Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.
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Ego primam tollo, nominor quia leo,
Secundam, quia ſum fortis, tribuetis mihi;
Tum quia plus valeo, me ſequetur tertia;
Male afficietur, ſi quis quartam tetigerit.
Wie vortreflich hingegen iſt ſie im Griechiſchen! Der
Löwe macht ſo gleich drey Theile; denn von jeder
Beute ward bey den Alten ein Theil für den König
oder für die Schatzkammer des Staats, bey Seite ge-
legt. Und dieſes Theil, ſagt der Löwe, gehöret
mir, βασιλευς γαρ ἐιμι; das zweyte Theil gehört
mir auch, ὡς ἐξ ἰσου κοινωνων, nach dem Rechte der
gleichen Theilung; und das dritte Theil κακον μεγα
σοι ποιησει, εἰ μη ἑϑελης φυγειν.
Fab. 11. Lib. I.
Venari aſello comite cum vellet leo,
Contexit illum frutice, & admonuit ſimul,
Ut inſueta voce terreret feras &c.
— — — —
Quæ dum paventes exitus notos petunt,
Leonis affliguntur horrendo impetu.
Der Löwe verbirgt den Eſel in das Geſträuche; der
Eſel ſchreyet; die Thiere erſchrecken in ihren Lagern,
und da ſie durch die bekannten Ausgänge davon
fliehen wollen, fallen ſie dem Löwen in die Klauen.
Wie ging das zu? Konnte jedes nur durch Einen
Ausgang davon kommen? Warum mußte es gleich
den wählen, an welchem der Löwe lauerte? Oder
konnte der Löwe überall ſeyn? — Wie vortreflich
fallen
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