Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.oder das Soldatenglück. warten. -- Denn das Wichtigste wäre wohl, ich suchte den Major auf. -- Er will mein Geld nicht, und versetzt lieber? -- Daran kenn ich ihn. -- Es fällt mir ein Schneller ein. -- Als ich vor vierzehn Tagen in der Stadt war, besuchte ich die Rittmeisterinn Marloff. Das arme Weib lag krank, und jammerte, daß ihr Mann dem Major vierhundert Thaler schuldig geblieben wäre, die sie nicht wüßte, wie sie sie bezahlen sollte. Heute wollte ich sie wieder besuchen; -- ich wollte ihr sagen, wenn ich das Geld für mein Gütchen aus- gezahlt kriegte, daß ich ihr fünfhundert Thaler leihen könnte. -- Denn ich muß ja wohl was davon in Sicherheit bringen, wenns in Persien nicht geht. -- Aber sie war über alle Berge. Und ganz gewiß wird sie den Major nicht haben bezahlen können. -- Ja, so will ichs machen; und das je eher, je lieber. -- Das Frauenzim- merchen mag mirs nicht übel nehmen; ich kann nicht warten. (geht in Gedanken ab, und stößt fast auf den Major, der ihm entgegen kömmt) Sie-
oder das Soldatengluͤck. warten. — Denn das Wichtigſte waͤre wohl, ich ſuchte den Major auf. — Er will mein Geld nicht, und verſetzt lieber? — Daran kenn ich ihn. — Es faͤllt mir ein Schneller ein. — Als ich vor vierzehn Tagen in der Stadt war, beſuchte ich die Rittmeiſterinn Marloff. Das arme Weib lag krank, und jammerte, daß ihr Mann dem Major vierhundert Thaler ſchuldig geblieben waͤre, die ſie nicht wuͤßte, wie ſie ſie bezahlen ſollte. Heute wollte ich ſie wieder beſuchen; — ich wollte ihr ſagen, wenn ich das Geld fuͤr mein Guͤtchen aus- gezahlt kriegte, daß ich ihr fuͤnfhundert Thaler leihen koͤnnte. — Denn ich muß ja wohl was davon in Sicherheit bringen, wenns in Perſien nicht geht. — Aber ſie war uͤber alle Berge. Und ganz gewiß wird ſie den Major nicht haben bezahlen koͤnnen. — Ja, ſo will ichs machen; und das je eher, je lieber. — Das Frauenzim- merchen mag mirs nicht uͤbel nehmen; ich kann nicht warten. (geht in Gedanken ab, und ſtoͤßt faſt auf den Major, der ihm entgegen koͤmmt) Sie-
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oder das Soldatengluͤck.
warten. — Denn das Wichtigſte waͤre wohl, ich
ſuchte den Major auf. — Er will mein Geld
nicht, und verſetzt lieber? — Daran kenn ich ihn.
— Es faͤllt mir ein Schneller ein. — Als ich
vor vierzehn Tagen in der Stadt war, beſuchte
ich die Rittmeiſterinn Marloff. Das arme Weib
lag krank, und jammerte, daß ihr Mann dem
Major vierhundert Thaler ſchuldig geblieben waͤre,
die ſie nicht wuͤßte, wie ſie ſie bezahlen ſollte. Heute
wollte ich ſie wieder beſuchen; — ich wollte ihr
ſagen, wenn ich das Geld fuͤr mein Guͤtchen aus-
gezahlt kriegte, daß ich ihr fuͤnfhundert Thaler
leihen koͤnnte. — Denn ich muß ja wohl was
davon in Sicherheit bringen, wenns in Perſien
nicht geht. — Aber ſie war uͤber alle Berge.
Und ganz gewiß wird ſie den Major nicht haben
bezahlen koͤnnen. — Ja, ſo will ichs machen;
und das je eher, je lieber. — Das Frauenzim-
merchen mag mirs nicht uͤbel nehmen; ich kann
nicht warten.
(geht in Gedanken ab, und ſtoͤßt faſt auf
den Major, der ihm entgegen koͤmmt)
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