Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

Bild:
<< vorherige Seite

das nicht hießen? Wenn sie vielmehr zu über-
setzen wäre: beym Menander fällt man
dem Alten mit der Heyrath nicht be-
schwerlich?
Nuptias gravari würde zwar
allerdings jenes heissen: aber auch de nuptiis
gravari?
Jn jener Redensart wird gravari
gleichsam als ein Deponens gebraucht: in dieser
aber ist es ja wohl das eigentliche Passivum,
und kann also meine Auslegung nicht allein lei-
den, sondern vielleicht wohl gar keine andere
leiden, als sie.

Wäre aber dieses: wie stünde es dann um
den Terenz? Er hätte sein Original so wenig
verbessert, daß er es vielmehr verschlimmert
hätte; er hätte die Ungereimtheit mit der Ver-
heyrathung des Micio, durch die Weigerung
desselben, nicht gemildert, sondern sie selber er-
funden. Terentius euretikos! Aber nur,
daß es mit den Erfindungen der Nachahmer
nicht weit her ist!



Ham-

das nicht hießen? Wenn ſie vielmehr zu über-
ſetzen wäre: beym Menander fällt man
dem Alten mit der Heyrath nicht be-
ſchwerlich?
Nuptias gravari würde zwar
allerdings jenes heiſſen: aber auch de nuptiis
gravari?
Jn jener Redensart wird gravari
gleichſam als ein Deponens gebraucht: in dieſer
aber iſt es ja wohl das eigentliche Paſſivum,
und kann alſo meine Auslegung nicht allein lei-
den, ſondern vielleicht wohl gar keine andere
leiden, als ſie.

Wäre aber dieſes: wie ſtünde es dann um
den Terenz? Er hätte ſein Original ſo wenig
verbeſſert, daß er es vielmehr verſchlimmert
hätte; er hätte die Ungereimtheit mit der Ver-
heyrathung des Micio, durch die Weigerung
deſſelben, nicht gemildert, ſondern ſie ſelber er-
funden. Terentius ἑυρητικως! Aber nur,
daß es mit den Erfindungen der Nachahmer
nicht weit her iſt!



Ham-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0390" n="384"/>
das nicht hießen? Wenn &#x017F;ie vielmehr zu über-<lb/>
&#x017F;etzen wäre: <hi rendition="#g">beym Menander fällt man<lb/>
dem Alten mit der Heyrath nicht be-<lb/>
&#x017F;chwerlich?</hi> <hi rendition="#aq">Nuptias gravari</hi> würde zwar<lb/>
allerdings jenes hei&#x017F;&#x017F;en: aber auch <hi rendition="#aq">de nuptiis<lb/>
gravari?</hi> Jn jener Redensart wird <hi rendition="#aq">gravari</hi><lb/>
gleich&#x017F;am als ein Deponens gebraucht: in die&#x017F;er<lb/>
aber i&#x017F;t es ja wohl das eigentliche Pa&#x017F;&#x017F;ivum,<lb/>
und kann al&#x017F;o meine Auslegung nicht allein lei-<lb/>
den, &#x017F;ondern vielleicht wohl gar keine andere<lb/>
leiden, als &#x017F;ie.</p><lb/>
        <p>Wäre aber die&#x017F;es: wie &#x017F;tünde es dann um<lb/>
den Terenz? Er hätte &#x017F;ein Original &#x017F;o wenig<lb/>
verbe&#x017F;&#x017F;ert, daß er es vielmehr ver&#x017F;chlimmert<lb/>
hätte; er hätte die Ungereimtheit mit der Ver-<lb/>
heyrathung des Micio, durch die Weigerung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, nicht gemildert, &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;elber er-<lb/>
funden. <hi rendition="#aq">Terentius</hi> &#x1F11;&#x03C5;&#x03C1;&#x03B7;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03C9;&#x03C2;! Aber nur,<lb/>
daß es mit den Erfindungen der Nachahmer<lb/>
nicht weit her i&#x017F;t!</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ham-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0390] das nicht hießen? Wenn ſie vielmehr zu über- ſetzen wäre: beym Menander fällt man dem Alten mit der Heyrath nicht be- ſchwerlich? Nuptias gravari würde zwar allerdings jenes heiſſen: aber auch de nuptiis gravari? Jn jener Redensart wird gravari gleichſam als ein Deponens gebraucht: in dieſer aber iſt es ja wohl das eigentliche Paſſivum, und kann alſo meine Auslegung nicht allein lei- den, ſondern vielleicht wohl gar keine andere leiden, als ſie. Wäre aber dieſes: wie ſtünde es dann um den Terenz? Er hätte ſein Original ſo wenig verbeſſert, daß er es vielmehr verſchlimmert hätte; er hätte die Ungereimtheit mit der Ver- heyrathung des Micio, durch die Weigerung deſſelben, nicht gemildert, ſondern ſie ſelber er- funden. Terentius ἑυρητικως! Aber nur, daß es mit den Erfindungen der Nachahmer nicht weit her iſt! Ham-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/390
Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/390>, abgerufen am 18.12.2024.