligen vor allen,</l><lb/> <l>Als in Martigues er gelandet</l><lb/> <l>Mit den Freunden und Vaſallen.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Ruhig lag die ſturmerprobte</l><lb/> <l>Genueſiſche Galeere,</l><lb/> <l>Luſtig flogen ihre Wimpel,</l><lb/> <l>Und der Tag verſank im Meere;</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Scheidend warf er ſeine Strahlen</l><lb/> <l>In der Wellen bunt Gedraͤnge,</l><lb/> <l>Wie ein Koͤnig, goldverſtreuend,</l><lb/> <l>Scheidet von der frohen Menge.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Nach dem Sturme lag die See nun</l><lb/> <l>Schoͤn in ihrer ſtillen Groͤße,</l><lb/> <l>Nur noch manchmal an das Ufer</l><lb/> <l>Toͤnten bange Wellenſtoͤße:</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Iſt auch ſchon das Auge heiter,</l><lb/> <l>Und verſtummt des Mundes Klage;</l><lb/> <l>Doch es zuckt nach ſtarkem Weinen</l><lb/> <l>Noch das Herz im bangen Schlage.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0250]
Er gedenket eines Abends,
Eines ſeligen vor allen,
Als in Martigues er gelandet
Mit den Freunden und Vaſallen.
Ruhig lag die ſturmerprobte
Genueſiſche Galeere,
Luſtig flogen ihre Wimpel,
Und der Tag verſank im Meere;
Scheidend warf er ſeine Strahlen
In der Wellen bunt Gedraͤnge,
Wie ein Koͤnig, goldverſtreuend,
Scheidet von der frohen Menge.
Nach dem Sturme lag die See nun
Schoͤn in ihrer ſtillen Groͤße,
Nur noch manchmal an das Ufer
Toͤnten bange Wellenſtoͤße:
Iſt auch ſchon das Auge heiter,
Und verſtummt des Mundes Klage;
Doch es zuckt nach ſtarkem Weinen
Noch das Herz im bangen Schlage.
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