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Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.

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iii. Declination der Personalpronomina.
für den Superlativ des Pronominalstammes a hält) als vermittelnde Grundform
angesetzt. Das lateinische enos des Arvalliedes soll nicht prosthetisches e haben,
sondern auf dem Superlativ ama in der Gestalt ana beruhen.

Der Stamm der 2. pers. ist tva, aus dem Personalsuffix -dhi des Imperativs
wird eine Nebenform tvi erschlossen (p. 236).

Aus den Personalendungen der 1. plur. med. wird (p. 237) als deren
Grundform matva angesetzt, daneben wie tvi neben tva auch matvi (ich -- du).
Dies wird angewandt zur Erklärung von Formen des selbständigen Pronomens.
"Ging das Verständniss für den eigentlichen Sinn von matvi verloren, so konnte
sie [diese Form] leicht als mat-vi aufgefasst werden und mat für einen ganz über-
flüssigen Ablat. Sing. gehalten werden, so dass vi sich als Stamm des Plurals
ergab, den wir im skrt. vay-am, germ. * vaj-as (goth. veis) in der That vorfinden".

Ebenfalls aus den Medialendungen des Verbums wird als Urpronomen der
2. plur. tatva entnommen, daneben titvi (p. 238), tv erweicht sich zwischen
Vocalen zu dv, d fällt aus, "das ergibt tivi und dafür darf, wie W. dju neben div
steht, tjui, tjuvi vermuthet werden, fiel davon t ab, so kommen wir auf die ge-
suchte Form [nämlich juj im Sanskrit juj-am]. Und ich halte diese Ansicht über
den Gang der Entwicklung einstweilen fest, auch ohne dass ich sonst ähnliches
j aus tj nachzuweisen wüsste".

Aus dem sanskritisch-zendischen gen. sing. tava wird zweifelnd auf einen
Plural tavas geschlossen. "Dann würde man am einfachsten die Enclitica vas
daraus ableiten. Unmittelbare Verstümmelung von tvas, die sich lautgesetzlich
vollzogen haben müsste, wäre indessen ebenso denkbar: doch möchte ich an-
lautend v für tv nicht mit Sicherheit bebaupten" (p. 239).

Dies die Quintessenz von Scherers Aufstellungen. Man muss gestehen,
die starke Phantasie der alten vorboppischen Etymologen hätte an aben-
teuerlichen Lautübergängen nicht kühneres ersinnen können, als jenes juj aus
titvi, und das übrige gibt dem nicht viel nach. Wir finden in einer Sprache
einen scheinbaren Stamm des Plurals, der die Lautfolge Vocal + n + s
hat (uns); s kommt im Sanskrit und sonst vor, daraus wird geschlossen, die
ursprüngliche Lautfolge sei Vocal + n + s, obwohl sich nirgend in den
Sprachen mit Vocal + s eine Nachwirkung des n beweisen lässt. Nach dieser
Art zu schliessen behaupte ich, die Form des sanskritisch-griechisch-italischen
Adjectivsuffixes -ika- gehe auf -iska- zurück, denn so heisst es nicht bloss im
Germanischen, sondern auch im Slavisch-litauischen. Indessen bei ansma war
doch immer noch ein Anhalt da, man analysire aber einmal eine der anderen
Entwicklungsreihen bei Scherer. Das Imperativsuffix dhi wird aus seinem Zu-
sammenhange mit mi, si, ti etc. herausgerissen und daraus ein i-stamm tvi er-
schlossen, dabei ausser Acht gelassen, dass die Entwicklungsgeschichte der
Personalpronomina in ihrer uralten Suffigirung an den Verbalstamm noth-
wendig eine andere gewesen sein muss als in selbständiger Stellung. Weiter
aber, ich will ganz davon absehen, dass die Erklärung der Medialendungen
aus zwei gleichen oder verschiedenen Pronominalstämmen weit davon entfernt
ist, sicher zu sein, und annehmen z. B. mahe und was ihm in den anderen

iii. Declination der Personalpronomina.
für den Superlativ des Pronominalstammes a hält) als vermittelnde Grundform
angesetzt. Das lateinische enos des Arvalliedes soll nicht prosthetisches e haben,
sondern auf dem Superlativ ama in der Gestalt ana beruhen.

