Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, ches glücklicher Weise aus seinem schurkischen Be- tragen entstanden. Werner. So wäre es ja wahr, was mir Just gesagt hat? -- (gegen die Seite, wo der Wirth abgegangen) Dein Glück, daß du gegangen bist! -- Er hat ihm wirklich die Zimmer ausgeräumt? -- So einem Manne, so einen Streich zu spielen, weil sich das Eselsgehirn einbildet, daß der Mann kein Geld mehr habe! Der Major kein Geld? Franciska. So? hat der Major Geld? Werner. Wie Heu! Er weiß nicht, wie viel er hat. Er weiß nicht, wer ihm schuldig ist. Jch bin ihm selber schuldig, und bringe ihm ein altes Restchen. Sieht Sie, Frauenzimmerchen, hier in diesem Beutelchen (das er aus der einem Tasche zieht) sind hundert Louisdor; und in diesem Röllchen (das er aus der andern zieht) hundert Dukaten. Alles sein Geld! Franciska. Wahrhaftig? Aber warum versetzt denn der Major? Er ja hat einen Ring versetzt -- Werner. Versetzt! Glaub Sie doch so was nicht. Vielleicht, daß er den Bettel hat gern wollen los seyn. Fran-
Minna von Barnhelm, ches gluͤcklicher Weiſe aus ſeinem ſchurkiſchen Be- tragen entſtanden. Werner. So waͤre es ja wahr, was mir Juſt geſagt hat? — (gegen die Seite, wo der Wirth abgegangen) Dein Gluͤck, daß du gegangen biſt! — Er hat ihm wirklich die Zimmer ausgeraͤumt? — So einem Manne, ſo einen Streich zu ſpielen, weil ſich das Eſelsgehirn einbildet, daß der Mann kein Geld mehr habe! Der Major kein Geld? Franciska. So? hat der Major Geld? Werner. Wie Heu! Er weiß nicht, wie viel er hat. Er weiß nicht, wer ihm ſchuldig iſt. Jch bin ihm ſelber ſchuldig, und bringe ihm ein altes Reſtchen. Sieht Sie, Frauenzimmerchen, hier in dieſem Beutelchen (das er aus der einem Taſche zieht) ſind hundert Louisdor; und in dieſem Roͤllchen (das er aus der andern zieht) hundert Dukaten. Alles ſein Geld! Franciska. Wahrhaftig? Aber warum verſetzt denn der Major? Er ja hat einen Ring verſetzt — Werner. Verſetzt! Glaub Sie doch ſo was nicht. Vielleicht, daß er den Bettel hat gern wollen los ſeyn. Fran-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FRA"> <p><pb facs="#f0094" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ches gluͤcklicher Weiſe aus ſeinem ſchurkiſchen Be-<lb/> tragen entſtanden.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker> <p>So waͤre es ja wahr, was mir<lb/> Juſt geſagt hat? —</p> <stage>(gegen die Seite, wo der Wirth<lb/> abgegangen)</stage> <p>Dein Gluͤck, daß du gegangen biſt! —<lb/> Er hat ihm wirklich die Zimmer ausgeraͤumt? —<lb/> So einem Manne, ſo einen Streich zu ſpielen,<lb/> weil ſich das Eſelsgehirn einbildet, daß der Mann<lb/> kein Geld mehr habe! Der Major kein Geld?</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker> <p>So? hat der Major Geld?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker> <p>Wie Heu! Er weiß nicht, wie viel<lb/> er hat. Er weiß nicht, wer ihm ſchuldig iſt. Jch<lb/> bin ihm ſelber ſchuldig, und bringe ihm ein altes<lb/> Reſtchen. Sieht Sie, Frauenzimmerchen, hier<lb/> in dieſem Beutelchen</p> <stage>(das er aus der einem Taſche zieht)</stage><lb/> <p>ſind hundert Louisdor; und in dieſem Roͤllchen</p><lb/> <stage>(das er aus der andern zieht)</stage> <p>hundert Dukaten. Alles<lb/> ſein Geld!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franciska.</hi> </speaker> <p>Wahrhaftig? Aber warum verſetzt<lb/> denn der Major? Er ja hat einen Ring verſetzt —</p> </sp><lb/> <sp who="#WAC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker> <p>Verſetzt! Glaub Sie doch ſo was<lb/> nicht. Vielleicht, daß er den Bettel hat gern<lb/> wollen los ſeyn.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fran-</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0094]
Minna von Barnhelm,
ches gluͤcklicher Weiſe aus ſeinem ſchurkiſchen Be-
tragen entſtanden.
Werner. So waͤre es ja wahr, was mir
Juſt geſagt hat? — (gegen die Seite, wo der Wirth
abgegangen) Dein Gluͤck, daß du gegangen biſt! —
Er hat ihm wirklich die Zimmer ausgeraͤumt? —
So einem Manne, ſo einen Streich zu ſpielen,
weil ſich das Eſelsgehirn einbildet, daß der Mann
kein Geld mehr habe! Der Major kein Geld?
Franciska. So? hat der Major Geld?
Werner. Wie Heu! Er weiß nicht, wie viel
er hat. Er weiß nicht, wer ihm ſchuldig iſt. Jch
bin ihm ſelber ſchuldig, und bringe ihm ein altes
Reſtchen. Sieht Sie, Frauenzimmerchen, hier
in dieſem Beutelchen (das er aus der einem Taſche zieht)
ſind hundert Louisdor; und in dieſem Roͤllchen
(das er aus der andern zieht) hundert Dukaten. Alles
ſein Geld!
Franciska. Wahrhaftig? Aber warum verſetzt
denn der Major? Er ja hat einen Ring verſetzt —
Werner. Verſetzt! Glaub Sie doch ſo was
nicht. Vielleicht, daß er den Bettel hat gern
wollen los ſeyn.
Fran-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |