Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.nicht verdienet, wenn ihre vermeinte Handlung, "Ein Fischer, in- -- Diese Erzehlung befindet sich unter Doch nicht genug, daß das, was die Fabel erzehlt, schauen- * Fab. Aefop. 126. J 5
nicht verdienet, wenn ihre vermeinte Handlung, „Ein Fiſcher, in- — Dieſe Erzehlung befindet ſich unter Doch nicht genug, daß das, was die Fabel erzehlt, ſchauen- * Fab. Aefop. 126. J 5
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nicht verdienet, wenn ihre vermeinte Handlung,
ſich ganz mahlen läßt. Sie enthält alsdenn ein
bloſſes Bild, und der Mahler hat keine Fabel, ſon-
dern ein Emblema gemahlt. —
„Ein Fiſcher, in-
„dem er ſein Netz aus dem Meere zog, blieb der
„gröſſern Fifche, die ſich darinn gefangen hatten,
„zwar habhaft, die kleinſten aber ſchlupften durch
„das Netz durch, und gelangten glücklich wieder ins
„Waſſer.“ — Dieſe Erzehlung befindet ſich unter
den Aeſopiſchen Fabeln *, aber ſie iſt keine Fabel;
wenigſtens eine ſehr mittelmäſſige. Sie hat keine
Handlung, ſie enthält ein bloſſes einzelnes Factum,
das ſich ganz mahlen läßt; und wenn ich dieſes ein-
zelne Factum, dieſes Zurückbleiben der gröſſern und
dieſes Durchſchlupfen der kleinen Fiſche, auch mit
noch ſo viel andern Umſtänden erweiterte, ſo würde
doch in ihm allein, und nicht in den andern Um-
ſtänden zugleich mit, der moraliſche Lehrſatz liegen.
Doch nicht genug, daß das, was die Fabel erzehlt,
eine Folge von Veränderungen iſt; alle dieſe Verände-
rungen müſſen zuſammen nur einen einzigen an-
ſchauen-
* Fab. Aefop. 126.
J 5
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