Der Stamm der 2. pers. ist tva, aus dem Personalsuffix -dhi des Imperativs
wird eine Nebenform tvi erschlossen (p. 236).

Aus den Personalendungen der 1. plur. med. wird (p. 237) als deren
Grundform matva angesetzt, daneben wie tvi neben tva auch matvi (ich — du).
Dies wird angewandt zur Erklärung von Formen des selbständigen Pronomens.
«Ging das Verständniss für den eigentlichen Sinn von matvi verloren, so konnte
sie [diese Form] leicht als mat-vi aufgefasst werden und mat für einen ganz über-
flüssigen Ablat. Sing. gehalten werden, so dass vi sich als Stamm des Plurals
ergab, den wir im skrt. vay-ám, germ. * vaj-as (goth. veis) in der That vorfinden».

Ebenfalls aus den Medialendungen des Verbums wird als Urpronomen der
2. plur. tatva entnommen, daneben titvi (p. 238), tv erweicht sich zwischen
Vocalen zu dv, d fällt aus, «das ergibt tivi und dafür darf, wie W. dju neben div
steht, tjui, tjuvi vermuthet werden, fiel davon t ab, so kommen wir auf die ge-
suchte Form [nämlich juj im Sanskrit juj-ám]. Und ich halte diese Ansicht über
den Gang der Entwicklung einstweilen fest, auch ohne dass ich sonst ähnliches
j aus tj nachzuweisen wüsste».

Aus dem sanskritisch-zendischen gen. sing. tava wird zweifelnd auf einen
Plural tavas geschlossen. «Dann würde man am einfachsten die Enclitica vas
daraus ableiten. Unmittelbare Verstümmelung von tvas, die sich lautgesetzlich
vollzogen haben müsste, wäre indessen ebenso denkbar: doch möchte ich an-
lautend v für tv nicht mit Sicherheit bebaupten» (p. 239).

Dies die Quintessenz von Scherers Aufstellungen. Man muss gestehen,
die starke Phantasie der alten vorboppischen Etymologen hätte an aben-
teuerlichen Lautübergängen nicht kühneres ersinnen können, als jenes juj aus
titvi, und das übrige gibt dem nicht viel nach. Wir finden in einer Sprache
einen scheinbaren Stamm des Plurals, der die Lautfolge Vocal + n + s
hat (uns); s kommt im Sanskrit und sonst vor, daraus wird geschlossen, die
ursprüngliche Lautfolge sei Vocal + n + s, obwohl sich nirgend in den
Sprachen mit Vocal + s eine Nachwirkung des n beweisen lässt. Nach dieser
Art zu schliessen behaupte ich, die Form des sanskritisch-griechisch-italischen
Adjectivsuffixes -ika- gehe auf -iska- zurück, denn so heisst es nicht bloss im
Germanischen, sondern auch im Slavisch-litauischen. Indessen bei ansma war
doch immer noch ein Anhalt da, man analysire aber einmal eine der anderen
Entwicklungsreihen bei Scherer. Das Imperativsuffix dhi wird aus seinem Zu-
sammenhange mit mi, si, ti etc. herausgerissen und daraus ein i-stamm tvi er-
schlossen, dabei ausser Acht gelassen, dass die Entwicklungsgeschichte der
Personalpronomina in ihrer uralten Suffigirung an den Verbalstamm noth-
wendig eine andere gewesen sein muss als in selbständiger Stellung. Weiter
aber, ich will ganz davon absehen, dass die Erklärung der Medialendungen
aus zwei gleichen oder verschiedenen Pronominalstämmen weit davon entfernt
ist, sicher zu sein, und annehmen z. B. mahê und was ihm in den anderen

