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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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In der Schenke.

Am Jahrestag der unglücklichen Polenrevolution.


Unsre Gläser klingen hell,
Freudig singen unsre Lieder;
Draußen schlägt der Nachtgesell
Sturm sein brausendes Gefieder,
Draußen hat die rauhe Zeit
Unsrer Schenke Thür verschneit.
Haut die Gläser an den Tisch!
Brüder, mit den rauhen Sohlen
Tanzt nun auch der Winter frisch
Auf den Gräbern edler Polen,
Wo verscharrt in Eis und Frost
Liegt der Menschheit letzter Trost.
Um die Heldenleichen dort
Rauft der Schnee sich mit den Raben,
Will vom Tageslichte fort
Tief die Schmach der Welt begraben.
Wohl die Leichen hüllt der Schnee,
Nicht das ungeheure Weh.
Lenau's Gedichte. 2
In der Schenke.

Am Jahrestag der ungluͤcklichen Polenrevolution.


Unſre Glaͤſer klingen hell,
Freudig ſingen unſre Lieder;
Draußen ſchlaͤgt der Nachtgeſell
Sturm ſein brauſendes Gefieder,
Draußen hat die rauhe Zeit
Unſrer Schenke Thuͤr verſchneit.
Haut die Glaͤſer an den Tiſch!
Bruͤder, mit den rauhen Sohlen
Tanzt nun auch der Winter friſch
Auf den Graͤbern edler Polen,
Wo verſcharrt in Eis und Froſt
Liegt der Menſchheit letzter Troſt.
Um die Heldenleichen dort
Rauft der Schnee ſich mit den Raben,
Will vom Tageslichte fort
Tief die Schmach der Welt begraben.
Wohl die Leichen huͤllt der Schnee,
Nicht das ungeheure Weh.
Lenau's Gedichte. 2
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[17/0031] In der Schenke. Am Jahrestag der ungluͤcklichen Polenrevolution. Unſre Glaͤſer klingen hell, Freudig ſingen unſre Lieder; Draußen ſchlaͤgt der Nachtgeſell Sturm ſein brauſendes Gefieder, Draußen hat die rauhe Zeit Unſrer Schenke Thuͤr verſchneit. Haut die Glaͤſer an den Tiſch! Bruͤder, mit den rauhen Sohlen Tanzt nun auch der Winter friſch Auf den Graͤbern edler Polen, Wo verſcharrt in Eis und Froſt Liegt der Menſchheit letzter Troſt. Um die Heldenleichen dort Rauft der Schnee ſich mit den Raben, Will vom Tageslichte fort Tief die Schmach der Welt begraben. Wohl die Leichen huͤllt der Schnee, Nicht das ungeheure Weh. Lenau's Gedichte. 2

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/31>, abgerufen am 21.11.2024.