Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.sache, weil das, was nur von einem Jndividuo ge- allein. * In seinen Fabeln, so wie sie Richardson adoptirt hat, die 187te. L 2
ſache, weil das, was nur von einem Jndividuo ge- allein. * In ſeinen Fabeln, ſo wie ſie Richardſon adoptirt hat, die 187te. L 2
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ſache, weil das, was nur von einem Jndividuo ge-
ſagt werden ſollte, von einer ganzen Art geſagt
wird, keine Fabel. Als daher Leſtrange eine Fabel
daraus machen wollte, mußte er ihm dieſe Allgemein-
heit nehmen, und die Individualität dafür erthei-
len *. „Eine Aeffin, erzehlt er, hatte zwey Junge;
„in das eine war ſie närriſch verliebt, an dem andern
„aber war ihr ſehr wenig gelegen. Einsmals überfiel
„ſie ein plötzlicher Schrecken. Geſchwind raft ſie
„ihren Liebling auf, nimmt ihn in die Arme, eilt
„davon, ſtürzt aber, und ſchlägt mit ihm gegen einen
„Stein, daß ihm das Gehirn aus dem zerſchmetter-
„ten Schedel ſpringt. Das andere Junge, um das
„ſie ſich im geringſten nicht bekümmert hatte, war ihr
„von ſelbſt auf den Rücken geſprungen, hatte ſich
„an ihre Schultern angeklammert, und kam glück-
„lich davon.“ — Hier iſt alles beſtimmt; und was
dort nur eine Parabel war, iſt hier zur Fabel ge-
worden. — Das ſchon mehr als einmal angeführte
Beyſpiel von dem Fiſcher, hat den nehmlichen Feh-
ler; denn ſelten hat eine ſchlechte Fabel einen Fehler
allein.
* In ſeinen Fabeln, ſo wie ſie Richardſon adoptirt hat,
die 187te.
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