Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, mit dem Geschlechtsnamen, Willig; Franciska Willig. Jch bin auch aus Thüringen. Mein Vater war Müller auf einem von den Gütern des gnädigen Fräuleins. Es heißt klein Ramms- dorf. Die Mühle hat ietzt mein Bruder. Jch kam sehr jung auf den Hof, und ward mit dem gnädigen Fräulein erzogen. Wir sind von einem Alter; künftige Lichtmeß ein und zwanzig Jahr. Jch habe alles gelernt, was das gnädige Fräulein gelernt hat. Es soll mir lieb seyn, wenn mich die Policey recht kennt. Der Wirth. Gut, mein schönes Kind; das will ich mir auf weitere Nachfrage merken. -- Aber nunmehr, gnädiges Fräulein, Dero Ver- richtungen allhier? -- Das Fräulein. Meine Verrichtungen? Der Wirth. Suchen Jhro Gnaden etwas bey des Königs Majestät? Das Fräulein. O, nein! Der Wirth. Oder bey unsern hohen Justitz- kollegiis? Das Fräulein. Auch nicht. Der Wirth. Oder -- Das
Minna von Barnhelm, mit dem Geſchlechtsnamen, Willig; Franciska Willig. Jch bin auch aus Thuͤringen. Mein Vater war Muͤller auf einem von den Guͤtern des gnaͤdigen Fraͤuleins. Es heißt klein Ramms- dorf. Die Muͤhle hat ietzt mein Bruder. Jch kam ſehr jung auf den Hof, und ward mit dem gnaͤdigen Fraͤulein erzogen. Wir ſind von einem Alter; kuͤnftige Lichtmeß ein und zwanzig Jahr. Jch habe alles gelernt, was das gnaͤdige Fraͤulein gelernt hat. Es ſoll mir lieb ſeyn, wenn mich die Policey recht kennt. Der Wirth. Gut, mein ſchoͤnes Kind; das will ich mir auf weitere Nachfrage merken. — Aber nunmehr, gnaͤdiges Fraͤulein, Dero Ver- richtungen allhier? — Das Fraͤulein. Meine Verrichtungen? Der Wirth. Suchen Jhro Gnaden etwas bey des Koͤnigs Majeſtaͤt? Das Fraͤulein. O, nein! Der Wirth. Oder bey unſern hohen Juſtitz- kollegiis? Das Fraͤulein. Auch nicht. Der Wirth. Oder — Das
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Minna von Barnhelm,
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Willig. Jch bin auch aus Thuͤringen. Mein
Vater war Muͤller auf einem von den Guͤtern
des gnaͤdigen Fraͤuleins. Es heißt klein Ramms-
dorf. Die Muͤhle hat ietzt mein Bruder. Jch
kam ſehr jung auf den Hof, und ward mit dem
gnaͤdigen Fraͤulein erzogen. Wir ſind von einem
Alter; kuͤnftige Lichtmeß ein und zwanzig Jahr.
Jch habe alles gelernt, was das gnaͤdige Fraͤulein
gelernt hat. Es ſoll mir lieb ſeyn, wenn mich die
Policey recht kennt.
Der Wirth. Gut, mein ſchoͤnes Kind; das
will ich mir auf weitere Nachfrage merken. —
Aber nunmehr, gnaͤdiges Fraͤulein, Dero Ver-
richtungen allhier? —
Das Fraͤulein. Meine Verrichtungen?
Der Wirth. Suchen Jhro Gnaden etwas
bey des Koͤnigs Majeſtaͤt?
Das Fraͤulein. O, nein!
Der Wirth. Oder bey unſern hohen Juſtitz-
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Das Fraͤulein. Auch nicht.
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