[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].folglich nicht als ein unterscheidendes Merkmal Es ten Komödie, daß man vielmehr denjenigen ihrer Dichter gar wohl kennet, der sich ihrer zuerst erkühnet. Es war Cratinus, welcher zuerst to kharienti tes komodias to ophelimon prosetheke, tous kakos prat- tontas diaballon, kai osper demosia mastigi te komodia kolazon. Und auch dieser wagte sich nur Anfangs an gemeine verworfene Leute, von deren Ahndung er nichts zn befürchten hatte. Aristophanes wollte sich die Ehre nicht nehmen lassen, daß er es sey, welcher sich zuerst an die Großen des Staats gewagt habe: (Ir. v. 750.) Ouk idiotas anthropiskous komodon, Ja er hätte lieber gar diese Kühnheit als sein eigenes Privilegium betrachten mögen. Er war höchst eifersüchtig, als er sahe, daß ihn so viele andere Dichter, die er verach- tete, darinn nachfolgten. (*) Welches gleichwohl fast immer geschieht. Ja man geht noch weiter, und will behaupten, daß mit den wahren Namen auch wahre Be- gebenheiten verbunden gewesen, an welchen die Erfindung des Dichters keinen Theil ge- habt. Q q 2
folglich nicht als ein unterſcheidendes Merkmal Es ten Komödie, daß man vielmehr denjenigen ihrer Dichter gar wohl kennet, der ſich ihrer zuerſt erkühnet. Es war Cratinus, welcher zuerſt τῳ χαϱιεντι της ϰωμῳδιας το ὠϕελιμον πϱοσεϑηϰε, τους ϰαϰως πϱατ- τοντας διαβαλλων, ϰαι ὡσπερ δημοσιᾳ μαϛιγι τῃ ϰωμῳδια ϰολαζων. Und auch dieſer wagte ſich nur Anfangs an gemeine verworfene Leute, von deren Ahndung er nichts zn befürchten hatte. Ariſtophanes wollte ſich die Ehre nicht nehmen laſſen, daß er es ſey, welcher ſich zuerſt an die Großen des Staats gewagt habe: (Ir. v. 750.) Ουϰ ἰδιωτας ἀνϑϱωπισϰους ϰωμῳδων, Ja er hätte lieber gar dieſe Kühnheit als ſein eigenes Privilegium betrachten mögen. Er war höchſt eiferſüchtig, als er ſahe, daß ihn ſo viele andere Dichter, die er verach- tete, darinn nachfolgten. (*) Welches gleichwohl faſt immer geſchieht. Ja man geht noch weiter, und will behaupten, daß mit den wahren Namen auch wahre Be- gebenheiten verbunden geweſen, an welchen die Erfindung des Dichters keinen Theil ge- habt. Q q 2
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folglich nicht als ein unterſcheidendes Merkmal
dieſer Epoche der Komödie zu betrachten. (*)
Es
(**)
(*) Welches gleichwohl faſt immer geſchieht. Ja
man geht noch weiter, und will behaupten,
daß mit den wahren Namen auch wahre Be-
gebenheiten verbunden geweſen, an welchen
die Erfindung des Dichters keinen Theil ge-
habt.
(**) ten Komödie, daß man vielmehr denjenigen
ihrer Dichter gar wohl kennet, der ſich ihrer
zuerſt erkühnet. Es war Cratinus, welcher
zuerſt τῳ χαϱιεντι της ϰωμῳδιας το
ὠϕελιμον πϱοσεϑηϰε, τους ϰαϰως πϱατ-
τοντας διαβαλλων, ϰαι ὡσπερ δημοσιᾳ
μαϛιγι τῃ ϰωμῳδια ϰολαζων. Und auch
dieſer wagte ſich nur Anfangs an gemeine
verworfene Leute, von deren Ahndung er
nichts zn befürchten hatte. Ariſtophanes
wollte ſich die Ehre nicht nehmen laſſen, daß
er es ſey, welcher ſich zuerſt an die Großen
des Staats gewagt habe: (Ir. v. 750.)
Ουϰ ἰδιωτας ἀνϑϱωπισϰους ϰωμῳδων,
ου᾽δε γυναιϰας,
Αλλ᾽ Ἡϱαϰλεους ὀϱγην τιν᾽ ἐχων, τοισι
μεγιϛοις ἐπιχειϱει.
Ja er hätte lieber gar dieſe Kühnheit als
ſein eigenes Privilegium betrachten mögen.
Er war höchſt eiferſüchtig, als er ſahe, daß
ihn ſo viele andere Dichter, die er verach-
tete, darinn nachfolgten.
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