Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.An Kleyle. Vergib, vergib, Geliebter, dem Gesange, Der deines Schmerzes leisen Schlummer stört, Der dir Erinnerungen, süß und bange, Herauf aus ihrer stillen Gruft beschwört! Gedenkst du noch des Abends, den die Götter Auf uns herabgestreut aus milder Hand, So blühend, leicht, wie junge Rosenblätter, Denkst du des Abends noch am Leithastrand? Im Haine sprang von Baum zu Baum die Röthe, Sie wiegte sich auf Wipfeln, mischte froh Sich in den Wellentanz, der zum Geflöte Der Nachtigallen rasch vorüberfloh. Wir aber schritten traulich durch die Schatten,
Und, süß geschwätzig, uns zur Seite ging Die Hoffnung, sprach vom Himmel treuer Gatten, Wies dir von Lottchens Hand den güldnen Ring. An Kleyle. Vergib, vergib, Geliebter, dem Geſange, Der deines Schmerzes leiſen Schlummer ſtoͤrt, Der dir Erinnerungen, ſuͤß und bange, Herauf aus ihrer ſtillen Gruft beſchwoͤrt! Gedenkſt du noch des Abends, den die Goͤtter Auf uns herabgeſtreut aus milder Hand, So bluͤhend, leicht, wie junge Roſenblaͤtter, Denkſt du des Abends noch am Leithaſtrand? Im Haine ſprang von Baum zu Baum die Roͤthe, Sie wiegte ſich auf Wipfeln, miſchte froh Sich in den Wellentanz, der zum Gefloͤte Der Nachtigallen raſch voruͤberfloh. Wir aber ſchritten traulich durch die Schatten,
Und, ſuͤß geſchwaͤtzig, uns zur Seite ging Die Hoffnung, ſprach vom Himmel treuer Gatten, Wies dir von Lottchens Hand den guͤldnen Ring. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0097" n="83"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">An Kleyle</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>ergib, vergib, Geliebter, dem Geſange,</l><lb/> <l>Der deines Schmerzes leiſen Schlummer ſtoͤrt,</l><lb/> <l>Der dir Erinnerungen, ſuͤß und bange,</l><lb/> <l>Herauf aus ihrer ſtillen Gruft beſchwoͤrt!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Gedenkſt du noch des Abends, den die Goͤtter</l><lb/> <l>Auf uns herabgeſtreut aus milder Hand,</l><lb/> <l>So bluͤhend, leicht, wie junge Roſenblaͤtter,</l><lb/> <l>Denkſt du des Abends noch am Leithaſtrand?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Im Haine ſprang von Baum zu Baum die Roͤthe,</l><lb/> <l>Sie wiegte ſich auf Wipfeln, miſchte froh</l><lb/> <l>Sich in den Wellentanz, der zum Gefloͤte</l><lb/> <l>Der Nachtigallen raſch voruͤberfloh.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wir aber ſchritten traulich durch die Schatten,</l><lb/> <l>Und, ſuͤß geſchwaͤtzig, uns zur Seite ging</l><lb/> <l>Die Hoffnung, ſprach vom Himmel treuer Gatten,</l><lb/> <l>Wies dir von Lottchens Hand den guͤldnen Ring.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0097]
An Kleyle.
Vergib, vergib, Geliebter, dem Geſange,
Der deines Schmerzes leiſen Schlummer ſtoͤrt,
Der dir Erinnerungen, ſuͤß und bange,
Herauf aus ihrer ſtillen Gruft beſchwoͤrt!
Gedenkſt du noch des Abends, den die Goͤtter
Auf uns herabgeſtreut aus milder Hand,
So bluͤhend, leicht, wie junge Roſenblaͤtter,
Denkſt du des Abends noch am Leithaſtrand?
Im Haine ſprang von Baum zu Baum die Roͤthe,
Sie wiegte ſich auf Wipfeln, miſchte froh
Sich in den Wellentanz, der zum Gefloͤte
Der Nachtigallen raſch voruͤberfloh.
Wir aber ſchritten traulich durch die Schatten,
Und, ſuͤß geſchwaͤtzig, uns zur Seite ging
Die Hoffnung, ſprach vom Himmel treuer Gatten,
Wies dir von Lottchens Hand den guͤldnen Ring.
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