Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.Emilia Galotti. Conti. Sollte ich doch nun bald fürchten, Prinz, daß Sie so, noch etwas anders belohnen wollen, als die Kunst. Der Prinz. O des eifersüchtigen Künstlers! Nicht doch! -- Hören Sie, Conti; so viel Sie wollen. (Conti geht ab.) Fünfter Auftritt. Der Prinz. So viel er will! -- (gegen das Bild) Dich hab'ich für jeden Preis noch zu wohlfeil. -- Ah! schö- nes Werk der Kunst, ist es wahr, daß ich dich besitze? -- Wer dich auch besäße, schönres Mei- sterstück der Natur! -- Was Sie dafür wollen, ehrliche Mutter! Was du willst, alter Murrkopf! Fodre nur! Fodert nur! -- Am liebsten kauft' ich dich, Zauberinn, von dir selbst! -- Dieses Auge voll Liebreiz und Bescheidenheit! Dieser Mund! und wenn er sich zum reden öffnet! wenn er lächelt! Dieser Mund! -- Jch höre kommen. -- Noch bin ich mit dir zu neidisch. (indem er das Bild gegen Es wird Marinelli seyn. Hätt'die Mand drehet.) ich
Emilia Galotti. Conti. Sollte ich doch nun bald fuͤrchten, Prinz, daß Sie ſo, noch etwas anders belohnen wollen, als die Kunſt. Der Prinz. O des eiferſuͤchtigen Kuͤnſtlers! Nicht doch! — Hoͤren Sie, Conti; ſo viel Sie wollen. (Conti geht ab.) Fuͤnfter Auftritt. Der Prinz. So viel er will! — (gegen das Bild) Dich hab’ich fuͤr jeden Preis noch zu wohlfeil. — Ah! ſchoͤ- nes Werk der Kunſt, iſt es wahr, daß ich dich beſitze? — Wer dich auch beſaͤße, ſchoͤnres Mei- ſterſtuͤck der Natur! — Was Sie dafuͤr wollen, ehrliche Mutter! Was du willſt, alter Murrkopf! Fodre nur! Fodert nur! — Am liebſten kauft’ ich dich, Zauberinn, von dir ſelbſt! — Dieſes Auge voll Liebreiz und Beſcheidenheit! Dieſer Mund! und wenn er ſich zum reden oͤffnet! wenn er laͤchelt! Dieſer Mund! — Jch hoͤre kommen. — Noch bin ich mit dir zu neidiſch. (indem er das Bild gegen Es wird Marinelli ſeyn. Haͤtt’die Mand drehet.) ich
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Emilia Galotti.
Conti. Sollte ich doch nun bald fuͤrchten,
Prinz, daß Sie ſo, noch etwas anders belohnen
wollen, als die Kunſt.
Der Prinz. O des eiferſuͤchtigen Kuͤnſtlers!
Nicht doch! — Hoͤren Sie, Conti; ſo viel Sie
wollen. (Conti geht ab.)
Fuͤnfter Auftritt.
Der Prinz.
So viel er will! — (gegen das Bild) Dich hab’
ich fuͤr jeden Preis noch zu wohlfeil. — Ah! ſchoͤ-
nes Werk der Kunſt, iſt es wahr, daß ich dich
beſitze? — Wer dich auch beſaͤße, ſchoͤnres Mei-
ſterſtuͤck der Natur! — Was Sie dafuͤr wollen,
ehrliche Mutter! Was du willſt, alter Murrkopf!
Fodre nur! Fodert nur! — Am liebſten kauft’ ich
dich, Zauberinn, von dir ſelbſt! — Dieſes Auge
voll Liebreiz und Beſcheidenheit! Dieſer Mund!
und wenn er ſich zum reden oͤffnet! wenn er laͤchelt!
Dieſer Mund! — Jch hoͤre kommen. — Noch
bin ich mit dir zu neidiſch. (indem er das Bild gegen
die Mand drehet.) Es wird Marinelli ſeyn. Haͤtt’
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