Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.Emilia Galotti. Vierter Aufzug. (Die Scene bleibt.) Erster Auftritt. Der Prinz. Marinelli. Der Prinz. (als aus dem Zimmer von Emilien kom- mend). Kommen Sie, Marinelli! Jch muß mich erholen -- und muß Licht von Jhnen haben. Marinelli. O der mütterlichen Wuth! Ha! ha! ha! Der Prinz. Sie lachen? Marinelli. Wenn Sie gesehen hätten, Prinz, wie toll sich hier, hier im Saale, die Mutter ge- behrdete -- Sie hörten sie ja wohl schreyen! -- und wie zahm sie auf einmal ward, bey dem ersten Anblicke von Jhnen -- -- Ha! ha! -- Das weiß ich ja wohl, daß keine Mutter einem Prin- zen die Augen auskratzt, weil er ihre Tochter schön findet. Der Prinz. Sie sind ein schlechter Beobach- ter! -- Die Tochter stürzte der Mutter ohn- mächtig
Emilia Galotti. Vierter Aufzug. (Die Scene bleibt.) Erſter Auftritt. Der Prinz. Marinelli. Der Prinz. (als aus dem Zimmer von Emilien kom- mend). Kommen Sie, Marinelli! Jch muß mich erholen — und muß Licht von Jhnen haben. Marinelli. O der muͤtterlichen Wuth! Ha! ha! ha! Der Prinz. Sie lachen? Marinelli. Wenn Sie geſehen haͤtten, Prinz, wie toll ſich hier, hier im Saale, die Mutter ge- behrdete — Sie hoͤrten ſie ja wohl ſchreyen! — und wie zahm ſie auf einmal ward, bey dem erſten Anblicke von Jhnen — — Ha! ha! — Das weiß ich ja wohl, daß keine Mutter einem Prin- zen die Augen auskratzt, weil er ihre Tochter ſchoͤn findet. Der Prinz. Sie ſind ein ſchlechter Beobach- ter! — Die Tochter ſtuͤrzte der Mutter ohn- maͤchtig
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Emilia Galotti.
Vierter Aufzug.
(Die Scene bleibt.)
Erſter Auftritt.
Der Prinz. Marinelli.
Der Prinz. (als aus dem Zimmer von Emilien kom-
mend). Kommen Sie, Marinelli! Jch muß mich
erholen — und muß Licht von Jhnen haben.
Marinelli. O der muͤtterlichen Wuth! Ha!
ha! ha!
Der Prinz. Sie lachen?
Marinelli. Wenn Sie geſehen haͤtten, Prinz,
wie toll ſich hier, hier im Saale, die Mutter ge-
behrdete — Sie hoͤrten ſie ja wohl ſchreyen! —
und wie zahm ſie auf einmal ward, bey dem erſten
Anblicke von Jhnen — — Ha! ha! — Das
weiß ich ja wohl, daß keine Mutter einem Prin-
zen die Augen auskratzt, weil er ihre Tochter
ſchoͤn findet.
Der Prinz. Sie ſind ein ſchlechter Beobach-
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maͤchtig
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