Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Feig verzagend vor dem Kühnen
Sucht der Hauptmann seine Rotte
Zur Gewaltthat aufzustacheln
Mit Befehl und scharfem Spotte.
Ha! wie hat der Polenjüngling
Jezt sein tapfres Schwert geschwungen!
Ha! wie ist er auf den Hauptmann,
Auf die Knechte eingedrungen!
Und die Rotte feiler Schergen
Taumelte zurück, erschrocken,
Wie der Sturmwind auseinander
Jagt der Spreu geringe Flocken. --
Schwellend hat bei solchen Reden
Klara's Busen sich erhoben,
Süßer Klang ist's für die Jungfrau,
Hört sie den Geliebten loben. -- --
War nun Klara gegen jeden
Froh und freundlich tagesüber,
Wenn sie endlich kann allein seyn,
Ist sie Abends um so trüber.
Feig verzagend vor dem Kuͤhnen
Sucht der Hauptmann ſeine Rotte
Zur Gewaltthat aufzuſtacheln
Mit Befehl und ſcharfem Spotte.
Ha! wie hat der Polenjuͤngling
Jezt ſein tapfres Schwert geſchwungen!
Ha! wie iſt er auf den Hauptmann,
Auf die Knechte eingedrungen!
Und die Rotte feiler Schergen
Taumelte zuruͤck, erſchrocken,
Wie der Sturmwind auseinander
Jagt der Spreu geringe Flocken. —
Schwellend hat bei ſolchen Reden
Klara's Buſen ſich erhoben,
Suͤßer Klang iſt's fuͤr die Jungfrau,
Hoͤrt ſie den Geliebten loben. — —
War nun Klara gegen jeden
Froh und freundlich tagesuͤber,
Wenn ſie endlich kann allein ſeyn,
Iſt ſie Abends um ſo truͤber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0282" n="268"/>
            <lg n="10">
              <l>Feig verzagend vor dem Ku&#x0364;hnen</l><lb/>
              <l>Sucht der Hauptmann &#x017F;eine Rotte</l><lb/>
              <l>Zur Gewaltthat aufzu&#x017F;tacheln</l><lb/>
              <l>Mit Befehl und &#x017F;charfem Spotte.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="11">
              <l>Ha! wie hat der Polenju&#x0364;ngling</l><lb/>
              <l>Jezt &#x017F;ein tapfres Schwert ge&#x017F;chwungen!</l><lb/>
              <l>Ha! wie i&#x017F;t er auf den Hauptmann,</l><lb/>
              <l>Auf die Knechte eingedrungen!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="12">
              <l>Und die Rotte feiler Schergen</l><lb/>
              <l>Taumelte zuru&#x0364;ck, er&#x017F;chrocken,</l><lb/>
              <l>Wie der Sturmwind auseinander</l><lb/>
              <l>Jagt der Spreu geringe Flocken. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="13">
              <l>Schwellend hat bei &#x017F;olchen Reden</l><lb/>
              <l>Klara's Bu&#x017F;en &#x017F;ich erhoben,</l><lb/>
              <l>Su&#x0364;ßer Klang i&#x017F;t's fu&#x0364;r die Jungfrau,</l><lb/>
              <l>Ho&#x0364;rt &#x017F;ie den Geliebten loben. &#x2014; &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="14">
              <l>War nun Klara gegen jeden</l><lb/>
              <l>Froh und freundlich tagesu&#x0364;ber,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;ie endlich kann allein &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t &#x017F;ie Abends um &#x017F;o tru&#x0364;ber.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0282] Feig verzagend vor dem Kuͤhnen Sucht der Hauptmann ſeine Rotte Zur Gewaltthat aufzuſtacheln Mit Befehl und ſcharfem Spotte. Ha! wie hat der Polenjuͤngling Jezt ſein tapfres Schwert geſchwungen! Ha! wie iſt er auf den Hauptmann, Auf die Knechte eingedrungen! Und die Rotte feiler Schergen Taumelte zuruͤck, erſchrocken, Wie der Sturmwind auseinander Jagt der Spreu geringe Flocken. — Schwellend hat bei ſolchen Reden Klara's Buſen ſich erhoben, Suͤßer Klang iſt's fuͤr die Jungfrau, Hoͤrt ſie den Geliebten loben. — — War nun Klara gegen jeden Froh und freundlich tagesuͤber, Wenn ſie endlich kann allein ſeyn, Iſt ſie Abends um ſo truͤber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/282
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/282>, abgerufen am 26.11.2024.