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Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.

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ihn bei diesen im Verlauf ihrer Geschichte eingebüsst haben. Dabei kommen aber
doch ganz eigenthümliche Verhältnisse heraus. Das Sanskrit hat den Ablativ nur
bei den msc. und ntr. a-stämmen, auch beim Pronomen nur so. Der von Bensey,
Kl. Skrtgr. § 451 und A. Weber, Beitr. III, 389 genannte vereinzelte Fall vom Ab-
lativ eines u-stammes ist ganz unsicher: vgl. das P. W. s. v. vidjot, wo sowohl
dies wie didjot als dem Gleichmass in der Formel mrtjos pahi vidjot pahi zu Liebe
künstlich aus vidjut, didjut gebildete Formen erklärt werden. Die griechischen
Adverbia auf -os stammen alle, direct oder als Analogiebildungen, von den
a-stämmen her, und zwar, wie die Vocalisation als o zeigt, vom msc.-ntr. Das
Slavisch-litauische hat den gen. -abl. auf -a = -at nur beim msc. und ntr.
a-stamm. Wenn die gotischen Adverbia auf -o wirklich Ablative wären, was
kaum möglich ist, gehörten auch sie der Form nach nur den a-stämmen an. Wir
haben also hier in drei oder vier Sprachen, die unter einander in keinem näheren
historischen Verhältniss stehen, für die gleichen und, wie Italisch und Zend zeigen,
so bequem zu bildenden Ablativformen der i- und u-stämme gleichmässigen Ver-
lust, und, was noch sonderbarer ist, in allen dreien oder vieren gleichmässige Erhal-
tung der syntaktisch doch ebenso überflüssigen Form bei den msc.-ntr. a-stämmen
anzunehmen. Es scheint mir daher viel wahrscheinlicher, dass die Ablativform
schon ursprünglich nur den msc.-ntr. a-stämmen zukam und im Zend wie in den
italischen Sprachen auf die anderen Stammclassen übertragen ist. -- Ich möchte
hier eine Bemerkung nicht unterdrücken, die, wenn sie auch aus der Kargheit
des Materials heraus nichts entscheiden kann, doch vielleicht einen Beitrag zur
weiteren Verfolgung der hier behandelten Frage liefert. Im Altpersischen sind
nur Ablative von msc.-ntr. a-stämmen wirklich formell nachweisbar. Verbin-
dungen wie haca drauga (von Lüge), haca Kambujiya (von Kambyses), wie sie
häufig vorkommen, können nur Ablative enthalten, wie sie auch von Spiegel,
Altp. Keilinschr. S. 154, bestimmt sind. Die Formen fallen allerdings mit dem
instr. zusammen, aber einmal ist ein solcher hier syntaktisch undenkbar und
dann zeigt die Anwendung der nicht als Casus geltenden Formen auf -ta = skt.
-tas (in dem öfter vorkommenden haca paruviyata, "von früher her"), so wie das
häufige haca ma, "von mir", wo ma = skrt. mad deutlich genug, dass wir es bei
haca mit Ablativformen zu thun haben, in denen, wie das im Altpersischen nach
a-Vocalen nothwendig ist, das t abfiel. Von der Genitivform auf -hya ist der
Ablativ deutlich geschieden. Nicht so bei den anderen Stammclassen: fem. a-
stamm z. B. haca ... taumaya (von dem Stamme) kann lautgesetzlich ebenso-
wohl = *taumayas wie * taumayat sein und entspräche in letzterem Falle dem
zendischen Ablativ fem. gen. auf -ayat. Nun lauten die Genitive der u- und
i-stämme z. B. Kuraus (St. Kuru-, Cyrus), Fravartais (St. Fravarti-, Phraorthes),
nach den Citaten in Spiegels Glossar s. v. haca kommt einmal eine solche Form
ablativisch vor: haca Babiraus (St. Babiru-, von Babylon). Wendet man darauf
die Regel an, wie sie Schleicher, Comp.3 200 giebt: "im Altpersischen wird im
Auslaut t, n, h (s) nicht geduldet, wenigstens nicht geschrieben . . . . . t wird
nach au in s gewandelt, z. B. 3. sg. impf. a-kunaus, W. kar (machen), Gdf. a-
karnaut
", so könnte die Sache einfach so erscheinen: die Ablativform * Babiraut,

a. Declination der Nomina.
