Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Haudy. Das wäre zu wünschen, be-
sonders für unsere junge Herren. Man
sagt, Godeau hat herkommen wollen.
Hofmeister. Es ist doch in der That
nicht zu leugnen, daß die Schaubühne ei-
ne fast unentbehrliche Sache für eine Gar-
nison ist, c'est a dire eine Schaubühne,
wo Geschmack herrscht, wie zum Exempel
auf der Französischen.
Eisenhardt. Jch sehe nicht ab, wo der
Nutzen stecken sollte.
Obrister. Das sagen Sie wohl nur so,
Herr Pastor, weil Sie die beyden weißen
Läppgen unterm Kinn haben, ich weis,
im Herzen denken Sie anders.
Eisenhardt. Verzeihen Sie, Herr Obri-
ste! ich bin nie Heuchler gewesen, und
wenn das ein nothwendiges Laster für un-
sern Stand wäre, so dächt ich, wären doch
die Feldprediger davon wohl ausgenom-
men, da sie mit vernünftigern Leuten zu
thun haben. Jch liebe das Theater sel-
ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stück
zu sehen, aber deswegen glaube ich noch
nicht,


Haudy. Das waͤre zu wuͤnſchen, be-
ſonders fuͤr unſere junge Herren. Man
ſagt, Godeau hat herkommen wollen.
Hofmeiſter. Es iſt doch in der That
nicht zu leugnen, daß die Schaubuͤhne ei-
ne faſt unentbehrliche Sache fuͤr eine Gar-
niſon iſt, c’eſt à dire eine Schaubuͤhne,
wo Geſchmack herrſcht, wie zum Exempel
auf der Franzoͤſiſchen.
Eiſenhardt. Jch ſehe nicht ab, wo der
Nutzen ſtecken ſollte.
Obriſter. Das ſagen Sie wohl nur ſo,
Herr Paſtor, weil Sie die beyden weißen
Laͤppgen unterm Kinn haben, ich weis,
im Herzen denken Sie anders.
Eiſenhardt. Verzeihen Sie, Herr Obri-
ſte! ich bin nie Heuchler geweſen, und
wenn das ein nothwendiges Laſter fuͤr un-
ſern Stand waͤre, ſo daͤcht ich, waͤren doch
die Feldprediger davon wohl ausgenom-
men, da ſie mit vernuͤnftigern Leuten zu
thun haben. Jch liebe das Theater ſel-
ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stuͤck
zu ſehen, aber deswegen glaube ich noch
nicht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0022" n="18"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy.</speaker>
            <p>Das wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, be-<lb/>
&#x017F;onders fu&#x0364;r un&#x017F;ere junge Herren. Man<lb/>
&#x017F;agt, Godeau hat herkommen wollen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Hofmei&#x017F;ter.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t doch in der That<lb/>
nicht zu leugnen, daß die Schaubu&#x0364;hne ei-<lb/>
ne fa&#x017F;t unentbehrliche Sache fu&#x0364;r eine Gar-<lb/>
ni&#x017F;on i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">c&#x2019;e&#x017F;t à dire</hi> eine Schaubu&#x0364;hne,<lb/>
wo Ge&#x017F;chmack herr&#x017F;cht, wie zum Exempel<lb/>
auf der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EIS">
            <speaker>Ei&#x017F;enhardt.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;ehe nicht ab, wo der<lb/>
Nutzen &#x017F;tecken &#x017F;ollte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRAF">
            <speaker>Obri&#x017F;ter.</speaker>
            <p>Das &#x017F;agen Sie wohl nur &#x017F;o,<lb/>
Herr Pa&#x017F;tor, weil Sie die beyden weißen<lb/>
La&#x0364;ppgen unterm Kinn haben, ich weis,<lb/>
im Herzen denken Sie anders.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EIS">
            <speaker>Ei&#x017F;enhardt.</speaker>
            <p>Verzeihen Sie, Herr Obri-<lb/>
&#x017F;te! ich bin nie Heuchler gewe&#x017F;en, und<lb/>
wenn das ein nothwendiges La&#x017F;ter fu&#x0364;r un-<lb/>
&#x017F;ern Stand wa&#x0364;re, &#x017F;o da&#x0364;cht ich, wa&#x0364;ren doch<lb/>
die Feldprediger davon wohl ausgenom-<lb/>
men, da &#x017F;ie mit vernu&#x0364;nftigern Leuten zu<lb/>
thun haben. Jch liebe das Theater &#x017F;el-<lb/>
ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stu&#x0364;ck<lb/>
zu &#x017F;ehen, aber deswegen glaube ich noch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht,</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0022] Haudy. Das waͤre zu wuͤnſchen, be- ſonders fuͤr unſere junge Herren. Man ſagt, Godeau hat herkommen wollen. Hofmeiſter. Es iſt doch in der That nicht zu leugnen, daß die Schaubuͤhne ei- ne faſt unentbehrliche Sache fuͤr eine Gar- niſon iſt, c’eſt à dire eine Schaubuͤhne, wo Geſchmack herrſcht, wie zum Exempel auf der Franzoͤſiſchen. Eiſenhardt. Jch ſehe nicht ab, wo der Nutzen ſtecken ſollte. Obriſter. Das ſagen Sie wohl nur ſo, Herr Paſtor, weil Sie die beyden weißen Laͤppgen unterm Kinn haben, ich weis, im Herzen denken Sie anders. Eiſenhardt. Verzeihen Sie, Herr Obri- ſte! ich bin nie Heuchler geweſen, und wenn das ein nothwendiges Laſter fuͤr un- ſern Stand waͤre, ſo daͤcht ich, waͤren doch die Feldprediger davon wohl ausgenom- men, da ſie mit vernuͤnftigern Leuten zu thun haben. Jch liebe das Theater ſel- ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stuͤck zu ſehen, aber deswegen glaube ich noch nicht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/22
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/22>, abgerufen am 21.11.2024.