Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
oder das Soldatenglück.


Mann seyn mag. -- Aber was geht mich das
an? Er ist nicht mein König.
v. Tellheim. Und sonst sagen Sie nichts?
Nichts von Rücksicht auf uns selbst?
Das Fräulein. Sie treten wieder in seine
Dienste; der Herr Major wird Oberstlieutenant,
Oberster vielleicht. Jch gratuliere von Herzen.
v. Tellheim. Und Sie kennen mich nicht
besser? -- Nein, da mir das Glück soviel zurück-
giebt, als genug ist, die Wünsche eines vernünfti-
gen Mannes zu befriedigen, soll es einzig von
meiner Minna ab hangen, ob ich sonst noch jeman-
den wieder zugehören soll, als ihr. Jhrem Dien-
ste allein sey mein ganzes Leben gewidmet! Die
Dienste der Großen sind gefährlich, und lohnen
der Mühe, des Zwanges, der Erniedrigung nicht,
die sie kosten. Minna ist keine von den Eiteln,
die in ihren Männern nichts als den Titel und
die Ehrenstelle lieben. Sie wird mich um mich
selbst lieben; und ich werde um sie die ganze Welt
vergessen. Jch ward Soldat, aus Partheylichkeit
ich weiß selbst nicht für welche politische Grundsätze,
und aus der Grille, daß es für jeden ehrlichen
Mann
oder das Soldatengluͤck.


Mann ſeyn mag. — Aber was geht mich das
an? Er iſt nicht mein Koͤnig.
v. Tellheim. Und ſonſt ſagen Sie nichts?
Nichts von Ruͤckſicht auf uns ſelbſt?
Das Fraͤulein. Sie treten wieder in ſeine
Dienſte; der Herr Major wird Oberſtlieutenant,
Oberſter vielleicht. Jch gratuliere von Herzen.
v. Tellheim. Und Sie kennen mich nicht
beſſer? — Nein, da mir das Gluͤck ſoviel zuruͤck-
giebt, als genug iſt, die Wuͤnſche eines vernuͤnfti-
gen Mannes zu befriedigen, ſoll es einzig von
meiner Minna ab hangen, ob ich ſonſt noch jeman-
den wieder zugehoͤren ſoll, als ihr. Jhrem Dien-
ſte allein ſey mein ganzes Leben gewidmet! Die
Dienſte der Großen ſind gefaͤhrlich, und lohnen
der Muͤhe, des Zwanges, der Erniedrigung nicht,
die ſie koſten. Minna iſt keine von den Eiteln,
die in ihren Maͤnnern nichts als den Titel und
die Ehrenſtelle lieben. Sie wird mich um mich
ſelbſt lieben; und ich werde um ſie die ganze Welt
vergeſſen. Jch ward Soldat, aus Partheylichkeit
ich weiß ſelbſt nicht fuͤr welche politiſche Grundſaͤtze,
und aus der Grille, daß es fuͤr jeden ehrlichen
Mann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIN">
            <p><pb facs="#f0175" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">oder das Soldatenglu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Mann &#x017F;eyn mag. &#x2014; Aber was geht mich das<lb/>
an? Er i&#x017F;t nicht mein Ko&#x0364;nig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Und &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;agen Sie nichts?<lb/>
Nichts von Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf uns &#x017F;elb&#x017F;t?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Sie treten wieder in &#x017F;eine<lb/>
Dien&#x017F;te; der Herr Major wird Ober&#x017F;tlieutenant,<lb/>
Ober&#x017F;ter vielleicht. Jch gratuliere von Herzen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Und Sie kennen mich nicht<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er? &#x2014; Nein, da mir das Glu&#x0364;ck &#x017F;oviel zuru&#x0364;ck-<lb/>
giebt, als genug i&#x017F;t, die Wu&#x0364;n&#x017F;che eines vernu&#x0364;nfti-<lb/>
gen Mannes zu befriedigen, &#x017F;oll es einzig von<lb/>
meiner Minna ab hangen, ob ich &#x017F;on&#x017F;t noch jeman-<lb/>
den wieder zugeho&#x0364;ren &#x017F;oll, als ihr. Jhrem Dien-<lb/>
&#x017F;te allein &#x017F;ey mein ganzes Leben gewidmet! Die<lb/>
Dien&#x017F;te der Großen &#x017F;ind gefa&#x0364;hrlich, und lohnen<lb/>
der Mu&#x0364;he, des Zwanges, der Erniedrigung nicht,<lb/>
die &#x017F;ie ko&#x017F;ten. Minna i&#x017F;t keine von den Eiteln,<lb/>
die in ihren Ma&#x0364;nnern nichts als den Titel und<lb/>
die Ehren&#x017F;telle lieben. Sie wird mich um mich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t lieben; und ich werde um &#x017F;ie die ganze Welt<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en. Jch ward Soldat, aus Partheylichkeit<lb/>
ich weiß &#x017F;elb&#x017F;t nicht fu&#x0364;r welche politi&#x017F;che Grund&#x017F;a&#x0364;tze,<lb/>
und aus der Grille, daß es fu&#x0364;r jeden ehrlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mann</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0175] oder das Soldatengluͤck. Mann ſeyn mag. — Aber was geht mich das an? Er iſt nicht mein Koͤnig. v. Tellheim. Und ſonſt ſagen Sie nichts? Nichts von Ruͤckſicht auf uns ſelbſt? Das Fraͤulein. Sie treten wieder in ſeine Dienſte; der Herr Major wird Oberſtlieutenant, Oberſter vielleicht. Jch gratuliere von Herzen. v. Tellheim. Und Sie kennen mich nicht beſſer? — Nein, da mir das Gluͤck ſoviel zuruͤck- giebt, als genug iſt, die Wuͤnſche eines vernuͤnfti- gen Mannes zu befriedigen, ſoll es einzig von meiner Minna ab hangen, ob ich ſonſt noch jeman- den wieder zugehoͤren ſoll, als ihr. Jhrem Dien- ſte allein ſey mein ganzes Leben gewidmet! Die Dienſte der Großen ſind gefaͤhrlich, und lohnen der Muͤhe, des Zwanges, der Erniedrigung nicht, die ſie koſten. Minna iſt keine von den Eiteln, die in ihren Maͤnnern nichts als den Titel und die Ehrenſtelle lieben. Sie wird mich um mich ſelbſt lieben; und ich werde um ſie die ganze Welt vergeſſen. Jch ward Soldat, aus Partheylichkeit ich weiß ſelbſt nicht fuͤr welche politiſche Grundſaͤtze, und aus der Grille, daß es fuͤr jeden ehrlichen Mann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/175
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/175>, abgerufen am 21.11.2024.