ihn bei diesen im Verlauf ihrer Geschichte eingebüsst haben. Dabei kommen aber
doch ganz eigenthümliche Verhältnisse heraus. Das Sanskrit hat den Ablativ nur
bei den msc. und ntr. a-stämmen, auch beim Pronomen nur so. Der von Benſey,
Kl. Skrtgr. § 451 und A. Weber, Beitr. III, 389 genannte vereinzelte Fall vom Ab-
lativ eines u-stammes ist ganz unsicher: vgl. das P. W. s. v. vidjōt, wo sowohl
dies wie didjōt als dem Gleichmass in der Formel mrtjōs pāhi vidjōt pāhi zu Liebe
künstlich aus vidjut, didjut gebildete Formen erklärt werden. Die griechischen
Adverbia auf -ῶς stammen alle, direct oder als Analogiebildungen, von den
a-stämmen her, und zwar, wie die Vocalisation als ō zeigt, vom msc.-ntr. Das
Slavisch-litauische hat den gen. -abl. auf -ā = -āt nur beim msc. und ntr.
a-stamm. Wenn die gotischen Adverbia auf -ō wirklich Ablative wären, was
kaum möglich ist, gehörten auch sie der Form nach nur den a-stämmen an. Wir
haben also hier in drei oder vier Sprachen, die unter einander in keinem näheren
historischen Verhältniss stehen, für die gleichen und, wie Italisch und Zend zeigen,
so bequem zu bildenden Ablativformen der i- und u-stämme gleichmässigen Ver-
lust, und, was noch sonderbarer ist, in allen dreien oder vieren gleichmässige Erhal-
tung der syntaktisch doch ebenso überflüssigen Form bei den msc.-ntr. a-stämmen
anzunehmen. Es scheint mir daher viel wahrscheinlicher, dass die Ablativform
schon ursprünglich nur den msc.-ntr. a-stämmen zukam und im Zend wie in den
italischen Sprachen auf die anderen Stammclassen übertragen ist. — Ich möchte
hier eine Bemerkung nicht unterdrücken, die, wenn sie auch aus der Kargheit
des Materials heraus nichts entscheiden kann, doch vielleicht einen Beitrag zur
weiteren Verfolgung der hier behandelten Frage liefert. Im Altpersischen sind
nur Ablative von msc.-ntr. a-stämmen wirklich formell nachweisbar. Verbin-
dungen wie hacâ draugâ (von Lüge), hacâ Kambujiyâ (von Kambyses), wie sie
häufig vorkommen, können nur Ablative enthalten, wie sie auch von Spiegel,
Altp. Keilinschr. S. 154, bestimmt sind. Die Formen fallen allerdings mit dem
instr. zusammen, aber einmal ist ein solcher hier syntaktisch undenkbar und
dann zeigt die Anwendung der nicht als Casus geltenden Formen auf -ta = skt.
-tas (in dem öfter vorkommenden hacâ paruviyata, «von früher her»), so wie das
häufige hacâ ma, «von mir», wo ma = skrt. mad deutlich genug, dass wir es bei
hacâ mit Ablativformen zu thun haben, in denen, wie das im Altpersischen nach
a-Vocalen nothwendig ist, das t abfiel. Von der Genitivform auf -hyâ ist der
Ablativ deutlich geschieden. Nicht so bei den anderen Stammclassen: fem. ā-
stamm z. B. hacâ … taumâyâ (von dem Stamme) kann lautgesetzlich ebenso-
wohl = *taumâyâs wie * taumâyât sein und entspräche in letzterem Falle dem
zendischen Ablativ fem. gen. auf -ayâṭ. Nun lauten die Genitive der u- und
i-stämme z. B. Kuraus (St. Kuru-, Cyrus), Fravartais (St. Fravarti-, Phraorthes),
nach den Citaten in Spiegels Glossar s. v. hacâ kommt einmal eine solche Form
ablativisch vor: hacâ Bâbiraus (St. Bâbiru-, von Babylon). Wendet man darauf
die Regel an, wie sie Schleicher, Comp.3 200 giebt: «im Altpersischen wird im
Auslaut t, n, h (s) nicht geduldet, wenigstens nicht geschrieben . . . . . t wird
nach au in s gewandelt, z. B. 3. sg. impf. a-kunaus, W. kar (machen), Gdf. a-
karnaut
», so könnte die Sache einfach so erscheinen: die Ablativform * Bâbiraut,

