Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.spekulirte; und wo noch Männer zögerten, wurden sie Der Aktienhandel und der -- Tod, sie bau'n an einem Mit dämonischer Gewalt herrschte der schwindelhafte, *) Jn dem Buche: Encyclopedie des chemins de fer
par Felix Tourneux (Paris 1844), einem sehr fleißig und ſpekulirte; und wo noch Männer zögerten, wurden ſie Der Aktienhandel und der — Tod, ſie bau’n an einem Mit dämoniſcher Gewalt herrſchte der ſchwindelhafte, *) Jn dem Buche: Encyclopedie des chemins de fer
par Felix Tourneux (Paris 1844), einem ſehr fleißig und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="14"/> ſpekulirte; und wo noch Männer zögerten, wurden ſie<lb/> von den namentlich leidenſchaftlich für die Farobank<lb/> der Agiotage ſchwärmenden <hi rendition="#g">Frauen</hi> dazu angetrieben.<lb/> Man kümmerte ſich nicht darum, daß dadurch vielfach<lb/> die ruhige, friedliche Ehe, die Ordnung der Häuslich-<lb/> keit geſtört wurde, daß hier der Berufseifer erkaltete,<lb/> dort die eigentliche Erwerbsquelle zu verſiegen drohte.<lb/> Was ſchadete es, daß oft dem bewegten hoffnungs-<lb/> vollen Tage die ſchlafloſe ſorgenvolle Nacht folgte.<lb/> Gab es doch an allen Orten, in den Salons, wie<lb/> auf dem Marktplatze, früh und ſpät, nur <hi rendition="#g">einen</hi> allei-<lb/> nigen Mittelpunkt für das allgemeine Jntereſſe, die<lb/> Spekulation in Eiſenbahnpapieren, war doch Tauſen-<lb/> den eine Unterhaltung über andre Dinge, ſeien es<lb/> auch die erhabenſten oder ſonſt angenehmſten, faſt un-<lb/> möglich, mindeſtens ganz gleichgültig geworden. Aller<lb/> Unterſchied der Stände, der Religionen, des Alters<lb/> hatte aufgehört, und ſo konnte man in der That aus-<lb/> rufen:</p><lb/> <cit> <quote>Der <hi rendition="#g">Aktienhandel</hi> und der — <hi rendition="#g">Tod,</hi> ſie bau’n an <hi rendition="#g">einem</hi><lb/><hi rendition="#et">Reich,</hi><lb/> Sie machen <hi rendition="#g">alle</hi> Menſchen ja einander plötzlich <hi rendition="#g">gleich.</hi></quote> </cit><lb/> <p>Mit dämoniſcher Gewalt herrſchte der ſchwindelhafte,<lb/> gleißneriſche Geiſt der Agiotage über die Gemüther,<lb/> mit täuſchenden Bildern die Menge umgaukelnd, daß<lb/> dieſe, verblendet, das Unheil und Verderben nicht zu<lb/> erblicken vermochte, welches ringsumher die eine Hand<lb/> ſäete, während die andre durch Goldſtücke reizte! <note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="*)">Jn dem Buche: <hi rendition="#aq">Encyclopedie des chemins de fer<lb/> par Felix Tourneux (Paris</hi> 1844), einem ſehr fleißig und</note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [14/0020]
ſpekulirte; und wo noch Männer zögerten, wurden ſie
von den namentlich leidenſchaftlich für die Farobank
der Agiotage ſchwärmenden Frauen dazu angetrieben.
Man kümmerte ſich nicht darum, daß dadurch vielfach
die ruhige, friedliche Ehe, die Ordnung der Häuslich-
keit geſtört wurde, daß hier der Berufseifer erkaltete,
dort die eigentliche Erwerbsquelle zu verſiegen drohte.
Was ſchadete es, daß oft dem bewegten hoffnungs-
vollen Tage die ſchlafloſe ſorgenvolle Nacht folgte.
Gab es doch an allen Orten, in den Salons, wie
auf dem Marktplatze, früh und ſpät, nur einen allei-
nigen Mittelpunkt für das allgemeine Jntereſſe, die
Spekulation in Eiſenbahnpapieren, war doch Tauſen-
den eine Unterhaltung über andre Dinge, ſeien es
auch die erhabenſten oder ſonſt angenehmſten, faſt un-
möglich, mindeſtens ganz gleichgültig geworden. Aller
Unterſchied der Stände, der Religionen, des Alters
hatte aufgehört, und ſo konnte man in der That aus-
rufen:
Der Aktienhandel und der — Tod, ſie bau’n an einem
Reich,
Sie machen alle Menſchen ja einander plötzlich gleich.
Mit dämoniſcher Gewalt herrſchte der ſchwindelhafte,
gleißneriſche Geiſt der Agiotage über die Gemüther,
mit täuſchenden Bildern die Menge umgaukelnd, daß
dieſe, verblendet, das Unheil und Verderben nicht zu
erblicken vermochte, welches ringsumher die eine Hand
ſäete, während die andre durch Goldſtücke reizte! *)
*) Jn dem Buche: Encyclopedie des chemins de fer
par Felix Tourneux (Paris 1844), einem ſehr fleißig und
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