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Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

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Er ging, und niemand weiß wohin. -- Ohn' alle
Des Hauses Kundschaft, nur von seinem Ohr
Geleitet, drang, mit vorgespreiztem Mantel,
Er kühn durch Flamm' und Rauch der Stimme nach,
Die uns um Hülfe rief. Schon hielten wir
Jhn für verloren, als aus Rauch und Flamme
Mit eins er vor uns stand, im starken Arm
Empor sie tragend. Kalt und ungerührt
Vom Jauchzen unsers Danks, setzt seine Beute
Er nieder, drängt sich unters Volk und ist --
Verschwunden!
Nathan.
Nicht auf immer, will ich hoffen.
Daja.
Nachher die ersten Tage sahen wir
Jhn untern Palmen auf und nieder wandeln,
Die dort des Auferstandnen Grab umschatten.
Jch nahte mich ihm mit Entzücken, dankte,
Erhob, entbot, beschwor, -- nur einmal noch
Die fromme Kreatur zu sehen, die
Nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank
Zu seinen Füßen ausgeweinet.
Nathan.
Nun?
Daja.
Umsonst! Er war zu unsrer Bitte taub;
Und goß so bittern Spott auf mich besonders ...

Nathan.
Er ging, und niemand weiß wohin. — Ohn’ alle
Des Hauſes Kundſchaft, nur von ſeinem Ohr
Geleitet, drang, mit vorgeſpreiztem Mantel,
Er kuͤhn durch Flamm’ und Rauch der Stimme nach,
Die uns um Huͤlfe rief. Schon hielten wir
Jhn fuͤr verloren, als aus Rauch und Flamme
Mit eins er vor uns ſtand, im ſtarken Arm
Empor ſie tragend. Kalt und ungeruͤhrt
Vom Jauchzen unſers Danks, ſetzt ſeine Beute
Er nieder, draͤngt ſich unters Volk und iſt —
Verſchwunden!
Nathan.
Nicht auf immer, will ich hoffen.
Daja.
Nachher die erſten Tage ſahen wir
Jhn untern Palmen auf und nieder wandeln,
Die dort des Auferſtandnen Grab umſchatten.
Jch nahte mich ihm mit Entzuͤcken, dankte,
Erhob, entbot, beſchwor, — nur einmal noch
Die fromme Kreatur zu ſehen, die
Nicht ruhen koͤnne, bis ſie ihren Dank
Zu ſeinen Fuͤßen ausgeweinet.
Nathan.
Nun?
Daja.
Umſonſt! Er war zu unſrer Bitte taub;
Und goß ſo bittern Spott auf mich beſonders ...

Nathan.
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[8/0016] Er ging, und niemand weiß wohin. — Ohn’ alle Des Hauſes Kundſchaft, nur von ſeinem Ohr Geleitet, drang, mit vorgeſpreiztem Mantel, Er kuͤhn durch Flamm’ und Rauch der Stimme nach, Die uns um Huͤlfe rief. Schon hielten wir Jhn fuͤr verloren, als aus Rauch und Flamme Mit eins er vor uns ſtand, im ſtarken Arm Empor ſie tragend. Kalt und ungeruͤhrt Vom Jauchzen unſers Danks, ſetzt ſeine Beute Er nieder, draͤngt ſich unters Volk und iſt — Verſchwunden! Nathan. Nicht auf immer, will ich hoffen. Daja. Nachher die erſten Tage ſahen wir Jhn untern Palmen auf und nieder wandeln, Die dort des Auferſtandnen Grab umſchatten. Jch nahte mich ihm mit Entzuͤcken, dankte, Erhob, entbot, beſchwor, — nur einmal noch Die fromme Kreatur zu ſehen, die Nicht ruhen koͤnne, bis ſie ihren Dank Zu ſeinen Fuͤßen ausgeweinet. Nathan. Nun? Daja. Umſonſt! Er war zu unſrer Bitte taub; Und goß ſo bittern Spott auf mich beſonders ... Nathan.

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/16>, abgerufen am 21.11.2024.