[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].verschiednen Hauptzügen dieses vermeintlichen Die Mutter nehmlich, die ihren Sohn so men venit ad regem Polyphontem, aurum pe- R r 3
verſchiednen Hauptzuͤgen dieſes vermeintlichen Die Mutter nehmlich, die ihren Sohn ſo men venit ad regem Polyphontem, aurum pe- R r 3
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verſchiednen Hauptzuͤgen dieſes vermeintlichen
Euripidiſchen Planes abging, und nur die ein-
zige Situation, die ihn vornehmlich darinn ge-
ruͤhrt hatte, in aller ihrer Ausdehnung zu nutzen
ſuchte.
Die Mutter nehmlich, die ihren Sohn ſo
feurig liebte, daß ſie ſich an dem Moͤrder deſſel-
ben mit eigner Hand raͤchen wollte, brachte ihn
auf den Gedanken, die muͤtterliche Zaͤrtlichkeit
uͤberhaupt zu ſchildern, und mit Ausſchlieſſung
aller andern Liebe, durch dieſe einzige reine und
tugendhafte Leidenſchaft ſein ganzes Stuͤck zu
beleben. Was dieſer Abſicht alſo nicht vollkom-
men
(*)
(*) venit ad regem Polyphontem, aurum pe-
titum, dicens ſe Creſphontis interfeciſſe
filium & Meropis, Telephontem. Interim
rex eum juſſit in hoſpitio manere, ut am-
plius de eo perquireret. Qui cum per laſ-
ſitudinem obdormiſſet, ſenex qui inter
matrem & filium internuncius erat, flens
ad Meropem venit, negans eum apud ho-
ſpitem eſſe, nec comparere. Merope cre-
dens eum eſſe filii ſui interfectorem, qui
dormiebat, in Chalcidicum cum ſecuri
venit, inſcia ut filium ſuum interficeret,
quem ſenex cognovit, & matrem a ſcelere
retraxit. Merope poſtquam invenit, oc-
caſionem ſibi datam eſſe, ab inimico ſe
ulciſcendi, redit cum Polyphonte in gra-
tiam. Rex lætus cum rem divinam face-
ret, hoſpes falſo ſimulavit ſe hoſtiam per-
cuſſiſſe, eumque interfecit, patriumque
regnum adeptus eſt.
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