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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Ich seh' die Blitze trunkenhaft
Um deine Züge schwanken,
Wie meiner tiefen Leidenschaft
Aufflammende Gedanken.
Vom Felsen stürzt die Gemse dort,
Enteilet mit den Winden,
So sprang von mir die Freude fort,
Und ist nicht mehr zu finden.
Da bin ich, weiß nicht selber wie,
An einen Abgrund kommen,
Der noch das Kind der Sonne nie
In seinen Schoos genommen.
Ich aber seh' aus seiner Nacht
Dein Bild so hold mir blinken,
Wie mir dein Antlitz nie gelacht; --
Will's mich hinunter winken? --

Ich ſeh' die Blitze trunkenhaft
Um deine Zuͤge ſchwanken,
Wie meiner tiefen Leidenſchaft
Aufflammende Gedanken.
Vom Felſen ſtuͤrzt die Gemſe dort,
Enteilet mit den Winden,
So ſprang von mir die Freude fort,
Und iſt nicht mehr zu finden.
Da bin ich, weiß nicht ſelber wie,
An einen Abgrund kommen,
Der noch das Kind der Sonne nie
In ſeinen Schoos genommen.
Ich aber ſeh' aus ſeiner Nacht
Dein Bild ſo hold mir blinken,
Wie mir dein Antlitz nie gelacht; —
Will's mich hinunter winken? —

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[52/0066] Ich ſeh' die Blitze trunkenhaft Um deine Zuͤge ſchwanken, Wie meiner tiefen Leidenſchaft Aufflammende Gedanken. Vom Felſen ſtuͤrzt die Gemſe dort, Enteilet mit den Winden, So ſprang von mir die Freude fort, Und iſt nicht mehr zu finden. Da bin ich, weiß nicht ſelber wie, An einen Abgrund kommen, Der noch das Kind der Sonne nie In ſeinen Schoos genommen. Ich aber ſeh' aus ſeiner Nacht Dein Bild ſo hold mir blinken, Wie mir dein Antlitz nie gelacht; — Will's mich hinunter winken? —

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/66>, abgerufen am 26.11.2024.