Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Mary (im Rocklor eingewickelt kommt die Gasse
heran, bleibt unter des Juden Fenster stehen, und läßt
ein subtiles Pfeifchen hören.
)
Aaron (leise herab.) Seyn Sie's, gnä-
diger Herr? (jener winkt.) Jch werde so
glach aufmachen.
Mary (geht die Treppe hinauf. Einer hustet
leise. Rammler schleicht ihm auf den Zähen nach, oh-
ne daß der sich umsieht. Der Jude macht die Thüre
auf, beyde gehen hinein.)

Der Schauplatz verwandelt sich in das Zimmer des
Juden. Es ist stockdunkel. Mary und Aaron flü-
stern sich in die Ohren. Rammler schleicht immer
von weitem herum, weicht aber gleich zurück, sobald
jene eine Bewegung machen.
Mary. Er ist hier drinne.
Aaron. O wai mer!
Mary. Still nur, er soll euch kein Lei-
des thun, laßt mit euch machen, was er
will, und wenn er euch auch knebelte, in
einer Minute bin ich wieder bey euch mit
der Wache, es soll ihm übel genug bekom-
men. Legt euch nur zu Bette.
Aaron. Wenn er mich aber ams Leben
bringt, he?
Mary. Seyd nur ohne Sorgen, ich
bin im Augenblick wieder da. Er kann
sonst


Mary (im Rocklor eingewickelt kommt die Gaſſe
heran, bleibt unter des Juden Fenſter ſtehen, und laͤßt
ein ſubtiles Pfeifchen hoͤren.
)
Aaron (leiſe herab.) Seyn Sie’s, gnaͤ-
diger Herr? (jener winkt.) Jch werde ſo
glach aufmachen.
Mary (geht die Treppe hinauf. Einer huſtet
leiſe. Rammler ſchleicht ihm auf den Zaͤhen nach, oh-
ne daß der ſich umſieht. Der Jude macht die Thuͤre
auf, beyde gehen hinein.)

Der Schauplatz verwandelt ſich in das Zimmer des
Juden. Es iſt ſtockdunkel. Mary und Aaron fluͤ-
ſtern ſich in die Ohren. Rammler ſchleicht immer
von weitem herum, weicht aber gleich zuruͤck, ſobald
jene eine Bewegung machen.
Mary. Er iſt hier drinne.
Aaron. O wai mer!
Mary. Still nur, er ſoll euch kein Lei-
des thun, laßt mit euch machen, was er
will, und wenn er euch auch knebelte, in
einer Minute bin ich wieder bey euch mit
der Wache, es ſoll ihm uͤbel genug bekom-
men. Legt euch nur zu Bette.
Aaron. Wenn er mich aber ams Leben
bringt, he?
Mary. Seyd nur ohne Sorgen, ich
bin im Augenblick wieder da. Er kann
ſonſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0058" n="54"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#MARY">
            <speaker>Mary</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">im Rocklor eingewickelt kommt die Ga&#x017F;&#x017F;e<lb/>
heran, bleibt unter des Juden Fen&#x017F;ter &#x017F;tehen, und la&#x0364;ßt<lb/>
ein &#x017F;ubtiles Pfeifchen ho&#x0364;ren.</hi>)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Aaron</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">lei&#x017F;e herab.</hi>)</stage>
            <p>Seyn Sie&#x2019;s, gna&#x0364;-<lb/>
diger Herr? <stage>(<hi rendition="#fr">jener winkt.</hi>)</stage> Jch werde &#x017F;o<lb/>
glach aufmachen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARY">
            <speaker>Mary</speaker>
            <stage> <hi rendition="#fr">(geht die Treppe hinauf. Einer hu&#x017F;tet<lb/>
lei&#x017F;e. Rammler &#x017F;chleicht ihm auf den Za&#x0364;hen nach, oh-<lb/>
ne daß der &#x017F;ich um&#x017F;ieht. Der Jude macht die Thu&#x0364;re<lb/>
auf, beyde gehen hinein.)</hi> </stage><lb/>
            <stage> <hi rendition="#fr">Der Schauplatz verwandelt &#x017F;ich in das Zimmer des<lb/>
Juden. Es i&#x017F;t &#x017F;tockdunkel. Mary und Aaron flu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tern &#x017F;ich in die Ohren. Rammler &#x017F;chleicht immer<lb/>
von weitem herum, weicht aber gleich zuru&#x0364;ck, &#x017F;obald<lb/>
jene eine Bewegung machen.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARY">
            <speaker>Mary.</speaker>
            <p>Er i&#x017F;t hier drinne.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Aaron.</speaker>
            <p>O wai mer!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARY">
            <speaker>Mary.</speaker>
            <p>Still nur, er &#x017F;oll euch kein Lei-<lb/>
des thun, laßt mit euch machen, was er<lb/>
will, und wenn er euch auch knebelte, in<lb/>
einer Minute bin ich wieder bey euch mit<lb/>
der Wache, es &#x017F;oll ihm u&#x0364;bel genug bekom-<lb/>
men. Legt euch nur zu Bette.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Aaron.</speaker>
            <p>Wenn er mich aber ams Leben<lb/>
bringt, he?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARY">
            <speaker>Mary.</speaker>
            <p>Seyd nur ohne Sorgen, ich<lb/>
bin im Augenblick wieder da. Er kann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;on&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0058] Mary (im Rocklor eingewickelt kommt die Gaſſe heran, bleibt unter des Juden Fenſter ſtehen, und laͤßt ein ſubtiles Pfeifchen hoͤren.) Aaron (leiſe herab.) Seyn Sie’s, gnaͤ- diger Herr? (jener winkt.) Jch werde ſo glach aufmachen. Mary (geht die Treppe hinauf. Einer huſtet leiſe. Rammler ſchleicht ihm auf den Zaͤhen nach, oh- ne daß der ſich umſieht. Der Jude macht die Thuͤre auf, beyde gehen hinein.) Der Schauplatz verwandelt ſich in das Zimmer des Juden. Es iſt ſtockdunkel. Mary und Aaron fluͤ- ſtern ſich in die Ohren. Rammler ſchleicht immer von weitem herum, weicht aber gleich zuruͤck, ſobald jene eine Bewegung machen. Mary. Er iſt hier drinne. Aaron. O wai mer! Mary. Still nur, er ſoll euch kein Lei- des thun, laßt mit euch machen, was er will, und wenn er euch auch knebelte, in einer Minute bin ich wieder bey euch mit der Wache, es ſoll ihm uͤbel genug bekom- men. Legt euch nur zu Bette. Aaron. Wenn er mich aber ams Leben bringt, he? Mary. Seyd nur ohne Sorgen, ich bin im Augenblick wieder da. Er kann ſonſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/58
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/58>, abgerufen am 21.11.2024.