Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.mir's nicht übel. Welche Familie ist noch je durch einen Officier unglücklich gewor- den? daß ein Mädchen einmal ein Kind kriegt, das es nicht besser haben will. Haudy. Eine Hure wird immer eine Hure, sie gerathe unter welche Hände sie will; wirds keine Soldatenhure, so wirds eine Pfaffenhure. Eisenhardt. Herr Major, es verdrießt mich, daß Sie immer die Pfaffen mit ins Spiel mengen, weil Sie mich dadurch verhindern, Jhnen freymüthig zu ant- worten. Sie könnten denken, es mische sich persönliche Bitterkeit in meine Reden, und wenn ich in Feuer gerathe, so schwö- re ich Jhnen doch, daß es blos die Sache ist, von der wir sprechen, nicht Jhre Spöttereyen und Anzüglichkeiten über mein Amt. Das kann durch alle dergleichen witzige Einfälle weder verlieren noch ge- winnen. Haudy. Na, so reden Sie, reden Sie, schwatzen Sie, dafür sind wir ja da, wer verbietet es Jhnen? Eisen- B 3
mir’s nicht uͤbel. Welche Familie iſt noch je durch einen Officier ungluͤcklich gewor- den? daß ein Maͤdchen einmal ein Kind kriegt, das es nicht beſſer haben will. Haudy. Eine Hure wird immer eine Hure, ſie gerathe unter welche Haͤnde ſie will; wirds keine Soldatenhure, ſo wirds eine Pfaffenhure. Eiſenhardt. Herr Major, es verdrießt mich, daß Sie immer die Pfaffen mit ins Spiel mengen, weil Sie mich dadurch verhindern, Jhnen freymuͤthig zu ant- worten. Sie koͤnnten denken, es miſche ſich perſoͤnliche Bitterkeit in meine Reden, und wenn ich in Feuer gerathe, ſo ſchwoͤ- re ich Jhnen doch, daß es blos die Sache iſt, von der wir ſprechen, nicht Jhre Spoͤttereyen und Anzuͤglichkeiten uͤber mein Amt. Das kann durch alle dergleichen witzige Einfaͤlle weder verlieren noch ge- winnen. Haudy. Na, ſo reden Sie, reden Sie, ſchwatzen Sie, dafuͤr ſind wir ja da, wer verbietet es Jhnen? Eiſen- B 3
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mir’s nicht uͤbel. Welche Familie iſt noch
je durch einen Officier ungluͤcklich gewor-
den? daß ein Maͤdchen einmal ein Kind
kriegt, das es nicht beſſer haben will.
Haudy. Eine Hure wird immer eine
Hure, ſie gerathe unter welche Haͤnde ſie
will; wirds keine Soldatenhure, ſo wirds
eine Pfaffenhure.
Eiſenhardt. Herr Major, es verdrießt
mich, daß Sie immer die Pfaffen mit ins
Spiel mengen, weil Sie mich dadurch
verhindern, Jhnen freymuͤthig zu ant-
worten. Sie koͤnnten denken, es miſche
ſich perſoͤnliche Bitterkeit in meine Reden,
und wenn ich in Feuer gerathe, ſo ſchwoͤ-
re ich Jhnen doch, daß es blos die Sache
iſt, von der wir ſprechen, nicht Jhre
Spoͤttereyen und Anzuͤglichkeiten uͤber mein
Amt. Das kann durch alle dergleichen
witzige Einfaͤlle weder verlieren noch ge-
winnen.
Haudy. Na, ſo reden Sie, reden Sie,
ſchwatzen Sie, dafuͤr ſind wir ja da, wer
verbietet es Jhnen?
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