ger! Kennen Sie mich auch? Wissen Sie, wer ich bin? Und wer Sie sind? Jch muß glauben, daß Sie den Verstand verlohren. --
Und so fahren Jhro Majestät fort, den armen Grafen auszufenstern, daß es eine Art hat! Sie fragt ihn, ob er nicht wisse, wie weit der Himmel über alle menschliche Erfrechungen er- haben sey? Ob er nicht wisse, daß der Sturm- wind, der in den Olymp dringen wolle, auf hal- bem Wege zurückbrausen müsse? Ob er nicht wisse, daß die Dünste, welche sich zur Sonne erhieben, von ihren Stralen zerstreuet wür- den? -- Wer vom Himmel gefallen zu seyn glaubt, ist Essex. Er zieht sich beschämt zurück, und bittet um Verzeihung. Die Königinn be- fiehlt ihm, ihr Angesicht zu meiden, nie ihren Pallast wieder zu betreten, und sich glücklich zu schätzen, daß sie ihm den Kopf lasse, in welchem sich so eitle Gedanken erzeugen können. (*) Er entfernt sich; und die Königinn geht gleichfalls ab, nicht ohne uns merken zu lassen, wie we- nig ihr Herz mit ihren Reden übereinstimme.
Blanca
(*)-- -- No me veais, Y agradeced el que os dexo Cabeza, en que se engendraro[n] Tan livianos pensamientos.
ger! Kennen Sie mich auch? Wiſſen Sie, wer ich bin? Und wer Sie ſind? Jch muß glauben, daß Sie den Verſtand verlohren. —
Und ſo fahren Jhro Majeſtät fort, den armen Grafen auszufenſtern, daß es eine Art hat! Sie fragt ihn, ob er nicht wiſſe, wie weit der Himmel über alle menſchliche Erfrechungen er- haben ſey? Ob er nicht wiſſe, daß der Sturm- wind, der in den Olymp dringen wolle, auf hal- bem Wege zurückbrauſen müſſe? Ob er nicht wiſſe, daß die Dünſte, welche ſich zur Sonne erhieben, von ihren Stralen zerſtreuet wür- den? — Wer vom Himmel gefallen zu ſeyn glaubt, iſt Eſſex. Er zieht ſich beſchämt zurück, und bittet um Verzeihung. Die Königinn be- fiehlt ihm, ihr Angeſicht zu meiden, nie ihren Pallaſt wieder zu betreten, und ſich glücklich zu ſchätzen, daß ſie ihm den Kopf laſſe, in welchem ſich ſo eitle Gedanken erzeugen können. (*) Er entfernt ſich; und die Königinn geht gleichfalls ab, nicht ohne uns merken zu laſſen, wie we- nig ihr Herz mit ihren Reden übereinſtimme.
Blanca
(*)— — No me veais, Y agradeced el que os dexo Cabeza, en que ſe engendraro[n] Tan livianos penſamientos.
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ger! Kennen Sie mich auch? Wiſſen Sie, wer
ich bin? Und wer Sie ſind? Jch muß glauben,
daß Sie den Verſtand verlohren. —
Und ſo fahren Jhro Majeſtät fort, den armen
Grafen auszufenſtern, daß es eine Art hat!
Sie fragt ihn, ob er nicht wiſſe, wie weit der
Himmel über alle menſchliche Erfrechungen er-
haben ſey? Ob er nicht wiſſe, daß der Sturm-
wind, der in den Olymp dringen wolle, auf hal-
bem Wege zurückbrauſen müſſe? Ob er nicht
wiſſe, daß die Dünſte, welche ſich zur Sonne
erhieben, von ihren Stralen zerſtreuet wür-
den? — Wer vom Himmel gefallen zu ſeyn
glaubt, iſt Eſſex. Er zieht ſich beſchämt zurück,
und bittet um Verzeihung. Die Königinn be-
fiehlt ihm, ihr Angeſicht zu meiden, nie ihren
Pallaſt wieder zu betreten, und ſich glücklich zu
ſchätzen, daß ſie ihm den Kopf laſſe, in welchem
ſich ſo eitle Gedanken erzeugen können. (*) Er
entfernt ſich; und die Königinn geht gleichfalls
ab, nicht ohne uns merken zu laſſen, wie we-
nig ihr Herz mit ihren Reden übereinſtimme.
Blanca
(*) — — No me veais,
Y agradeced el que os dexo
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Tan livianos penſamientos.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/100>, abgerufen am 24.11.2024.
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