Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.lantesten Ausdrücken von der Heftigkeit ihrer Flammen, daß sie sterben, ganz gewiß und unausbleiblich den Geist aufgeben, sich genöthigt sehen, falls diese nicht. Jch darf mich hier nicht lange erst besinnen, was für Meister für diese Bühne gearbeitet, grosse Akteurs auf derselben erschienen, es würde mir beschwerlicher werden, Jhnen die Liste von beyden vorzulegen, als es dem guten Vater Homer mag geworden seyn, die griechischen und trojanischen Of- ficiere herzubethen. Man darf nur die vielen Journäle, Merkure, Aesthetiken mit Pröbchen gespickt -- und was die Schau- spieler betrift, so ist der feine Geschmack ihnen überall schon zur andern Natur ge- worden, über und unter der sie wie in ei- nem andern Clima würden ersticken müssen. Jn diesem Departement ist Amor Selbst- herrscher, alles athmet, seufzt, weint, blu- tet, ihn und den Lichtputzer ausgenommen ist noch kein Akteur jemals hinter die Cou- lisse getreten, ohne sich auf dem Theater verliebt zu haben. Laßt uns nun noch die fünfte Kammer besehen, die von dieser die umgekehrte Seite war, obschon es den er- leuchteten Zeiten gelungen, auch bis dahin durchzudringen und der höllischen Barba- rey zu steuren, die die Dichter vor und un- ter der Königin Elisabeth daselbst ausge- brei- A 4
lanteſten Ausdruͤcken von der Heftigkeit ihrer Flammen, daß ſie ſterben, ganz gewiß und unausbleiblich den Geiſt aufgeben, ſich genoͤthigt ſehen, falls dieſe nicht. Jch darf mich hier nicht lange erſt beſinnen, was fuͤr Meiſter fuͤr dieſe Buͤhne gearbeitet, groſſe Akteurs auf derſelben erſchienen, es wuͤrde mir beſchwerlicher werden, Jhnen die Liſte von beyden vorzulegen, als es dem guten Vater Homer mag geworden ſeyn, die griechiſchen und trojaniſchen Of- ficiere herzubethen. Man darf nur die vielen Journaͤle, Merkure, Aeſthetiken mit Proͤbchen geſpickt — und was die Schau- ſpieler betrift, ſo iſt der feine Geſchmack ihnen uͤberall ſchon zur andern Natur ge- worden, uͤber und unter der ſie wie in ei- nem andern Clima wuͤrden erſticken muͤſſen. Jn dieſem Departement iſt Amor Selbſt- herrſcher, alles athmet, ſeufzt, weint, blu- tet, ihn und den Lichtputzer ausgenommen iſt noch kein Akteur jemals hinter die Cou- liſſe getreten, ohne ſich auf dem Theater verliebt zu haben. Laßt uns nun noch die fuͤnfte Kammer beſehen, die von dieſer die umgekehrte Seite war, obſchon es den er- leuchteten Zeiten gelungen, auch bis dahin durchzudringen und der hoͤlliſchen Barba- rey zu ſteuren, die die Dichter vor und un- ter der Koͤnigin Eliſabeth daſelbſt ausge- brei- A 4
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lanteſten Ausdruͤcken von der Heftigkeit ihrer
Flammen, daß ſie ſterben, ganz gewiß
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genoͤthigt ſehen, falls dieſe nicht. Jch darf
mich hier nicht lange erſt beſinnen, was fuͤr
Meiſter fuͤr dieſe Buͤhne gearbeitet, groſſe
Akteurs auf derſelben erſchienen, es
wuͤrde mir beſchwerlicher werden, Jhnen
die Liſte von beyden vorzulegen, als es
dem guten Vater Homer mag geworden
ſeyn, die griechiſchen und trojaniſchen Of-
ficiere herzubethen. Man darf nur die
vielen Journaͤle, Merkure, Aeſthetiken mit
Proͤbchen geſpickt — und was die Schau-
ſpieler betrift, ſo iſt der feine Geſchmack
ihnen uͤberall ſchon zur andern Natur ge-
worden, uͤber und unter der ſie wie in ei-
nem andern Clima wuͤrden erſticken muͤſſen.
Jn dieſem Departement iſt Amor Selbſt-
herrſcher, alles athmet, ſeufzt, weint, blu-
tet, ihn und den Lichtputzer ausgenommen
iſt noch kein Akteur jemals hinter die Cou-
liſſe getreten, ohne ſich auf dem Theater
verliebt zu haben. Laßt uns nun noch die
fuͤnfte Kammer beſehen, die von dieſer die
umgekehrte Seite war, obſchon es den er-
leuchteten Zeiten gelungen, auch bis dahin
durchzudringen und der hoͤlliſchen Barba-
rey zu ſteuren, die die Dichter vor und un-
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