Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776. Haudy. Das wäre zu wünschen, be- sonders für unsere junge Herren. Man sagt, Godeau hat herkommen wollen. Hofmeister. Es ist doch in der That nicht zu leugnen, daß die Schaubühne ei- ne fast unentbehrliche Sache für eine Gar- nison ist, c'est a dire eine Schaubühne, wo Geschmack herrscht, wie zum Exempel auf der Französischen. Eisenhardt. Jch sehe nicht ab, wo der Nutzen stecken sollte. Obrister. Das sagen Sie wohl nur so, Herr Pastor, weil Sie die beyden weißen Läppgen unterm Kinn haben, ich weis, im Herzen denken Sie anders. Eisenhardt. Verzeihen Sie, Herr Obri- ste! ich bin nie Heuchler gewesen, und wenn das ein nothwendiges Laster für un- sern Stand wäre, so dächt ich, wären doch die Feldprediger davon wohl ausgenom- men, da sie mit vernünftigern Leuten zu thun haben. Jch liebe das Theater sel- ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stück zu sehen, aber deswegen glaube ich noch nicht,
Haudy. Das waͤre zu wuͤnſchen, be- ſonders fuͤr unſere junge Herren. Man ſagt, Godeau hat herkommen wollen. Hofmeiſter. Es iſt doch in der That nicht zu leugnen, daß die Schaubuͤhne ei- ne faſt unentbehrliche Sache fuͤr eine Gar- niſon iſt, c’eſt à dire eine Schaubuͤhne, wo Geſchmack herrſcht, wie zum Exempel auf der Franzoͤſiſchen. Eiſenhardt. Jch ſehe nicht ab, wo der Nutzen ſtecken ſollte. Obriſter. Das ſagen Sie wohl nur ſo, Herr Paſtor, weil Sie die beyden weißen Laͤppgen unterm Kinn haben, ich weis, im Herzen denken Sie anders. Eiſenhardt. Verzeihen Sie, Herr Obri- ſte! ich bin nie Heuchler geweſen, und wenn das ein nothwendiges Laſter fuͤr un- ſern Stand waͤre, ſo daͤcht ich, waͤren doch die Feldprediger davon wohl ausgenom- men, da ſie mit vernuͤnftigern Leuten zu thun haben. Jch liebe das Theater ſel- ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stuͤck zu ſehen, aber deswegen glaube ich noch nicht,
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Haudy. Das waͤre zu wuͤnſchen, be-
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ſagt, Godeau hat herkommen wollen.
Hofmeiſter. Es iſt doch in der That
nicht zu leugnen, daß die Schaubuͤhne ei-
ne faſt unentbehrliche Sache fuͤr eine Gar-
niſon iſt, c’eſt à dire eine Schaubuͤhne,
wo Geſchmack herrſcht, wie zum Exempel
auf der Franzoͤſiſchen.
Eiſenhardt. Jch ſehe nicht ab, wo der
Nutzen ſtecken ſollte.
Obriſter. Das ſagen Sie wohl nur ſo,
Herr Paſtor, weil Sie die beyden weißen
Laͤppgen unterm Kinn haben, ich weis,
im Herzen denken Sie anders.
Eiſenhardt. Verzeihen Sie, Herr Obri-
ſte! ich bin nie Heuchler geweſen, und
wenn das ein nothwendiges Laſter fuͤr un-
ſern Stand waͤre, ſo daͤcht ich, waͤren doch
die Feldprediger davon wohl ausgenom-
men, da ſie mit vernuͤnftigern Leuten zu
thun haben. Jch liebe das Theater ſel-
ber, und gehe gern hinein, ein gutes Stuͤck
zu ſehen, aber deswegen glaube ich noch
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