Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759."schuldiget den Fuchs eines Diebstahls. Der Fuchs Die Fabel ist aus; denn in dem Urtheil des Affen "Ein "lieber * Phaedrus libr. 1. Fab. 10.
„ſchuldiget den Fuchs eines Diebſtahls. Der Fuchs Die Fabel iſt aus; denn in dem Urtheil des Affen „Ein „lieber * Phædrus libr. 1. Fab. 10.
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„ſchuldiget den Fuchs eines Diebſtahls. Der Fuchs
„leugnet die That. Der Affe ſoll Richter ſeyn. Klä-
„ger und Beklagter bringen ihre Gründe und Gegen-
„gründe vor. Endlich ſchreitet der Affe zum Urtheil *:
Tu non videris perdidiſſe, quod petis;
Te credo ſurripuiſſe, quod pulchre negas.
Die Fabel iſt aus; denn in dem Urtheil des Affen
lieget die Moral, die der Fabuliſt zum Augenmerke
gehabt hat. Iſt aber das Unternehmen aus, das
uns der Anfang derſelben verſpricht? Man bringe
dieſe Geſchichte in Gedanken auf die komiſche Büh-
ne, und man wird ſogleich ſehen, daß ſie durch
einen ſinnreichen Einfall abgeſchnitten, aber nicht
geendigt iſt. Der Zuſchauer iſt nicht zufrieden,
wenn er voraus ſiehet, daß die Streitigkeit hinter
der Seene wieder von vorne angehen muß. —
„Ein
„armer geplagter Greis ward unwillig, warf ſeine
„Laſt von dem Rücken, und rief den Tod. Der
„Tod erſcheinet. Der Greis erſchrickt und fühlt be-
„troffen, daß elend leben doch beſſer als gar nicht
„leben iſt. Nun, was ſoll ich? fragt der Tod. Ach,
„lieber
* Phædrus libr. 1. Fab. 10.
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