Allgemeinheit wieder auf das Besondere ein- schränkt. Die Zeile,
"Da sie zu leichtlich glaubt, irrt muntre Jugend sich"
muß in dem Tone, mit dem Gestu der väterli- chen Warnung, an und gegen den Olint ge- sprochen werden, weil Olint es ist, dessen uner- fahrne leichtgläubige Jugend bey dem sorgsamen Alten diese Betrachtung veranlaßt. Die Zeile hingegen,
"Das Alter quält sich selbst, weil es zu wenig hoft"
erfordert den Ton, das Achselzucken, mit dem wir unsere eigene Schwachheiten zu gestehen pflegen, und die Hände müssen sich nothwendig gegen die Brust ziehen, um zu bemerken, daß Evander diesen Satz aus eigener Erfahrung habe, daß er selbst der Alte sey, von dem er gelte. --
Es ist Zeit, daß ich von dieser Ausschweifung über den Vortrag der moralischen Stellen, wieder zurückkomme. Was man Lehrreiches darinn findet, hat man lediglich den Beyspielen des Hrn. Eckhof zu danken; ich habe nichts als von ihnen richtig zu abstrahiren gesucht. Wie leicht, wie angenehm ist es, einem Künstler nachzufor- schen, dem das Gute nicht blos gelingt, sondern der es macht!
Die Rolle der Clorinde ward von Madame Henseln gespielt, die ohnstreitig eine von den besten Aktricen ist, welche das deutsche Theater
jemals
Allgemeinheit wieder auf das Beſondere ein- ſchraͤnkt. Die Zeile,
〟Da ſie zu leichtlich glaubt, irrt muntre Jugend ſich〟
muß in dem Tone, mit dem Geſtu der vaͤterli- chen Warnung, an und gegen den Olint ge- ſprochen werden, weil Olint es iſt, deſſen uner- fahrne leichtglaͤubige Jugend bey dem ſorgſamen Alten dieſe Betrachtung veranlaßt. Die Zeile hingegen,
〟Das Alter quaͤlt ſich ſelbſt, weil es zu wenig hoft〟
erfordert den Ton, das Achſelzucken, mit dem wir unſere eigene Schwachheiten zu geſtehen pflegen, und die Haͤnde muͤſſen ſich nothwendig gegen die Bruſt ziehen, um zu bemerken, daß Evander dieſen Satz aus eigener Erfahrung habe, daß er ſelbſt der Alte ſey, von dem er gelte. —
Es iſt Zeit, daß ich von dieſer Ausſchweifung uͤber den Vortrag der moraliſchen Stellen, wieder zuruͤckkomme. Was man Lehrreiches darinn findet, hat man lediglich den Beyſpielen des Hrn. Eckhof zu danken; ich habe nichts als von ihnen richtig zu abſtrahiren geſucht. Wie leicht, wie angenehm iſt es, einem Kuͤnſtler nachzufor- ſchen, dem das Gute nicht blos gelingt, ſondern der es macht!
Die Rolle der Clorinde ward von Madame Henſeln geſpielt, die ohnſtreitig eine von den beſten Aktricen iſt, welche das deutſche Theater
jemals
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Allgemeinheit wieder auf das Beſondere ein-
ſchraͤnkt. Die Zeile,
〟Da ſie zu leichtlich glaubt, irrt muntre Jugend ſich〟
muß in dem Tone, mit dem Geſtu der vaͤterli-
chen Warnung, an und gegen den Olint ge-
ſprochen werden, weil Olint es iſt, deſſen uner-
fahrne leichtglaͤubige Jugend bey dem ſorgſamen
Alten dieſe Betrachtung veranlaßt. Die Zeile
hingegen,
〟Das Alter quaͤlt ſich ſelbſt, weil es zu wenig hoft〟
erfordert den Ton, das Achſelzucken, mit dem
wir unſere eigene Schwachheiten zu geſtehen
pflegen, und die Haͤnde muͤſſen ſich nothwendig
gegen die Bruſt ziehen, um zu bemerken, daß
Evander dieſen Satz aus eigener Erfahrung
habe, daß er ſelbſt der Alte ſey, von dem er
gelte. —
Es iſt Zeit, daß ich von dieſer Ausſchweifung
uͤber den Vortrag der moraliſchen Stellen, wieder
zuruͤckkomme. Was man Lehrreiches darinn
findet, hat man lediglich den Beyſpielen des
Hrn. Eckhof zu danken; ich habe nichts als von
ihnen richtig zu abſtrahiren geſucht. Wie leicht,
wie angenehm iſt es, einem Kuͤnſtler nachzufor-
ſchen, dem das Gute nicht blos gelingt, ſondern
der es macht!
Die Rolle der Clorinde ward von Madame
Henſeln geſpielt, die ohnſtreitig eine von den
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/44>, abgerufen am 24.11.2024.
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