Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
oder das Soldatenglück.


Just. O ja; ich war Reitknecht bey ihm;
aber ich lag im Lazareth.
Franciska. Reitknecht? Und ietzt ist Er?
Just. Alles in allem; Kammerdiener und
Jäger, Läuffer und Reitknecht.
Franciska. Das muß ich gestehen! So viele
gute, tüchtige Leute von sich zu lassen, und gerade
den allerschlechtesten zu behalten! Jch möchte doch
wissen, was Sein Herr an Jhm fände!
Just. Vielleicht findet er, daß ich ein ehrlicher
Kerl bin.
Franciska. O, man ist auch verzweifelt
wenig, wenn man weiter nichts ist, als ehrlich. --
Willhelm war ein andrer Mensch! -- Reisen
läßt ihn der Herr?
Just. Ja, er läßt ihn; -- da ers nicht hin-
dern kann.
Franciska. Wie?
Just. O, Wilhelm wird sich alle Ehre auf
seinen Reisen machen. Er hat des Herrn ganze
Garderobe mit.
Franciska. Was? er ist doch nicht damit durch-
gegangen?

Just.
oder das Soldatengluͤck.


Juſt. O ja; ich war Reitknecht bey ihm;
aber ich lag im Lazareth.
Franciska. Reitknecht? Und ietzt iſt Er?
Juſt. Alles in allem; Kammerdiener und
Jaͤger, Laͤuffer und Reitknecht.
Franciska. Das muß ich geſtehen! So viele
gute, tuͤchtige Leute von ſich zu laſſen, und gerade
den allerſchlechteſten zu behalten! Jch moͤchte doch
wiſſen, was Sein Herr an Jhm faͤnde!
Juſt. Vielleicht findet er, daß ich ein ehrlicher
Kerl bin.
Franciska. O, man iſt auch verzweifelt
wenig, wenn man weiter nichts iſt, als ehrlich. —
Willhelm war ein andrer Menſch! — Reiſen
laͤßt ihn der Herr?
Juſt. Ja, er laͤßt ihn; — da ers nicht hin-
dern kann.
Franciska. Wie?
Juſt. O, Wilhelm wird ſich alle Ehre auf
ſeinen Reiſen machen. Er hat des Herrn ganze
Garderobe mit.
Franciska. Was? er iſt doch nicht damit durch-
gegangen?

Juſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FRA">
            <pb facs="#f0081" n="77"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">oder das Soldatenglu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>O ja; ich war Reitknecht bey ihm;<lb/>
aber ich lag im Lazareth.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Reitknecht? Und ietzt i&#x017F;t Er?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Alles in allem; Kammerdiener und<lb/>
Ja&#x0364;ger, La&#x0364;uffer und Reitknecht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Das muß ich ge&#x017F;tehen! So viele<lb/>
gute, tu&#x0364;chtige Leute von &#x017F;ich zu la&#x017F;&#x017F;en, und gerade<lb/>
den aller&#x017F;chlechte&#x017F;ten zu behalten! Jch mo&#x0364;chte doch<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, was Sein Herr an Jhm fa&#x0364;nde!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Vielleicht findet er, daß ich ein ehrlicher<lb/>
Kerl bin.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>O, man i&#x017F;t auch verzweifelt<lb/>
wenig, wenn man weiter nichts i&#x017F;t, als ehrlich. &#x2014;<lb/>
Willhelm war ein andrer Men&#x017F;ch! &#x2014; Rei&#x017F;en<lb/>
la&#x0364;ßt ihn der Herr?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Ja, er la&#x0364;ßt ihn; &#x2014; da ers nicht hin-<lb/>
dern kann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Wie?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>O, Wilhelm wird &#x017F;ich alle Ehre auf<lb/>
&#x017F;einen Rei&#x017F;en machen. Er hat des Herrn ganze<lb/>
Garderobe mit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker>
            <p>Was? er i&#x017F;t doch nicht damit durch-<lb/>
gegangen?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0081] oder das Soldatengluͤck. Juſt. O ja; ich war Reitknecht bey ihm; aber ich lag im Lazareth. Franciska. Reitknecht? Und ietzt iſt Er? Juſt. Alles in allem; Kammerdiener und Jaͤger, Laͤuffer und Reitknecht. Franciska. Das muß ich geſtehen! So viele gute, tuͤchtige Leute von ſich zu laſſen, und gerade den allerſchlechteſten zu behalten! Jch moͤchte doch wiſſen, was Sein Herr an Jhm faͤnde! Juſt. Vielleicht findet er, daß ich ein ehrlicher Kerl bin. Franciska. O, man iſt auch verzweifelt wenig, wenn man weiter nichts iſt, als ehrlich. — Willhelm war ein andrer Menſch! — Reiſen laͤßt ihn der Herr? Juſt. Ja, er laͤßt ihn; — da ers nicht hin- dern kann. Franciska. Wie? Juſt. O, Wilhelm wird ſich alle Ehre auf ſeinen Reiſen machen. Er hat des Herrn ganze Garderobe mit. Franciska. Was? er iſt doch nicht damit durch- gegangen? Juſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/81
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/81>, abgerufen am 21.11.2024.