Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.oder das Soldatenglück. Gedanken, Tellheim. Besorgten wir schon ehe- mals das stärkste Hinderniß unsrer Verbindung von seiner Seite -- v. Tellheim. Unserer Verbindung? Das Fräulein. Er ist Jhr Freund. Er hat von zu vielen, zu viel Gutes von Jhnen gehört, um es nicht zu seyn. Er brennet, den Mann von Antlitz zu kennen, den seine einzige Erbinn gewählt hat. Er kömmt als Oheim, als Vormund, als Vater, mich Jhnen zu übergeben. v. Tellheim. Ah, Fräulein, warum haben Sie meinen Brief nicht gelesen? Warum haben Sie ihn nicht lesen wollen? Das Fräulein. Jhren Brief? Ja, ich er- innere mich, Sie schickten mir einen. Wie war es denn mit diesem Briefe, Franciska? Haben wir ihn gelesen, oder haben wir ihn nicht gele- sen? Was schrieben Sie mir denn, lieber Tellheim? -- v. Tellheim. Nichts, als was mir die Ehre befiehlt. Das Fräulein. Das ist, ein ehrliches Mäd- chen, die Sie liebt, nicht sitzen zu lassen. Frey- lich J 4
oder das Soldatengluͤck. Gedanken, Tellheim. Beſorgten wir ſchon ehe- mals das ſtaͤrkſte Hinderniß unſrer Verbindung von ſeiner Seite — v. Tellheim. Unſerer Verbindung? Das Fraͤulein. Er iſt Jhr Freund. Er hat von zu vielen, zu viel Gutes von Jhnen gehoͤrt, um es nicht zu ſeyn. Er brennet, den Mann von Antlitz zu kennen, den ſeine einzige Erbinn gewaͤhlt hat. Er koͤmmt als Oheim, als Vormund, als Vater, mich Jhnen zu uͤbergeben. v. Tellheim. Ah, Fraͤulein, warum haben Sie meinen Brief nicht geleſen? Warum haben Sie ihn nicht leſen wollen? Das Fraͤulein. Jhren Brief? Ja, ich er- innere mich, Sie ſchickten mir einen. Wie war es denn mit dieſem Briefe, Franciska? Haben wir ihn geleſen, oder haben wir ihn nicht gele- ſen? Was ſchrieben Sie mir denn, lieber Tellheim? — v. Tellheim. Nichts, als was mir die Ehre befiehlt. Das Fraͤulein. Das iſt, ein ehrliches Maͤd- chen, die Sie liebt, nicht ſitzen zu laſſen. Frey- lich J 4
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oder das Soldatengluͤck.
Gedanken, Tellheim. Beſorgten wir ſchon ehe-
mals das ſtaͤrkſte Hinderniß unſrer Verbindung von
ſeiner Seite —
v. Tellheim. Unſerer Verbindung?
Das Fraͤulein. Er iſt Jhr Freund. Er hat
von zu vielen, zu viel Gutes von Jhnen gehoͤrt,
um es nicht zu ſeyn. Er brennet, den Mann
von Antlitz zu kennen, den ſeine einzige Erbinn
gewaͤhlt hat. Er koͤmmt als Oheim, als Vormund,
als Vater, mich Jhnen zu uͤbergeben.
v. Tellheim. Ah, Fraͤulein, warum haben
Sie meinen Brief nicht geleſen? Warum haben
Sie ihn nicht leſen wollen?
Das Fraͤulein. Jhren Brief? Ja, ich er-
innere mich, Sie ſchickten mir einen. Wie war
es denn mit dieſem Briefe, Franciska? Haben
wir ihn geleſen, oder haben wir ihn nicht gele-
ſen? Was ſchrieben Sie mir denn, lieber
Tellheim? —
v. Tellheim. Nichts, als was mir die Ehre
befiehlt.
Das Fraͤulein. Das iſt, ein ehrliches Maͤd-
chen, die Sie liebt, nicht ſitzen zu laſſen. Frey-
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