Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.sprach sie sich nur in einer einzelnen Richtung und ſprach ſie ſich nur in einer einzelnen Richtung und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="27"/> ſprach ſie ſich nur in einer einzelnen Richtung und<lb/> theilweiſe zu unbeſtimmt aus, mußte alſo die rechte<lb/> Wirkung verfehlen. Und nun erhielt <hi rendition="#g">plötzlich</hi> ein<lb/> Geſetz Geltung, das ſo anerkennenswerth in ſeiner<lb/> trefflichen Abſicht, doch der großen Menge der von der<lb/> Agiotage irregeführten Spekulanten, den vielen nur<lb/> verleiteten, ſonſt practiſch ganz ungeübten Privatleuten,<lb/> weder Zeit ließ, den einzig wahren Sinn des Geſetzes<lb/> zu erkennen, noch ihre eingegangenen Geſchäfte <hi rendition="#g">all-<lb/> mälig</hi> abzuwickeln oder diejenigen Quittungsbogen,<lb/> welche bei ihrem Kauf (vor dem Geſetz) einen beſon-<lb/> deren Reiz hatten, den ſie jetzt verloren, <hi rendition="#g">nach und<lb/> nach</hi> zu verkaufen. Was war die Folge davon? der<lb/> erſte Schreck ließ Viele in dem neuen Geſetze eine De-<lb/> monſtration gegen die allgemeine Vertrauenswürdigkeit<lb/> der Eiſenbahnen erblicken, andre in den Wahn verfal-<lb/> len, daß das jetzige die Zeitgeſchäfte berührende Ver-<lb/> bot künftighin den Verkauf der Quittungsbogen ſehr<lb/> ſchwierig machen werde. Von allen Seiten drängte<lb/> man ſich deshalb ſchnell zur Erledigung der Geſchäfte,<lb/> zum Verkauf der erwähnten Papiere; die frühere un-<lb/> beſonnene Verwegenheit und zügelloſe Spielſucht war<lb/> plötzlich einer allgemeinen Entmuthigung und angſt-<lb/> vollen Beſtürzung gewichen, deren auch die reicheren<lb/> Agioteurs nicht Herr werden konnten, die gern <hi rendition="#g">lang-<lb/> ſam</hi> ihre Verkäufe bewirkt hätten, wenn ſie nicht durch<lb/> den von ihnen ſelbſt früher aufgeregten großen Hau-<lb/> fen zum Gegentheile gezwungen worden wären. Die<lb/> Verwirrung wurde noch dazu von Einzelnen benutzt,<lb/> um eiligſt auf das Fallen der Papiere zu ſpekuliren,<lb/> indem ſie die Liefrung anſehnlicher Summen derſelben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0033]
ſprach ſie ſich nur in einer einzelnen Richtung und
theilweiſe zu unbeſtimmt aus, mußte alſo die rechte
Wirkung verfehlen. Und nun erhielt plötzlich ein
Geſetz Geltung, das ſo anerkennenswerth in ſeiner
trefflichen Abſicht, doch der großen Menge der von der
Agiotage irregeführten Spekulanten, den vielen nur
verleiteten, ſonſt practiſch ganz ungeübten Privatleuten,
weder Zeit ließ, den einzig wahren Sinn des Geſetzes
zu erkennen, noch ihre eingegangenen Geſchäfte all-
mälig abzuwickeln oder diejenigen Quittungsbogen,
welche bei ihrem Kauf (vor dem Geſetz) einen beſon-
deren Reiz hatten, den ſie jetzt verloren, nach und
nach zu verkaufen. Was war die Folge davon? der
erſte Schreck ließ Viele in dem neuen Geſetze eine De-
monſtration gegen die allgemeine Vertrauenswürdigkeit
der Eiſenbahnen erblicken, andre in den Wahn verfal-
len, daß das jetzige die Zeitgeſchäfte berührende Ver-
bot künftighin den Verkauf der Quittungsbogen ſehr
ſchwierig machen werde. Von allen Seiten drängte
man ſich deshalb ſchnell zur Erledigung der Geſchäfte,
zum Verkauf der erwähnten Papiere; die frühere un-
beſonnene Verwegenheit und zügelloſe Spielſucht war
plötzlich einer allgemeinen Entmuthigung und angſt-
vollen Beſtürzung gewichen, deren auch die reicheren
Agioteurs nicht Herr werden konnten, die gern lang-
ſam ihre Verkäufe bewirkt hätten, wenn ſie nicht durch
den von ihnen ſelbſt früher aufgeregten großen Hau-
fen zum Gegentheile gezwungen worden wären. Die
Verwirrung wurde noch dazu von Einzelnen benutzt,
um eiligſt auf das Fallen der Papiere zu ſpekuliren,
indem ſie die Liefrung anſehnlicher Summen derſelben
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