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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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V.
Das Schaf und die Schwalbe.

Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein we-
nig Wolle, für ihr Nest, auszurupfen. Das Schaf
sprang unwillig hin und wieder. Wie bist du denn
nur gegen mich so karg? sagte die Schwalbe. Dem
Hirten erlaubest du, daß er dich deiner Wolle über
und über entblössen darf; und mir verweigerst du
eine kleine Flocke. Woher kömmt das?

Das kömmt daher, antwortete das Schaf, weil
du mir meine Wolle nicht mit eben so guter Art zu
nehmen weißt, als der Hirte.



VI. Der
F
V.
Das Schaf und die Schwalbe.

Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein we-
nig Wolle, für ihr Neſt, auszurupfen. Das Schaf
ſprang unwillig hin und wieder. Wie biſt du denn
nur gegen mich ſo karg? ſagte die Schwalbe. Dem
Hirten erlaubeſt du, daß er dich deiner Wolle über
und über entblöſſen darf; und mir verweigerſt du
eine kleine Flocke. Woher kömmt das?

Das kömmt daher, antwortete das Schaf, weil
du mir meine Wolle nicht mit eben ſo guter Art zu
nehmen weißt, als der Hirte.



VI. Der
F
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[81/0101] V. Das Schaf und die Schwalbe. Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein we- nig Wolle, für ihr Neſt, auszurupfen. Das Schaf ſprang unwillig hin und wieder. Wie biſt du denn nur gegen mich ſo karg? ſagte die Schwalbe. Dem Hirten erlaubeſt du, daß er dich deiner Wolle über und über entblöſſen darf; und mir verweigerſt du eine kleine Flocke. Woher kömmt das? Das kömmt daher, antwortete das Schaf, weil du mir meine Wolle nicht mit eben ſo guter Art zu nehmen weißt, als der Hirte. VI. Der F

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/101>, abgerufen am 21.11.2024.