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[139/0175] iii. Declination der Personalpronomina. für den Superlativ des Pronominalstammes a hält) als vermittelnde Grundform angesetzt. Das lateinische enos des Arvalliedes soll nicht prosthetisches e haben, sondern auf dem Superlativ ama in der Gestalt ana beruhen. Der Stamm der 2. pers. ist tva, aus dem Personalsuffix -dhi des Imperativs wird eine Nebenform tvi erschlossen (p. 236). Aus den Personalendungen der 1. plur. med. wird (p. 237) als deren Grundform matva angesetzt, daneben wie tvi neben tva auch matvi (ich — du). Dies wird angewandt zur Erklärung von Formen des selbständigen Pronomens. «Ging das Verständniss für den eigentlichen Sinn von matvi verloren, so konnte sie [diese Form] leicht als mat-vi aufgefasst werden und mat für einen ganz über- flüssigen Ablat. Sing. gehalten werden, so dass vi sich als Stamm des Plurals ergab, den wir im skrt. vay-ám, germ. * vaj-as (goth. veis) in der That vorfinden». Ebenfalls aus den Medialendungen des Verbums wird als Urpronomen der 2. plur. tatva entnommen, daneben titvi (p. 238), tv erweicht sich zwischen Vocalen zu dv, d fällt aus, «das ergibt tivi und dafür darf, wie W. dju neben div steht, tjui, tjuvi vermuthet werden, fiel davon t ab, so kommen wir auf die ge- suchte Form [nämlich juj im Sanskrit juj-ám]. Und ich halte diese Ansicht über den Gang der Entwicklung einstweilen fest, auch ohne dass ich sonst ähnliches j aus tj nachzuweisen wüsste». Aus dem sanskritisch-zendischen gen. sing. tava wird zweifelnd auf einen Plural tavas geschlossen. «Dann würde man am einfachsten die Enclitica vas daraus ableiten. Unmittelbare Verstümmelung von tvas, die sich lautgesetzlich vollzogen haben müsste, wäre indessen ebenso denkbar: doch möchte ich an- lautend v für tv nicht mit Sicherheit bebaupten» (p. 239). Dies die Quintessenz von Scherers Aufstellungen. Man muss gestehen, die starke Phantasie der alten vorboppischen Etymologen hätte an aben- teuerlichen Lautübergängen nicht kühneres ersinnen können, als jenes juj aus titvi, und das übrige gibt dem nicht viel nach. Wir finden in einer Sprache einen scheinbaren Stamm des Plurals, der die Lautfolge Vocal + n + s hat (uns); s kommt im Sanskrit und sonst vor, daraus wird geschlossen, die ursprüngliche Lautfolge sei Vocal + n + s, obwohl sich nirgend in den Sprachen mit Vocal + s eine Nachwirkung des n beweisen lässt. Nach dieser Art zu schliessen behaupte ich, die Form des sanskritisch-griechisch-italischen Adjectivsuffixes -ika- gehe auf -iska- zurück, denn so heisst es nicht bloss im Germanischen, sondern auch im Slavisch-litauischen. Indessen bei ansma war doch immer noch ein Anhalt da, man analysire aber einmal eine der anderen Entwicklungsreihen bei Scherer. Das Imperativsuffix dhi wird aus seinem Zu- sammenhange mit mi, si, ti etc. herausgerissen und daraus ein i-stamm tvi er- schlossen, dabei ausser Acht gelassen, dass die Entwicklungsgeschichte der Personalpronomina in ihrer uralten Suffigirung an den Verbalstamm noth- wendig eine andere gewesen sein muss als in selbständiger Stellung. Weiter aber, ich will ganz davon absehen, dass die Erklärung der Medialendungen aus zwei gleichen oder verschiedenen Pronominalstämmen weit davon entfernt ist, sicher zu sein, und annehmen z. B. mahê und was ihm in den anderen

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Zitationshilfe: Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/175>, abgerufen am 21.11.2024.