Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Jhr an das Herz geworfen, Euch da sehr Geschadet haben. Recha. Wie? Jhr hattet Kummer? Und wart mit Euerm Kummer geiziger Als Euerm Leben? Tempelherr. Gutes, holdes Kind -- Wie ist doch meine Seele zwischen Auge Und Ohr getheilt! -- Das war das Mädchen nicht, Nein, nein, das war es nicht, das aus dem Feuer Jch hohlte. -- Denn wer hätte die gekannt, Und aus dem Feuer nicht gehohlt? Wer hätte Auf mich gewartet? -- Zwar -- verstellt -- der Schreck (Pause, unter der er, in Anschauung ihrer, sich wie verliert.) Recha. Jch aber find Euch noch den nemlichen. -- (dergleichen; bis sie fortfährt, um ihn in seinem Anstau- nen zu unterbrechen.) Nun, Ritter, sagt uns doch, wo Jhr so lange Gewesen? -- Fast dürft' ich auch fragen: wo Jhr itzo seyd? Tempelherr. Jch bin, -- wo ich vielleicht Nicht sollte seyn. -- Recha. Wo Jhr gewesen? -- Auch Wo G 4
Jhr an das Herz geworfen, Euch da ſehr Geſchadet haben. Recha. Wie? Jhr hattet Kummer? Und wart mit Euerm Kummer geiziger Als Euerm Leben? Tempelherr. Gutes, holdes Kind — Wie iſt doch meine Seele zwiſchen Auge Und Ohr getheilt! — Das war das Maͤdchen nicht, Nein, nein, das war es nicht, das aus dem Feuer Jch hohlte. — Denn wer haͤtte die gekannt, Und aus dem Feuer nicht gehohlt? Wer haͤtte Auf mich gewartet? — Zwar — verſtellt — der Schreck (Pauſe, unter der er, in Anſchauung ihrer, ſich wie verliert.) Recha. Jch aber find Euch noch den nemlichen. — (dergleichen; bis ſie fortfaͤhrt, um ihn in ſeinem Anſtau- nen zu unterbrechen.) Nun, Ritter, ſagt uns doch, wo Jhr ſo lange Geweſen? — Faſt duͤrft’ ich auch fragen: wo Jhr itzo ſeyd? Tempelherr. Jch bin, — wo ich vielleicht Nicht ſollte ſeyn. — Recha. Wo Jhr geweſen? — Auch Wo G 4
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Jhr an das Herz geworfen, Euch da ſehr
Geſchadet haben.
Recha.
Wie? Jhr hattet Kummer?
Und wart mit Euerm Kummer geiziger
Als Euerm Leben?
Tempelherr.
Gutes, holdes Kind —
Wie iſt doch meine Seele zwiſchen Auge
Und Ohr getheilt! — Das war das Maͤdchen nicht,
Nein, nein, das war es nicht, das aus dem Feuer
Jch hohlte. — Denn wer haͤtte die gekannt,
Und aus dem Feuer nicht gehohlt? Wer haͤtte
Auf mich gewartet? — Zwar — verſtellt — der Schreck
(Pauſe, unter der er, in Anſchauung ihrer, ſich wie verliert.)
Recha.
Jch aber find Euch noch den nemlichen. —
(dergleichen; bis ſie fortfaͤhrt, um ihn in ſeinem Anſtau-
nen zu unterbrechen.)
Nun, Ritter, ſagt uns doch, wo Jhr ſo lange
Geweſen? — Faſt duͤrft’ ich auch fragen: wo
Jhr itzo ſeyd?
Tempelherr.
Jch bin, — wo ich vielleicht
Nicht ſollte ſeyn. —
Recha.
Wo Jhr geweſen? — Auch
Wo
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