Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Emilia Galotti.


was für ein glückliches Unglück verschafft uns die
Ehre --
Emilia. (stutzend.) Wie? Sie hier, mein
Herr? -- Jch bin also wohl bey Jhnen? --
Verzeihen Sie, Herr Kammerherr. Wir sind
von Räubern ohnfern überfallen worden. Da
kamen uns gute Leute zu Hülse; -- und dieser ehr-
liche Mann hob mich aus dem Wagen, und brachte
mich hierher. -- Aber ich erschrecke, mich allein
gerettet zu sehen. Meine Mutter ist noch in der
Gefahr. Hinter uns ward sogar geschossen. Sie
ist vielleicht todt; -- und ich lebe? -- Verzeihen
Sie. Jch muß fort; ich muß wieder hin, -- wo
ich gleich hätte bleiben sollen.
Marinelli. Beruhigen Sie sich, gnädiges
Fräulein. Es stehet alles gut; sie werden bald bey
Jhnen seyn, die geliebten Personen, für die Sie
so viel zärtliche Angst empfinden. -- Jndeß Bat-
tista, geh', lauf: sie dürften vielleicht nicht wissen,
wo das Fräulein ist. Sie dürften sie vielleicht in
einem von den Wirthschaftshäusern des Gartens
suchen. Bringe sie unverzüglich hierher.
(Battista
geht ab.)
Emilia.
Emilia Galotti.


was fuͤr ein gluͤckliches Ungluͤck verſchafft uns die
Ehre —
Emilia. (ſtutzend.) Wie? Sie hier, mein
Herr? — Jch bin alſo wohl bey Jhnen? —
Verzeihen Sie, Herr Kammerherr. Wir ſind
von Raͤubern ohnfern uͤberfallen worden. Da
kamen uns gute Leute zu Huͤlſe; — und dieſer ehr-
liche Mann hob mich aus dem Wagen, und brachte
mich hierher. — Aber ich erſchrecke, mich allein
gerettet zu ſehen. Meine Mutter iſt noch in der
Gefahr. Hinter uns ward ſogar geſchoſſen. Sie
iſt vielleicht todt; — und ich lebe? — Verzeihen
Sie. Jch muß fort; ich muß wieder hin, — wo
ich gleich haͤtte bleiben ſollen.
Marinelli. Beruhigen Sie ſich, gnaͤdiges
Fraͤulein. Es ſtehet alles gut; ſie werden bald bey
Jhnen ſeyn, die geliebten Perſonen, fuͤr die Sie
ſo viel zaͤrtliche Angſt empfinden. — Jndeß Bat-
tiſta, geh’, lauf: ſie duͤrften vielleicht nicht wiſſen,
wo das Fraͤulein iſt. Sie duͤrften ſie vielleicht in
einem von den Wirthſchaftshaͤuſern des Gartens
ſuchen. Bringe ſie unverzuͤglich hierher.
(Battiſta
geht ab.)
Emilia.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MAR">
            <p><pb facs="#f0083" n="79"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Emilia Galotti.</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
was fu&#x0364;r ein glu&#x0364;ckliches Unglu&#x0364;ck ver&#x017F;chafft uns die<lb/>
Ehre &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Emilia.</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;tutzend.)</stage>
            <p>Wie? Sie hier, mein<lb/>
Herr? &#x2014; Jch bin al&#x017F;o wohl bey Jhnen? &#x2014;<lb/>
Verzeihen Sie, Herr Kammerherr. Wir &#x017F;ind<lb/>
von Ra&#x0364;ubern ohnfern u&#x0364;berfallen worden. Da<lb/>
kamen uns gute Leute zu Hu&#x0364;l&#x017F;e; &#x2014; und die&#x017F;er ehr-<lb/>
liche Mann hob mich aus dem Wagen, und brachte<lb/>
mich hierher. &#x2014; Aber ich er&#x017F;chrecke, mich allein<lb/>
gerettet zu &#x017F;ehen. Meine Mutter i&#x017F;t noch in der<lb/>
Gefahr. Hinter uns ward &#x017F;ogar ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en. Sie<lb/>
i&#x017F;t vielleicht todt; &#x2014; und ich lebe? &#x2014; Verzeihen<lb/>
Sie. Jch muß fort; ich muß wieder hin, &#x2014; wo<lb/>
ich gleich ha&#x0364;tte bleiben &#x017F;ollen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <p>Beruhigen Sie &#x017F;ich, gna&#x0364;diges<lb/>
Fra&#x0364;ulein. Es &#x017F;tehet alles gut; &#x017F;ie werden bald bey<lb/>
Jhnen &#x017F;eyn, die geliebten Per&#x017F;onen, fu&#x0364;r die Sie<lb/>
&#x017F;o viel za&#x0364;rtliche Ang&#x017F;t empfinden. &#x2014; Jndeß Bat-<lb/>
ti&#x017F;ta, geh&#x2019;, lauf: &#x017F;ie du&#x0364;rften vielleicht nicht wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wo das Fra&#x0364;ulein i&#x017F;t. Sie du&#x0364;rften &#x017F;ie vielleicht in<lb/>
einem von den Wirth&#x017F;chaftsha&#x0364;u&#x017F;ern des Gartens<lb/>
&#x017F;uchen. Bringe &#x017F;ie unverzu&#x0364;glich hierher.</p>
          </sp>
          <stage>(Batti&#x017F;ta<lb/>
geht ab.)</stage><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Emilia.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0083] Emilia Galotti. was fuͤr ein gluͤckliches Ungluͤck verſchafft uns die Ehre — Emilia. (ſtutzend.) Wie? Sie hier, mein Herr? — Jch bin alſo wohl bey Jhnen? — Verzeihen Sie, Herr Kammerherr. Wir ſind von Raͤubern ohnfern uͤberfallen worden. Da kamen uns gute Leute zu Huͤlſe; — und dieſer ehr- liche Mann hob mich aus dem Wagen, und brachte mich hierher. — Aber ich erſchrecke, mich allein gerettet zu ſehen. Meine Mutter iſt noch in der Gefahr. Hinter uns ward ſogar geſchoſſen. Sie iſt vielleicht todt; — und ich lebe? — Verzeihen Sie. Jch muß fort; ich muß wieder hin, — wo ich gleich haͤtte bleiben ſollen. Marinelli. Beruhigen Sie ſich, gnaͤdiges Fraͤulein. Es ſtehet alles gut; ſie werden bald bey Jhnen ſeyn, die geliebten Perſonen, fuͤr die Sie ſo viel zaͤrtliche Angſt empfinden. — Jndeß Bat- tiſta, geh’, lauf: ſie duͤrften vielleicht nicht wiſſen, wo das Fraͤulein iſt. Sie duͤrften ſie vielleicht in einem von den Wirthſchaftshaͤuſern des Gartens ſuchen. Bringe ſie unverzuͤglich hierher. (Battiſta geht ab.) Emilia.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/83
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/83>, abgerufen am 09.11.2024.