Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832."Wenn schier mein Herz vor Leide brach "An lieblos fremdem Orte, "So dacht' ich an den Erlenbach, "Ich dacht' an deine Worte!" -- Er preßt sie selig an das Herz; Sie aber muß sich wenden, Sie hüllt, zerknickt von ihrem Schmerz, Das Antlitz mit den Händen. Und leichenblaß und zitternd bricht, Sie hin zu seinen Füßen; Er weint, er deckt ihr Angesicht Mit feurig bangen Küssen. "Mir nicht den Kuß! bin sein nicht werth; "Tief sank ich ins Verderben! "Bin treulos, Wilhelm, und entehrt! "Zieh fort, und laß mich sterben!" -- Wie also sie zu Wilhelm sprach, Da schied er, schwer beklommen, Ging still hinaus zum Erlenbach, Der ihn mit fort genommen. Lenau's Gedichte. 3
„Wenn ſchier mein Herz vor Leide brach „An lieblos fremdem Orte, „So dacht' ich an den Erlenbach, „Ich dacht' an deine Worte!“ — Er preßt ſie ſelig an das Herz; Sie aber muß ſich wenden, Sie huͤllt, zerknickt von ihrem Schmerz, Das Antlitz mit den Haͤnden. Und leichenblaß und zitternd bricht, Sie hin zu ſeinen Fuͤßen; Er weint, er deckt ihr Angeſicht Mit feurig bangen Kuͤſſen. „Mir nicht den Kuß! bin ſein nicht werth; „Tief ſank ich ins Verderben! „Bin treulos, Wilhelm, und entehrt! „Zieh fort, und laß mich ſterben!“ — Wie alſo ſie zu Wilhelm ſprach, Da ſchied er, ſchwer beklommen, Ging ſtill hinaus zum Erlenbach, Der ihn mit fort genommen. Lenau's Gedichte. 3
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„Wenn ſchier mein Herz vor Leide brach
„An lieblos fremdem Orte,
„So dacht' ich an den Erlenbach,
„Ich dacht' an deine Worte!“ —
Er preßt ſie ſelig an das Herz;
Sie aber muß ſich wenden,
Sie huͤllt, zerknickt von ihrem Schmerz,
Das Antlitz mit den Haͤnden.
Und leichenblaß und zitternd bricht,
Sie hin zu ſeinen Fuͤßen;
Er weint, er deckt ihr Angeſicht
Mit feurig bangen Kuͤſſen.
„Mir nicht den Kuß! bin ſein nicht werth;
„Tief ſank ich ins Verderben!
„Bin treulos, Wilhelm, und entehrt!
„Zieh fort, und laß mich ſterben!“ —
Wie alſo ſie zu Wilhelm ſprach,
Da ſchied er, ſchwer beklommen,
Ging ſtill hinaus zum Erlenbach,
Der ihn mit fort genommen.
Lenau's Gedichte. 3
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