Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.V. Zevs und das Pferd. Vater der Thiere und Menschen, so sprach das Und was meinst du denn, daß an dir zu bessern Vielleicht, sprach das Pferd weiter, würde ich Gut
V. Zevs und das Pferd. Vater der Thiere und Menſchen, ſo ſprach das Und was meinſt du denn, daß an dir zu beſſern Vielleicht, ſprach das Pferd weiter, würde ich Gut
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V.
Zevs und das Pferd.
Vater der Thiere und Menſchen, ſo ſprach das
Pferd und nahte ſich dem Throne des Zevs, man
will, ich ſey eines der ſchönſten Geſchöpfe, womit
du die Welt gezieret, und meine Eigenliebe heißt
mich es glauben. Aber ſollte gleichwohl nicht noch
verſchiednes an mir zu beſſern ſeyn? —
Und was meinſt du denn, daß an dir zu beſſern
ſey? Rede; ich nehme Lehre an: ſprach der gute
Gott, und lächelte.
Vielleicht, ſprach das Pferd weiter, würde ich
flüchtiger ſeyn, wenn meine Beine höher und
ſchmächtiger wären; ein langer Schwanenhals
würde mich nicht verſtellen; eine breitre Bruſt wür-
de meine Stärke vermehren; und da du mich doch
einmal beſtimmt haſt, deinen Liebling, den Men-
ſchen zu tragen, ſo könnte mir ja wohl der Sattel
anerſchaffen ſeyn, den mir der wohlthätige Reiter
auflegt.
Gut
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