Voltaire, Meropen itzt nach funfzehn Jahren bereden will, dem Tyrannen ihre Hand zu ge- ben, (*) hätten sie auch vor funfzehn Jahren dazu vermögen können. Es war sehr in der Denkungsart der alten griechischen Frauen, daß sie ihren Abscheu gegen die Mörder ihrer Män- ner überwanden und sie zu ihren zweyten Män- ner annahmen, wenn sie sahen, daß den Kin- dern ihrer ersten Ehe Vortheil daraus erwachsen könne. Ich erinnere mich etwas ähnliches in dem griechischen Roman des Charitons, den d'Orville herausgegeben, ehedem gelesen zu ha- ben, wo eine Mutter das Kind selbst, welches
sie
(*)
Acte II. Sc. 1. -- --
Mer.Non, mon fils ne le souffrirait pas. L'exil, ou son enfance a langui condamnee Lui serait moins affreux que ce lache hy- menee.
Eur.Il le condamnerait, si, paisible en son rang, Il n'en croyait ici que les droits de son sang; Mais si par les malheurs son ame etait in- struite, Sur ses vrais interets s'il reglait sa con- duite, De ses tristes amis s'il consultait la voix, Et la necessite souveraine des loix, Il verrait que jamais sa malheureuse mere Ne lui donna d'amour une marque plus chere.
Me.
A a a 3
Voltaire, Meropen itzt nach funfzehn Jahren bereden will, dem Tyrannen ihre Hand zu ge- ben, (*) haͤtten ſie auch vor funfzehn Jahren dazu vermoͤgen koͤnnen. Es war ſehr in der Denkungsart der alten griechiſchen Frauen, daß ſie ihren Abſcheu gegen die Moͤrder ihrer Maͤn- ner uͤberwanden und ſie zu ihren zweyten Maͤn- ner annahmen, wenn ſie ſahen, daß den Kin- dern ihrer erſten Ehe Vortheil daraus erwachſen koͤnne. Ich erinnere mich etwas aͤhnliches in dem griechiſchen Roman des Charitons, den d’Orville herausgegeben, ehedem geleſen zu ha- ben, wo eine Mutter das Kind ſelbſt, welches
ſie
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Acte II. Sc. 1. — —
Mer.Non, mon fils ne le ſouffrirait pas. L’exil, ou ſon enfance a langui condamnée Lui ſerait moins affreux que ce lâche hy- menée.
Eur.Il le condamnerait, ſi, paiſible en ſon rang, Il n’en croyait ici que les droits de ſon ſang; Mais ſi par les malheurs ſon ame etait in- ſtruite, Sur ſes vrais intérêts s’il réglait ſa con- duite, De ſes triſtes amis s’il conſultait la voix, Et la neceſſité ſouveraine des loix, Il verrait que jamais ſa malheureuſe mere Ne lui donna d’amour une marque plus chère.
Me.
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Voltaire, Meropen itzt nach funfzehn Jahren
bereden will, dem Tyrannen ihre Hand zu ge-
ben, (*) haͤtten ſie auch vor funfzehn Jahren
dazu vermoͤgen koͤnnen. Es war ſehr in der
Denkungsart der alten griechiſchen Frauen, daß
ſie ihren Abſcheu gegen die Moͤrder ihrer Maͤn-
ner uͤberwanden und ſie zu ihren zweyten Maͤn-
ner annahmen, wenn ſie ſahen, daß den Kin-
dern ihrer erſten Ehe Vortheil daraus erwachſen
koͤnne. Ich erinnere mich etwas aͤhnliches in
dem griechiſchen Roman des Charitons, den
d’Orville herausgegeben, ehedem geleſen zu ha-
ben, wo eine Mutter das Kind ſelbſt, welches
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(*) Acte II. Sc. 1.
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Mer. Non, mon fils ne le
ſouffrirait pas.
L’exil, ou ſon enfance a langui condamnée
Lui ſerait moins affreux que ce lâche hy-
menée.
Eur. Il le condamnerait, ſi, paiſible en
ſon rang,
Il n’en croyait ici que les droits de ſon ſang;
Mais ſi par les malheurs ſon ame etait in-
ſtruite,
Sur ſes vrais intérêts s’il réglait ſa con-
duite,
De ſes triſtes amis s’il conſultait la voix,
Et la neceſſité ſouveraine des loix,
Il verrait que jamais ſa malheureuſe mere
Ne lui donna d’amour une marque plus
chère.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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