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[36/0072] a. Declination der Nomina. ihn bei diesen im Verlauf ihrer Geschichte eingebüsst haben. Dabei kommen aber doch ganz eigenthümliche Verhältnisse heraus. Das Sanskrit hat den Ablativ nur bei den msc. und ntr. a-stämmen, auch beim Pronomen nur so. Der von Benſey, Kl. Skrtgr. § 451 und A. Weber, Beitr. III, 389 genannte vereinzelte Fall vom Ab- lativ eines u-stammes ist ganz unsicher: vgl. das P. W. s. v. vidjōt, wo sowohl dies wie didjōt als dem Gleichmass in der Formel mrtjōs pāhi vidjōt pāhi zu Liebe künstlich aus vidjut, didjut gebildete Formen erklärt werden. Die griechischen Adverbia auf -ῶς stammen alle, direct oder als Analogiebildungen, von den a-stämmen her, und zwar, wie die Vocalisation als ō zeigt, vom msc.-ntr. Das Slavisch-litauische hat den gen. -abl. auf -ā = -āt nur beim msc. und ntr. a-stamm. Wenn die gotischen Adverbia auf -ō wirklich Ablative wären, was kaum möglich ist, gehörten auch sie der Form nach nur den a-stämmen an. Wir haben also hier in drei oder vier Sprachen, die unter einander in keinem näheren historischen Verhältniss stehen, für die gleichen und, wie Italisch und Zend zeigen, so bequem zu bildenden Ablativformen der i- und u-stämme gleichmässigen Ver- lust, und, was noch sonderbarer ist, in allen dreien oder vieren gleichmässige Erhal- tung der syntaktisch doch ebenso überflüssigen Form bei den msc.-ntr. a-stämmen anzunehmen. Es scheint mir daher viel wahrscheinlicher, dass die Ablativform schon ursprünglich nur den msc.-ntr. a-stämmen zukam und im Zend wie in den italischen Sprachen auf die anderen Stammclassen übertragen ist. — Ich möchte hier eine Bemerkung nicht unterdrücken, die, wenn sie auch aus der Kargheit des Materials heraus nichts entscheiden kann, doch vielleicht einen Beitrag zur weiteren Verfolgung der hier behandelten Frage liefert. Im Altpersischen sind nur Ablative von msc.-ntr. a-stämmen wirklich formell nachweisbar. Verbin- dungen wie hacâ draugâ (von Lüge), hacâ Kambujiyâ (von Kambyses), wie sie häufig vorkommen, können nur Ablative enthalten, wie sie auch von Spiegel, Altp. Keilinschr. S. 154, bestimmt sind. Die Formen fallen allerdings mit dem instr. zusammen, aber einmal ist ein solcher hier syntaktisch undenkbar und dann zeigt die Anwendung der nicht als Casus geltenden Formen auf -ta = skt. -tas (in dem öfter vorkommenden hacâ paruviyata, «von früher her»), so wie das häufige hacâ ma, «von mir», wo ma = skrt. mad deutlich genug, dass wir es bei hacâ mit Ablativformen zu thun haben, in denen, wie das im Altpersischen nach a-Vocalen nothwendig ist, das t abfiel. Von der Genitivform auf -hyâ ist der Ablativ deutlich geschieden. Nicht so bei den anderen Stammclassen: fem. ā- stamm z. B. hacâ … taumâyâ (von dem Stamme) kann lautgesetzlich ebenso- wohl = *taumâyâs wie * taumâyât sein und entspräche in letzterem Falle dem zendischen Ablativ fem. gen. auf -ayâṭ. Nun lauten die Genitive der u- und i-stämme z. B. Kuraus (St. Kuru-, Cyrus), Fravartais (St. Fravarti-, Phraorthes), nach den Citaten in Spiegels Glossar s. v. hacâ kommt einmal eine solche Form ablativisch vor: hacâ Bâbiraus (St. Bâbiru-, von Babylon). Wendet man darauf die Regel an, wie sie Schleicher, Comp.3 200 giebt: «im Altpersischen wird im Auslaut t, n, h (s) nicht geduldet, wenigstens nicht geschrieben . . . . . t wird nach au in s gewandelt, z. B. 3. sg. impf. a-kunaus, W. kar (machen), Gdf. a- karnaut», so könnte die Sache einfach so erscheinen: die Ablativform * Bâbiraut,

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Zitationshilfe: Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/72>, abgerufen am 21.11.2024.