Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776. Desportes. Das ist meine Sorge. Haben Sie Feder und Dinte, ich will dem Lumpenhund seinen Brief beantworten, warten Sie einmal. Marie. Nein, ich will selber schreiben. (setzt sich an den Tisch, und macht das Schreibzeug zurecht, er stellt sich ihr hinter die Schulter.) Desportes. So will ich Jhnen dik- tiren. Marie. Das sollen Sie auch nicht. (schreibt.) Desportes (liest ihr über die Schulter.) Monsieur -- Flegel setzen Sie dazu. (tuukt eine Feder ein und will dazu schreiben.) Marie (beyde Arme über den Brief ausbreitend.) Herr Baron -- (Sie fangen an zu scheckern, so bald sie den Arm rückt, macht er Miene zu schreiben, nach vielem Lachen giebt sie ihm mit der nassen Feder eine große Schmarre übers Gesicht. Er läuft zum Spiegel, sich abzuwischen, sie schreibt fort.) Desportes. Jch belaure Sie doch. (Er kommt näher, sie droht ihm mit der Feder, endlich steckt sie das Blatt in die Tasche, er will sie daran ver- hindern, sie ringen zusammen, Marie kützelt ihn, er macht ein erbärmliches Geschrey, bis er endlich halb athemlos auf den Lehnstuhl fällt.) Wesener
Desportes. Das iſt meine Sorge. Haben Sie Feder und Dinte, ich will dem Lumpenhund ſeinen Brief beantworten, warten Sie einmal. Marie. Nein, ich will ſelber ſchreiben. (ſetzt ſich an den Tiſch, und macht das Schreibzeug zurecht, er ſtellt ſich ihr hinter die Schulter.) Desportes. So will ich Jhnen dik- tiren. Marie. Das ſollen Sie auch nicht. (ſchreibt.) Desportes (lieſt ihr uͤber die Schulter.) Monſieur — Flegel ſetzen Sie dazu. (tuukt eine Feder ein und will dazu ſchreiben.) Marie (beyde Arme uͤber den Brief ausbreitend.) Herr Baron — (Sie fangen an zu ſcheckern, ſo bald ſie den Arm ruͤckt, macht er Miene zu ſchreiben, nach vielem Lachen giebt ſie ihm mit der naſſen Feder eine große Schmarre uͤbers Geſicht. Er laͤuft zum Spiegel, ſich abzuwiſchen, ſie ſchreibt fort.) Desportes. Jch belaure Sie doch. (Er kommt naͤher, ſie droht ihm mit der Feder, endlich ſteckt ſie das Blatt in die Taſche, er will ſie daran ver- hindern, ſie ringen zuſammen, Marie kuͤtzelt ihn, er macht ein erbaͤrmliches Geſchrey, bis er endlich halb athemlos auf den Lehnſtuhl faͤllt.) Weſener
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Desportes. Das iſt meine Sorge.
Haben Sie Feder und Dinte, ich will dem
Lumpenhund ſeinen Brief beantworten,
warten Sie einmal.
Marie. Nein, ich will ſelber ſchreiben.
(ſetzt ſich an den Tiſch, und macht das Schreibzeug
zurecht, er ſtellt ſich ihr hinter die Schulter.)
Desportes. So will ich Jhnen dik-
tiren.
Marie. Das ſollen Sie auch nicht.
(ſchreibt.)
Desportes (lieſt ihr uͤber die Schulter.)
Monſieur — Flegel ſetzen Sie dazu.
(tuukt eine Feder ein und will dazu ſchreiben.)
Marie (beyde Arme uͤber den Brief ausbreitend.)
Herr Baron — (Sie fangen an zu ſcheckern, ſo
bald ſie den Arm ruͤckt, macht er Miene zu ſchreiben,
nach vielem Lachen giebt ſie ihm mit der naſſen Feder
eine große Schmarre uͤbers Geſicht. Er laͤuft zum
Spiegel, ſich abzuwiſchen, ſie ſchreibt fort.)
Desportes. Jch belaure Sie doch.
(Er kommt naͤher, ſie droht ihm mit der Feder, endlich
ſteckt ſie das Blatt in die Taſche, er will ſie daran ver-
hindern, ſie ringen zuſammen, Marie kuͤtzelt ihn, er
macht ein erbaͤrmliches Geſchrey, bis er endlich halb
athemlos auf den Lehnſtuhl faͤllt.)
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Zitationshilfe: | Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/54>, abgerufen am 16.02.2025. |