Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite


sapit qui pauca loquitur. Dort grüßt uns eine
Weibsperson.
Jakobina und Costard zun vorigen.
Jakobina. Gott grüß euch, Herr Pfarr,
seyd doch so gut, Herr Pfarr, wenn ihr wollt
so gut seyn und mir diesen Brief lesen, er
kommt vom Herrn Arme, Costard hat ihn
mir geben, ich bitt euch sehr.
Nathanael. Fauste precor gelida quando
pecus omne sub umbra ruminat
und so ferner.
Gebt ihn daher (liest heimlich) Ach der gute
alte Mantuaner, fast möchte ich von ihm sa-
gen, was der Reisende von Venedig venechi
venachea qui non te vide i non te piache,
alter
Mantuaner! alter Mantuaner! wer dich
nicht versteht, dem gefällst du auch nicht.
Ut re mi sol la mi fa.
Holof. Mit Erlaubniß, Herr, was ist
der Jnhalt, oder vielmehr wie Horatius
sagt, -- was seh ich? Verse?
Nath. Ja Herr! und sehr gelehrte.
Holof. Laßt mich doch eine Strophe,
Stanze, Rythmus hören, lege domine!
Nath. Liest.
Meineidig macht die Lieb und dennoch
darf sie schwören,
Und heilig wird der Eid den sie der
Schönheit schwört.
Ach Schönheit! Eichen kann dein Feur
in Weiden kehren,
So
G 3


ſapit qui pauca loquitur. Dort gruͤßt uns eine
Weibsperſon.
Jakobina und Coſtard zun vorigen.
Jakobina. Gott gruͤß euch, Herr Pfarr,
ſeyd doch ſo gut, Herr Pfarr, wenn ihr wollt
ſo gut ſeyn und mir dieſen Brief leſen, er
kommt vom Herrn Arme, Coſtard hat ihn
mir geben, ich bitt euch ſehr.
Nathanael. Fauſte precor gelida quando
pecus omne ſub umbra ruminat
und ſo ferner.
Gebt ihn daher (lieſt heimlich) Ach der gute
alte Mantuaner, faſt moͤchte ich von ihm ſa-
gen, was der Reiſende von Venedig venechi
venachea qui non te vide i non te piache,
alter
Mantuaner! alter Mantuaner! wer dich
nicht verſteht, dem gefaͤllſt du auch nicht.
Ut re mi ſol la mi fa.
Holof. Mit Erlaubniß, Herr, was iſt
der Jnhalt, oder vielmehr wie Horatius
ſagt, — was ſeh ich? Verſe?
Nath. Ja Herr! und ſehr gelehrte.
Holof. Laßt mich doch eine Strophe,
Stanze, Rythmus hoͤren, lege domine!
Nath. Lieſt.
Meineidig macht die Lieb und dennoch
darf ſie ſchwoͤren,
Und heilig wird der Eid den ſie der
Schoͤnheit ſchwoͤrt.
Ach Schoͤnheit! Eichen kann dein Feur
in Weiden kehren,
So
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0107" n="101"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;apit qui pauca loquitur.</hi> Dort gru&#x0364;ßt uns eine<lb/>
Weibsper&#x017F;on.</p>
            </sp><lb/>
            <stage>Jakobina und Co&#x017F;tard zun vorigen.</stage><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Jakobina</hi>.</speaker>
              <p>Gott gru&#x0364;ß euch, Herr Pfarr,<lb/>
&#x017F;eyd doch &#x017F;o gut, Herr Pfarr, wenn ihr wollt<lb/>
&#x017F;o gut &#x017F;eyn und mir die&#x017F;en Brief le&#x017F;en, er<lb/>
kommt vom Herrn Arme, Co&#x017F;tard hat ihn<lb/>
mir geben, ich bitt euch &#x017F;ehr.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Nathanael</hi>.</speaker>
              <p><hi rendition="#aq">Fau&#x017F;te precor gelida quando<lb/>
pecus omne &#x017F;ub umbra ruminat</hi> und &#x017F;o ferner.<lb/>
Gebt ihn daher (<hi rendition="#fr">lie&#x017F;t heimlich</hi>) Ach der gute<lb/>
alte Mantuaner, fa&#x017F;t mo&#x0364;chte ich von ihm &#x017F;a-<lb/>
gen, was der Rei&#x017F;ende von Venedig <hi rendition="#aq">venechi<lb/>
venachea qui non te vide i non te piache,</hi> alter<lb/>
Mantuaner! alter Mantuaner! wer dich<lb/>
nicht ver&#x017F;teht, dem gefa&#x0364;ll&#x017F;t du auch nicht.<lb/><hi rendition="#aq">Ut re mi &#x017F;ol la mi fa.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Holof</hi>.</speaker>
              <p>Mit Erlaubniß, Herr, was i&#x017F;t<lb/>
der Jnhalt, oder vielmehr wie <hi rendition="#aq">Horatius</hi><lb/>
&#x017F;agt, &#x2014; was &#x017F;eh ich? Ver&#x017F;e?</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Nath</hi>.</speaker>
              <p>Ja Herr! und &#x017F;ehr gelehrte.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Holof</hi>.</speaker>
              <p>Laßt mich doch eine Strophe,<lb/>
Stanze, Rythmus ho&#x0364;ren, <hi rendition="#aq">lege domine!</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Nath</hi>.</speaker>
              <p>Lie&#x017F;t.</p><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Meineidig macht die Lieb und dennoch</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">darf &#x017F;ie &#x017F;chwo&#x0364;ren,</hi> </l><lb/>
                <l>Und heilig wird der Eid den &#x017F;ie der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Scho&#x0364;nheit &#x017F;chwo&#x0364;rt.</hi> </l><lb/>
                <l>Ach Scho&#x0364;nheit! Eichen kann dein Feur</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">in Weiden kehren,</hi> </l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
              </lg>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0107] ſapit qui pauca loquitur. Dort gruͤßt uns eine Weibsperſon. Jakobina und Coſtard zun vorigen. Jakobina. Gott gruͤß euch, Herr Pfarr, ſeyd doch ſo gut, Herr Pfarr, wenn ihr wollt ſo gut ſeyn und mir dieſen Brief leſen, er kommt vom Herrn Arme, Coſtard hat ihn mir geben, ich bitt euch ſehr. Nathanael. Fauſte precor gelida quando pecus omne ſub umbra ruminat und ſo ferner. Gebt ihn daher (lieſt heimlich) Ach der gute alte Mantuaner, faſt moͤchte ich von ihm ſa- gen, was der Reiſende von Venedig venechi venachea qui non te vide i non te piache, alter Mantuaner! alter Mantuaner! wer dich nicht verſteht, dem gefaͤllſt du auch nicht. Ut re mi ſol la mi fa. Holof. Mit Erlaubniß, Herr, was iſt der Jnhalt, oder vielmehr wie Horatius ſagt, — was ſeh ich? Verſe? Nath. Ja Herr! und ſehr gelehrte. Holof. Laßt mich doch eine Strophe, Stanze, Rythmus hoͤren, lege domine! Nath. Lieſt. Meineidig macht die Lieb und dennoch darf ſie ſchwoͤren, Und heilig wird der Eid den ſie der Schoͤnheit ſchwoͤrt. Ach Schoͤnheit! Eichen kann dein Feur in Weiden kehren, So G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/107
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/107>, abgerufen am 24.11.2024.