Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.oder das Soldatenglück. Der Wirth. Ey, Herr Just! ich will doch nicht hoffen, Herr Just, daß Er noch von gestern her böse ist? Wer wird seinen Zorn über Nacht behalten? Just. Jch; und über alle folgende Nächte. Der Wirth. Jst das christlich? Just. Eben so christlich, als einen ehrlichen Mann, der nicht gleich bezahlen kann, aus dem Hause stoßen, auf die Straße werfen. Der Wirth. Pfuy, wer könnte so gottlos seyn? Just. Ein christlicher Gastwirth. -- Meinen Herrn! so einen Mann! so einen Officier! Der Wirth. Den hätte ich aus dem Hause gestoßen? auf die Straße geworfen? Dazu habe ich viel zu viel Achtung für einen Officier, und viel zu viel Mitleid mit einem abgedankten! Jch habe ihm aus Noth ein ander Zimmer ein- räumen müssen. -- Denke Er nicht mehr daran, Herr Just. (er rufft in die Scene:) Holla! -- Jch wills auf andere Weise wieder gut machen. (Ein Junge kömmt) Bring ein Gläßchen; Herr Just will ein Gläßchen haben; und was gutes! Just. A 4
oder das Soldatengluͤck. Der Wirth. Ey, Herr Juſt! ich will doch nicht hoffen, Herr Juſt, daß Er noch von geſtern her boͤſe iſt? Wer wird ſeinen Zorn uͤber Nacht behalten? Juſt. Jch; und uͤber alle folgende Naͤchte. Der Wirth. Jſt das chriſtlich? Juſt. Eben ſo chriſtlich, als einen ehrlichen Mann, der nicht gleich bezahlen kann, aus dem Hauſe ſtoßen, auf die Straße werfen. Der Wirth. Pfuy, wer koͤnnte ſo gottlos ſeyn? Juſt. Ein chriſtlicher Gaſtwirth. — Meinen Herrn! ſo einen Mann! ſo einen Officier! Der Wirth. Den haͤtte ich aus dem Hauſe geſtoßen? auf die Straße geworfen? Dazu habe ich viel zu viel Achtung fuͤr einen Officier, und viel zu viel Mitleid mit einem abgedankten! Jch habe ihm aus Noth ein ander Zimmer ein- raͤumen muͤſſen. — Denke Er nicht mehr daran, Herr Juſt. (er rufft in die Scene:) Holla! — Jch wills auf andere Weiſe wieder gut machen. (Ein Junge koͤmmt) Bring ein Glaͤßchen; Herr Juſt will ein Glaͤßchen haben; und was gutes! Juſt. A 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JUS"> <pb facs="#f0011" n="7"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">oder das Soldatengluͤck.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Ey, Herr Juſt! ich will doch<lb/> nicht hoffen, Herr Juſt, daß Er noch von geſtern<lb/> her boͤſe iſt? Wer wird ſeinen Zorn uͤber Nacht<lb/> behalten?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſt.</hi> </speaker> <p>Jch; und uͤber alle folgende Naͤchte.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Jſt das chriſtlich?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſt.</hi> </speaker> <p>Eben ſo chriſtlich, als einen ehrlichen<lb/> Mann, der nicht gleich bezahlen kann, aus dem<lb/> Hauſe ſtoßen, auf die Straße werfen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Pfuy, wer koͤnnte ſo gottlos<lb/> ſeyn?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſt.</hi> </speaker> <p>Ein chriſtlicher Gaſtwirth. — Meinen<lb/> Herrn! ſo einen Mann! ſo einen Officier!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Den haͤtte ich aus dem Hauſe<lb/> geſtoßen? auf die Straße geworfen? Dazu habe<lb/> ich viel zu viel Achtung fuͤr einen Officier, und<lb/> viel zu viel Mitleid mit einem abgedankten!<lb/> Jch habe ihm aus Noth ein ander Zimmer ein-<lb/> raͤumen muͤſſen. — Denke Er nicht mehr daran,<lb/> Herr Juſt.</p> <stage>(er rufft in die Scene:)</stage> <p>Holla! — Jch<lb/> wills auf andere Weiſe wieder gut machen.</p><lb/> <stage>(Ein Junge koͤmmt)</stage> <p>Bring ein Glaͤßchen; Herr<lb/> Juſt will ein Glaͤßchen haben; und was gutes!</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 4</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Juſt.</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0011]
oder das Soldatengluͤck.
Der Wirth. Ey, Herr Juſt! ich will doch
nicht hoffen, Herr Juſt, daß Er noch von geſtern
her boͤſe iſt? Wer wird ſeinen Zorn uͤber Nacht
behalten?
Juſt. Jch; und uͤber alle folgende Naͤchte.
Der Wirth. Jſt das chriſtlich?
Juſt. Eben ſo chriſtlich, als einen ehrlichen
Mann, der nicht gleich bezahlen kann, aus dem
Hauſe ſtoßen, auf die Straße werfen.
Der Wirth. Pfuy, wer koͤnnte ſo gottlos
ſeyn?
Juſt. Ein chriſtlicher Gaſtwirth. — Meinen
Herrn! ſo einen Mann! ſo einen Officier!
Der Wirth. Den haͤtte ich aus dem Hauſe
geſtoßen? auf die Straße geworfen? Dazu habe
ich viel zu viel Achtung fuͤr einen Officier, und
viel zu viel Mitleid mit einem abgedankten!
Jch habe ihm aus Noth ein ander Zimmer ein-
raͤumen muͤſſen. — Denke Er nicht mehr daran,
Herr Juſt. (er rufft in die Scene:) Holla! — Jch
wills auf andere Weiſe wieder gut machen.
(Ein Junge koͤmmt) Bring ein Glaͤßchen; Herr
Juſt will ein Glaͤßchen haben; und was gutes!
Juſt.
A 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |